Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
die Kuchenbäckerin.
»Wirklich gut«, sagte Roby. »Vorzüglich.«
Anna Beth blickte ihn verwirrt an. Marlene, die sich von Harold Komplimente über ihr Aussehen hatte machen lassen, entfernte sich vom Rest der Familie. Harold folgte ihr wie ein Hund einem Eimer mit Hühnergedärmen.
»Geht es Ihnen gut, Roby?«, fragte Sarah. »Sie sehen ein wenig krank aus.«
»Ja.« Der Schweiß auf seiner Stirn war so dick, dass er sich in Rinnsalen sammelte. »Ich denke, ich könnte ein wenig frische Luft vertragen.«
»Soll ich mit Ihnen kommen?«, fragte Alfred.
»Nein, es wird schon. Beerdigungen machen mir immer zu schaffen, das ist alles.«
»Ich verstehe Sie«, sagte Anna Beth. »Ich konnte letzte Nacht kaum schlafen. Ich dachte immer, dass ich Daddy draußen in der Scheune höre. Erinnerst du dich, Alfred, an das Lied, das er immer summte, wenn er die Kühe gemolken hat?«
Alfreds Augen wanderten zu Marlene, so schnell, dass es niemandem außer Roby auffiel. »Ja. Ich denke, jeder hat seine persönlichen Erinnerungen. Ich für meinen Teil bin mitten in der Nacht aufgewacht und dachte, dass ich den Traktor im Maisfeld höre.«
Bei der Erwähnung des Wortes »Traktor« unterbrach Buck sein Gespräch mit Sarah und fragte: »Es hat ihn doch niemand gestohlen, oder?«
Sarah packte Buck am Arm und zog ihn zum Fenster. «Jetzt fang nur nicht wieder damit an.«
Roby wurde von einer Welle des Schwindels gepackt, so als ob sich die Kapelle plötzlich von der Erdoberfläche losgerissen hätte und nun in den Wolken schwebte. Der kräftige, süßliche Duft der Blumen brachte seinen Magen durcheinander. Roby fasste nach Alfred, um nicht zu Boden zu sinken.
»Kommen Sie«, sagte Alfred. »Ich helfe Ihnen nach draußen.«
Alfred sagte kein Wort und kicherte nicht einmal, als er Roby dabei half, sich draußen auf die Betonstufen zu setzen, die zum Bestattungsinstitut führten. Der Abend war herbstlich kühl, und als sich Roby gegen das schmiede eiserne Geländer lehnte, trocknete sein Schweiß und er fühlte sich klamm. Auf dem Parkplatz standen zwei Männer, die er nicht kannte, und rauchten. Das orangene Leuchten ihrer Zigaretten gewann mit jedem Zug an Intensität. Clawsons Bestattungsinstitut befand sich auf einem kleinen Hügel. Darunter lag Barkersville, ein einziges Gewirr aus Stromleitungen, Straßenlaternen und Haufen abgenutzter Backsteine.
»Sie haben kein Recht, Ihre Nase in Familienangelegenheiten zu stecken«, sagte Alfred.
»Ich habe es versprochen«, sagte Roby und rieb sich die Augen.
»Wie haben Sie es herausgefunden?«
»Ihr Daddy hat es mir gesagt.«
»Schwachsinn. Dort war niemand außer mir und Marlene und …«
»Sie haben ihn nicht kommen gehört, oder? Ich tippe nein. Wahrscheinlich haben Sie zu laut geatmet. Oder vielleicht haben Sie ihr nette Sachen ins Ohr geflüstert. Sagen Sie mir, wie haben Sie sie genannt? War es ›Oh, Marlene‹ oder hat sie von Ihnen verlangt, dass Sie sie ›Schwester‹ nennen?«
»Sie Schwein.«
»Keine Sorge. Ich werde es niemandem erzählen.«
»Es ist nicht passiert. Und halten Sie sich von Marlene fern. Lassen Sie sie in Ruhe.«
»Ich hab doch gesagt, dass ich es nicht weitererzählen werde. Wir wollen doch nicht, dass Cindy Parsons davon erfährt, oder?«
»Daddy ist tot. Er kann es niemandem erzählen. Und überhaupt, wer würde Ihnen glauben? So ziemlich jeder denkt, dass Sie einen an der Schüssel haben«
»Ich denke, wir haben beide unsere Geheimnisse, nicht wahr?«
Alfred schwieg, während ein älteres Paar die Treppe hinunterzitterte und in seinen Ford stieg. Die beiden Männer hatten ihre Zigaretten zu Ende geraucht und atmeten zum letzten Mal grauen Rauch aus, bevor sie ihre Jacketts zuknöpften und sich wieder auf den Weg nach drinnen machten. Einer von ihnen sagte: »Mein Beileid, Alfred.«
»Danke, Mr. Adams.«
Als sich die Tür des Bestattungsinstituts wieder geschlossen hatte, sagte Roby: »Es gibt einen Weg, wie Sie mich für immer zum Schweigen bringen können.«
»Zum Teufel, ja. Ich kann Ihnen eine japanische Kugel in den Kopf jagen und Sie irgendwo da draußen verbuddeln.«
Roby hätte ihm fast geraten, dass er das ruhig ausprobieren könne, um zu sehen, ob Geheimnisse, die man mit ins Grab nahm, auch tatsächlich dort blieben. Stattdessen fummelte er in seiner Tasche herum, bis er etwas Trockenes, Klumpiges berührte.
Nein. Falsche Tasche.
Er griff in die Innentasche seines Jacketts und brachte das zum Vorschein, was ihm Barnaby
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