GU Mein Gluecksrezept
merken, dass Sie jeden Tag freier und stärker werden.
FRÜHER WAR ALLES … VIEL SCHLIMMER!
Ein wichtiges Vorbild ist mir die Nachkriegsgeneration. Unsere Eltern und Großeltern nach dem Krieg hatten gar keine andere Wahl, als tapfer und unerschütterlich weiterzumachen. Sie mussten die Schmerzen der Kriegsjahre hinter sich lassen und durften sich von ihrer Sorge, wie es weitergehen soll, nicht lähmen lassen. Sie haben gekämpft wie die Wahnsinnigen. Meine Großmutter war außerordentlich gut organisiert: In ihrem Haushalt gab es nichts Überflüssiges, keinen Nippes, keine überquellenden Schränke. Ich mochte ihr Haus, das immer gepflegt und nüchtern wirkte. Dort fühlte ich mich geborgen. Es war ein Ort zum Ausruhen, aber auch einer, an dem schon in meiner Kindheit viele meiner Ideen für die Zukunft entstanden sind.
Unsere Großeltern hatten nicht nur eine traumatische Vergangenheit zu verkraften, sie waren auch gefordert, ihren Familien eine neue Lebensgrundlage zu schaffen und das Land wiederaufzubauen. Ich bin fest überzeugt, dass die Reduktion auf das Wesentliche in den Aufbaujahren sehr geholfen hat, im Chaos den Überblick zu bewahren, sich zu besinnen und neue Wege zu beschreiten.
Das Grundprinzip ist einfach: Haltung bewahren, um im Handeln zu bleiben. Das funktioniert allerdings nur auf der Basis eines gewissen Spielraums, den sich jeder in seinem direkten Umfeld schaffen kann und muss.
NEUES BRAUCHT FREIRAUM
Um auf neue Ideen zu kommen und Zielsetzungen zu formulieren, brauchen Sie Freiraum im Kopf und um sich herum. Den habe ich mir verschafft, als ich unvorbereitet mit der Krebsdiagnose konfrontiert war. Wir haben alles Unnötige entsorgt, Möbel, Urlaubsmitbringsel, Kleinkram aller Art. Ein leerer Keller, kaum etwas auf dem Dachboden – das ist bis heute so, und auch nach vier Jahren im neuen Haus sind die Wände einfach weiß wie die Türen und die Fliesen. Wir haben keinen Teller zu viel. Das Wort »Aufheben« haben wir auch gleich entsorgt.
Loslassen kostet Überwindung. Aber es hilft enorm. Machen Sie’s wie ich: Werfen Sie Ballast ab und bringen Sie Ihr Leben in die Balance. Es ist einfacher als Sie denken, und Sie werden es lieben. Fangen Sie irgendwo an: mit dem Keller, dem Schreibtisch oder Ihrem Kleiderschrank. Altkleider und Krimskrams geben Ihnen keinen Schutz oder Halt. Tun Sie’s, ohne groß nachzudenken oder gar zu grübeln. Haben Sie kein schlechtes Gewissen und lassen Sie diese Bürde bewusst los. Kaum etwas ist so bedeutungsvoll, dass Sie es vermissen werden.
Denken Sie mal an Ihre Kindheit zurück: Es waren doch die allersimpelsten Dinge, die am meisten Freude machten. Wenn meine Kinder im Garten spielen, freuen sie sich den einfachsten Sachen und sind überglücklich damit. Ist es nicht wundervoll, wie sie sich für ganz Gewöhnliches begeistern? Das ist die Natur der Kinder. Aber es dauert nicht lange, und Pflichten, Konventionen und Kompromisse machen unser Leben immer komplizierter. Geben Sie etwas davon ab. Alles zugleich ist zu viel für Sie alleine. Gehen Sie zurück in Ihre Kindheit, drehen Sie die Zeitmaschine zurück, und Sie werden wieder die magischen Momente der Kindheit erleben.
Werfen Sie Beschwernisse ab. Sie werden spüren, wie gut das tut, und Lust auf mehr haben – auf mehr vom Weniger. Sie werden glücklicher sein mit weniger Besitz. Sie werden gelassener sein. Es werden wieder Wunder geschehen wie in Ihrer Kindheit.
KONZENTRATION AUF DAS WESENTLICHE
Vereinfachen, Maßhalten und Loslassen, und zwar in jeder Hinsicht – das ist Thema dieses Kapitels. Entrümpeln Sie Ihr Leben, denn das Zuviel bremst Sie. In einer Krise ist nicht nur Haltung gefragt, sondern auch die Fähigkeit, sich aus Zwängen und Hemmnissen zu befreien. Das können Verpflichtungen sein, auf die Sie eigentlich keine Lust mehr haben, Abhängigkeiten und Gewohnheiten wie zu viel Fernsehen, zu viel planloses Surfen und Chatten im Web, aber auch Hobbys, die sich überlebt haben, die Ansprüche anderer oder auch Menschen, die einem nicht gut tun …
Eine kritische Lebenslage kann Sie mattsetzen und lähmen. Das bringt der Schock mit sich. Die Situation war noch nie da, und Sie wissen nicht, wie Sie mit ihr umgehen sollen. Sie haben Angst. »Angst essen Seele auf« heißt es bei Fassbinder. Sie nagt am Selbstwert und treibt einen ins Selbstmitleid. Was hat das mit dem Vereinfachen zu tun? Sie müssen sich Ihrer Angst stellen. Sie kommen nicht dran vorbei, also müssen Sie da durch.
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