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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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misstrauisch. »Was ist das?«
    »Für Sie.«
    Sie blickte seine Hand an, als ob er eine Schlange hielt. »Was ist das?«
    »Essen Sie.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Essen Sie das. Ihr Dad wollte es so.« Er verwendete die Vergangenheitsform, um es für sie leichter zu machen.
    Ihr Dad will es so. Weil er Sie geliebt hat und Sie ihn im Gegenzug auch lieben müssen.
    »Ich esse das nicht. Was auch immer es ist.«
    »Kuchen. Er ist gut.«
    Sie blickte den Pfad entlang bis zum Haus, das ihr nun wahrscheinlich hundert Meilen entfernt zu sein schien. »Ich bin sicher, dass er gut ist. Weil ihn Beverly Parsons gebacken hat, oder?«
    Roby lächelte, aber das Lächeln fühlte sich falsch auf seinem Gesicht an. Er presste die Lippen zusammen. »Sie hat ihn speziell für Ihre Familie gebacken. Sie werden doch nicht ihre Gefühle verletzen wollen? Das wäre überhaupt nicht nachbarschaftlich.«
    »Und was ist mit meinen Gefühlen, Roby? Sie haben kein Recht, mich so zu erschrecken. Sie sind ein echter Widerling, wissen Sie das?«
    »Essen Sie. Es ist gut für Sie.«
    »Nein.« Sie zog sich tiefer in die Dunkelheit zurück, auf der Suche nach einer Möglichkeit, auf dem Pfad zurück zum Haus zu fliehen.
    »Ihr Daddy will es so.«
    »Lassen Sie mich in Frieden.«
    »Sie werden nicht schreien. Weil ich es dann erzählen würde.«
    »Was erzählen?«
    »Von ihrem Geschenk an Alfreds fünfzehntem Geburtstag. Hinter der Scheune.«
    Sie schwieg. Es gab nichts, was sie sagen konnte.
    Roby hielt ihr den Klumpen Kuchen hin.
    »Niemand ...« Ihre Stimme war wie ein kühler Wind über Eis. »Niemand hat etwas gesehen.«
    »Familiengeheimnisse. Wir behalten sie in der Familie.«
    »Niemand hat etwas gesehen.«
    »Doch, jemand hat etwas gesehen. Woher sollte ich es sonst wissen?«
    »Niemand hat etwas gesehen.«
    »Ihr Daddy hat es gesehen. Und er hat mir alles erzählt. Letzte Nacht.«
    Ihre Worte waren wie schrille Töne, die durch das Reiben eines Fingers auf dem nassen Rand eines Kristallglases entstehen, ungleichmäßig und durchdringend. »Mein Daddy war tot letzte Nacht.«
    »Ich weiß.«
    »Mein Daddy war tot und niemand hat etwas gesehen und Sie sind verrückt. Sie und Ihr Kuchen können zur Hölle fahren.« Sie sprang nach vorn und schlug nach seiner Hand.
    Der Kuchen flog von Robys offener Handfläche, fiel durch die Blätter im Gebüsch und landete mit einem platschenden Geräusch im Wasser. Mit den Armen fuchtelnd und kreischend bahnte sich Marlene den Weg an Roby vorbei. Er betrachtete im Mondlicht seine leere Handfläche, dann beobachtete er, wie Marlene kleiner und dunkler wurde, bis sie nur noch ein bewegter Schatten war. Schließlich zeichnete sich ihre Gestalt vor der beleuchteten Fliegengittertür ab. Sie ging ins Haus und knallte die Tür zur Küche zu.
    Nachdem er eine Minute dem Plätschern des Baches gelauscht hatte, ging Roby zu seinem Pick-up, ließ den Motor an und machte sich auf den Weg zu Clawsons Bestattungsinstitut.

 
     
    XIII.
    Der Versorgungsraum bei Clawson war düster, still und feuchtkalt wie ein Keller. Der Raum roch wie Barnaby, oder vielleicht war es umgekehrt. Roby wusste, dass der Tod in einen eindringen konnte, seinen Weg durch die Poren fand, die Kehle hinab und in die Lungen kroch, sich in die Augen schmuggelte und ins Gehirn vordrang. Der Tod konnte einen umgeben und ersticken. Der Tod konnte einen erstarren lassen. Er konnte einen anschwellen und schrumpfen lassen. Der Tod konnte alles, er konnte einem das Gesicht verändern, einem ein breites Grinsen verpassen, einen an bestimmte Orte bringen und Türen öffnen.
    Aber zuerst musste man ihm die Hand schütteln.
    Jacob Ridgehorn sah gut aus. Ein Musterbeispiel für Barnabys Fähigkeiten. Die Wangen waren weich und rosa, die Augen friedlich geschlossen, die Lippen voll. Im Licht des Versorgungsraums schien seine Stirn leicht wächsern zu glänzen. Die wenigen Haare waren sorgfältig gekämmt, viel ordentlicher, als sie es jemals im Leben gewesen waren.
    Roby sah auf die Uhr über der Werkbank. Dabei ignorierte er bewusst die scharfen Instrumente, chirurgischen Sägen, Fäden und Leim und Knöpfe und Gummiblasen. Große Plastikbehälter mit Chemikalien waren am Boden unter der Werkbank aufgereiht. Ein langer Tisch aus Edelstahl stand in der Mitte des Raums.
    Es war fast Mitternacht.
    Roby hörte den Nagetieren im Lagerraum zu und wartete.
    Jacobs Körper verkrampfte sich, als sich die beiden dünnen Zeiger der Uhr direkt zum Himmel

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