Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
die Verbrecherdatenbanken durchzugehen waren die Methoden, um Verbrechen zu lösen, nicht im Wald herumschnüffeln. Aber sie musste zugeben, dass sie die am Schreibtisch mit ihren Berichten verbrachte Nacht der Lösung der beiden Mordfälle auch nicht näher gebracht hatte.
Wo war das Motiv?
Das war eine der ersten Lektionen für Morduntersuchungen: finde das Motiv und du wirst den Mörder finden. Aber sie hatte es mit einem abgebrannten Trinker zu tun, der auf dem Friedhof verstümmelt wurde, und einem Farmer, dessen Kopf man mit einem Vorschlaghammer eingeschlagen hatte. Soweit man sehen konnte, kam Raub in keinem der beiden Fälle als Motiv in Frage. Überhaupt war die einzige Gemeinsamkeit zwischen den beiden Opfern, dass sie beide in der Gegend um Whispering Pines lebten.
Nein, das war nicht die einzige Verbindung. Es gab noch mehr von dem, was sie als VGZ bezeichnete – verdammt große Zufälle. Und die meisten dieser Zufälle standen im Zusammenhang mit der alten Kirche.
Ihr Erwerb durch McFall. Frank, der ihr sein Herz ausschüttete und von der Tragödie erzählte, die er dort in seiner Kindheit erlebt hatte. Sogar die Gespenstergeschichten schienen irgendwie ein Warnsignal zu sein, auch wenn sie nicht einmal in einer Million Jahre zugeben würde, dass sie ihnen das kleinste bisschen Glauben schenkte.
Storie sah aus dem Fenster. Der Himmel war gerade dabei, hinter Barkersville eine rosa Farbe anzunehmen. Die Hauptstraße lag noch im Dunkeln, die Backsteingebäude kalt und leer im Moment der Morgendämmerung. Ein paar Fahrzeuge fuhren auf der Straße, die meisten von ihnen Pick-ups mit Gerätschaften auf der Ladefläche. Menschen auf dem Weg zur Arbeit, eine weitere Woche, die es vor dem nächsten Zahltag zu überstehen galt, und dann zwei weitere Tage, um zu vergessen, dass das alles am kommenden Montag wieder von vorne anfing.
Die Handelskammer verschickte Hochglanzbroschüren, die verkündeten: Hier oben hat das Leben ein anderes Tempo . Der Gedanke war, reiche Touristen mit dem Versprechen von Schaukelstühlen auf der Veranda und sanften, vom Fluss herüberziehenden Brisen anzulocken. Natürlich, wenn sie erst einmal hier waren, waren sie nach zwei Tagen zu Tode gelangweilt und ließen dann ein paar tausend Dollar in den örtlichen Kunsthandwerksläden und Restaurants. Was für ein anderes Tempo.
Warum bist du dann hier?
Sie kaute an ihrem Bleistift. Warum zur Hölle war sie hier? Als sie von der Metropolpolizei und dem Großstadtverbrechen flüchtete, wollte sie ein Leben finden, das so ländlich wie möglich war. Vielleicht hatte sie gedacht, dass das ein einfacher Ort sein würde, um Erfahrungen zu sammeln, in der Hierarchie ein wenig nach oben zu klettern und dann ins Rennen um den Posten des Sheriffs einzusteigen.
Sie hatte immer ihr eigenes Revier haben wollen. Storie wollte es so sehr, wie es andere Menschen nach Sex oder Ruhm oder einer Familie verlangte. Verbrechen von großem öffentlichem Interesse zu lösen war nur ein Mittel zu diesem Zweck. Aber sie hatte auch dieses furchteinflößende Verlangen entwickelt, Frank Littlefield zu verstehen, hinter seine beruflich-distanzierte Fassade und seine guter-alter-Kumpel-Manier zu blicken und zu verstehen, wer zum Teufel er war.
Sie wusste nicht viel über ihn. Sie wusste auch nicht genug über die rote Kirche oder Archer McFall. Es war an der Zeit, das zu ändern. Sie schnappte sich die Schlüssel vom Schreibtisch und schenkte sich eine letzte Tasse Kaffee ein.
Sie drückte einen Knopf auf ihrem Sprechgerät. »Einheit zwei ist im Dienst.«
»Verstanden«, erklang die Stimme der diensthabenden Sprecherin der Leitstelle.
Sie schnallte ihr Schulterhalfter an, bevor sie ihre Jacke anzog. Der Revolver Kaliber .38 an ihrem Brustkorb gab ihr ein behagliches Gefühl. Als sie nach draußen ging, wurde sie von dem feuchten Geruch des Lebens überrascht: Lilien, die aus ihren Schlafanzügen krochen, die Vogel-Kirsche vor der Bibliothek schneeweiß mit Blüten, Vögel, die auf Ästen und Strommasten zwitscherten. Sie atmete tief ein und ließ ihren Blick über die Berge schweifen.
Auf den Hügeln befanden sich Häuser, in denen Menschen lebten, die genauso tief verwurzelt waren wie die alten Wälder hier. Aus einigen der Kamine wand sich Rauch, trotz der Wärme des Morgens. Diese Menschen unterschieden sich nicht von den Stadtbewohnern, unter denen sie aufgewachsen war. Sie träumten, während sie schliefen, und die Träume lösten sich auf, wenn
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