Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
vorbeigekommen sei, er aber immer noch fest entschlossen sei, den nächsten zu erwischen.
    Abgesehen davon, dass es für die Art des Wartens von Johnny Divine kein Ende gab.
    Ich weiß, dass Sie sich fürchten, sagte Jacob. Aber ich würde ohne mit der Wimper zu zucken den Platz mit Ihnen tauschen. Haha, das sollte witzig sein.
    Roby nickte.
    Wir seh’n uns bei der Aufbahrung, sagte Jacob.
    Roby nickte.
    Und bringen Sie meine Familie mit, fügte Jacob hinzu.
    »Ich werde Sie nicht hängen lassen«, sagte Roby.
    Nein, sagte Jacob. Da hätte der alte Barnaby was dagegen.
    Roby antwortete nicht, sondern blickte auf die Uhr und ihren langsamen Countdown bis zum Morgen.
    Ein Witz, sagte Jacob. Er muss mich doch begraben, verstehen Sie?
    Robys Sinn für Humor war nicht in der besten Verfassung. »Schlafen Sie gut.«
    Jacob sagte, er werde sich bemühen.
    Roby ging zur Tür. Seine Füße waren schwer wie Grabsteine.
    Und, Roby ...
    Roby drehte sich um und blickte auf die bleiche Leiche, den unbeweglichen Mund, die eingefallenen Wangen.
    Vergessen Sie nicht abzuschließen, sagte Jacob. Wir wollen doch nicht, dass etwas gestohlen wird.

 
     
    IX.
    Beim ersten Mal war es dunkel gewesen, ungefähr drei Uhr morgens – die Zeit, zu der sogar die Kreaturen der Nacht stinkfaul waren und die Morgendämmerung unendlich weit entfernt schien. Irgendwo im Hinterland hatte Roby eine falsche Abzweigung genommen, am Kaff Mule Camp vorbei, das früher mal ein Zwischenstopp der alten Virginia Creeper Eisenbahnlinie gewesen war. Die Stadt war mit dem Ende der Dampflokomotiven so ziemlich ausgestorben, aber ein paar Leute hielten noch immer Läden in der Gegend am Laufen. Roby hatte sich hier schon seit Jahren nicht mehr herumgetrieben, nicht mehr, seit er die Bogenjagd auf Rotwild aufgegeben hatte, aber in dieser Nacht hatte er getrunken und war darauf versessen gewesen, das Gaspedal durchzutreten.
    Er fuhr an einer alten Tankstelle vorbei, an die er sich nicht erinnern konnte. Irgendetwas an ihr, vielleicht ihr plötzliches Erscheinen, ließ ihn auf die Bremse treten. Die Art, wie sie weiß wie ein Schädel im Mondlicht leuchtete, mit Fenstern, die nur dunkle Löcher waren, und Wänden aus Betonschalstein, die mit Rost und Rissen überzogen waren. Er verlor die Kontrolle und rutschte von der Straße, knallte gegen einen Baum und schlug mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe. Es grenzte an ein Wunder, dass er nicht sofort tot war.
    Er stieg aus seinem Pick-up, und dann sah er zum ersten Mal den alten Mann im Schatten sitzen.
    Das war die Nacht, die sein Leben veränderte.
    Heute Nacht, als er neben der Tanksäule anhielt, die so alt war, dass man noch mit der Hand pumpen musste, saß die gleiche Gestalt an ihrem üblichen Platz in einem verbogenen Schaukelstuhl. Roby hatte das Gefühl, dass diese Seite der Straße, wenn er unerwartet am Tage vorbeikäme, öde und leer sein würde oder er allenfalls ein paar verkümmerte Strauchkiefern vorfände. Er glaubte außerdem, dass die Tankstelle auch an anderen Stellen gefunden werden konnte, an anderen dunklen Straßenabschnitten, die ins Nirgendwo führten. Dieselbe Tankstelle, derselbe alte Mann.
    »Habe Sie erwartet«, sagte Johnny Divine. Seine Augen glänzten, das einzige sichtbare Element seines dunklen Gesichts.
    »Ich habe, was Sie wollten«, sagte Roby. Er zog den Koffer vom Beifahrersitz, stieg aus dem Pick-up und ging über die zerbröckelnde alte Asphaltstraße.
    »Das ist nicht, was ich will, Mr. Snow«, sagte der alte Mann. »Sondern was Sie brauchen.«
    »Ich brauche das nicht. Ich habe nie darum gebeten.«
    Johnny Divines Lachen schlängelte sich aus dem Schatten, um die angeschlagenen Ecken des flachen Gebäudes herum, vom Mond herab und vom kalten Boden hoch. »Aber sicher haben Sie das. Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Sie sagten, Sie würden alles tun.«
    »Das hab ich damals nicht so gemeint.«
    Die krächzende Stimme klang beinahe traurig. »Das sagen alle. Ich denke, wenn man es genau nimmt, dann meinen sie es wirklich nie so.«
    Roby streckte ihm den Koffer hin. »Hier.«
    Johnny Divine nahm ihn nicht. Nach einer Weile stellte Roby den Koffer neben Johnnys Mokassins und trat ein paar Schritte zurück. Er hörte ein klopfendes Geräusch, dann sah er, dass Johnny mit seinem Stock an den Koffer stieß.
    »Sind Sie sicher, dass das der richtige ist?«, fragte Johnny.
    »Barnaby hat ihn als Sonderlieferung geschickt«, antwortete Roby. »Ganz frisch.«
    »Hmm.«

Weitere Kostenlose Bücher