Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
liebst. Schütze unsere Augen vor bösen Visionen und verschließe unsere Ohren vor den Rufen der falschen Propheten. Erlaube uns, die Opfer zu bringen, die du benötigst, damit wir keinen Schritt vom rechten Pfad abweichen. Bewahre uns und beschütze uns bis in die vierte Generation. Amen.«
Und möge Archer seine Sache richtig machen , fügte sie still hinzu, während die anderen ihr »Amen« wiederholten.
»Sind wir jetzt damit fertig?«, fragte Sonny, während er eine weitere Zigarette hervorzog.
»Vielleicht werden wir niemals damit fertig sein,« sagte Mama Bet.
»Wenn Jesus Christus, unser Herr, uns eine Aufgabe gibt, müssen wir sie zu Ende bringen.«, verkündete Haywood.
Armer Haywood. Hat die Albernheiten des Neuen Testaments mit Haut und Haaren geschluckt. Aber Archer wird schon dafür sorgen, dass ihm bald ein Licht aufgeht.
Stepford spuckte den Stamm einer Pappel an. »Komm, Sonny, ich hab Durst«, sagte er. Er drehte sich um und fing an, den Pfad hinunterzugehen, der zum ausgefahrenen Feldweg führte. Sie hatten ihre Autos am Anfang des Pfads geparkt.
»Wart ’nen Moment«, rief Sonny. Er wandte sich an Mama Bet: »Müssen wir morgen Nacht in die rote Kirche kommen?«
»Das hab ich doch gesagt, oder?«
Er blickte finster den Waldboden an. »Es ist nur so, dass man überhaupt keine Zeit mehr hat, mal richtig einen drauf zu machen, bei all dem Verbeugen und Hinknien und Beten.«
»Nun, Mr. Absher, du kannst gerne auf direktem Weg in die Hölle fahren, wenn du möchtest. Aber es geht nicht um dich, oder?«
Er blickte das kleine, überwucherte Grab an.
»Der Stein ist weggewälzt«, sagte Mama Bet. »Wir müssen alle Opfer bringen.«
Sonny verzog seinen dünnen Mund. »Nun, vielleicht müssen wir dem Ruf folgen, aber das heißt noch nicht, dass wir es gerne tun müssen.«
Er drehte sich um und eilte Stepford hinterher. Seine Stiefel wirbelten Blätter auf. Haywood trat zu Mama Bet und nahm ihren Arm. »Komm, Mama Bet«, sagte er. »Wir bringen dich nach Hause, damit du dich ausruhen kannst.«
Sie lächelte ihn an, dann Noreen, schließlich sogar Nell. Die Gemeinde. Nun, zumindest ein Teil davon. Diese Noreen war so hübsch in ihrem Osterkleid, das die Farbe von Rotkehlcheneiern hatte. Fast schon schade, dass so etwas Schönes auf der Strecke bleiben musste.
Denn ein hübsches Gesicht verdeckt nur das Hässliche, das sich darunter verbirgt, nicht wahr?
»Ja, ich denke, dass wir uns alle besser ein wenig ausruhen«, sagte sie. »Große Prüfungen werden kommen.«
Der Himmel schien bei ihren Worten etwas dunkler zu werden oder vielleicht hatte sich Gott in den Bäumen niedergelassen und seine Finger ausgestreckt, um einen Schatten auf ihre Augen zu legen. Er hatte eine Vorliebe dafür, die Dinge im Unklaren zu lassen. Manchmal fragte sie sich, ob er sie liebte, ob er überhaupt irgendjemand von ihnen liebte. Oder gaukelte er das nur vor, damit er die Dinge bekam, die er wollte, zum Beispiel Liebe?
Haywood führte sie den Bergpfad entlang bis zu ihrem Zuhause, dem Geburtsort des zweiten Sohns.
Kapitel 7
Linda beobachtete, wie die Sonne auf den Grad von Buckhorn Mountain hinabkroch. Nur noch ein paar Stunden. Sie überlegte sich, wie sie sich davonschleichen konnte, ohne dass die Jungen es merkten. Sie wünschte sich fast, dass David geblieben wäre. Er schluckte Lügen leichter als die Jungs.
Sie wandte sich von der Tür ab und ging zurück in die Küche. Timmy würde hungrig sein, wenn er von den Arbeiten hereinkam. Sie konnte ihn durch das Fenster über dem Spülbecken sehen, wie er mit seiner Hacke die braune Erde des Gartens bearbeitete. Der Kohl, die Erbsen und die Kartoffeln waren gesät und bald würde es Zeit sein, Mais und Gurken zu pflanzen. Sie wusste nicht, wie sie die Farm allein bewirtschaften konnte. Auch wenn die Felder zum Heumachen vermietet waren, nahm der Garten eine Menge im Rücken schmerzender Zeit und Opfer in Anspruch.
Opfer.
Archer sagte immer, Opfer seien die Währung Gottes.
Linda biss sich auf die Lippe. Tränen traten ihr in die Augen und sie wusste nicht, ob sie von Kummer oder Freude verursacht wurden. Die Gemeinde würde im nächsten Leben und bis in die vierte Generation gedeihen, aber es war schwer, die Dinge in dieser Welt loszulassen. Es gab auch hier Freuden: ihre Kinder und manchmal sogar David, ein Morgenspaziergang im feuchten Gras, oder während eines Gewitters in einer Scheune stehen und dem Geprassel des Regens auf dem Blechdach
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