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Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst

Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst

Titel: Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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fragte die Bedienung, die unvermittelt an Vivis Tisch auftauchte.
    Vivi fuhr erschrocken zusammen und hätte beinahe auf Englisch geantwortet. Gerade noch rechtzeitig schüttelte sie den Kopf und setzte den verständnislosen Blick einer ausländischen Touristin auf. »Espresso?«, fragte sie und hoffte, dass dieses eine länderübergreifende Wort genügte.
    »Einfach oder doppelt?«
    Sie hob eine Schulter und lächelte. »Niente inglese.« Nix Englisch. »Solo un espresso.«
    Die Kellnerin nickte. »Dann bringe ich Ihnen einen einfachen.«
    Vivi lächelte ihr zu, gerade als Emmanuel die Akte aufschlug; es war dieselbe, von der sie in der Bank Fotos gemacht hatte. Was war außer Besitzurkunden noch da drin?
    »Scusami«, entschuldigte sie sich in ihr Telefon und kramte dann in den Tiefen ihres Gedächtnisses nach der italienischen Entsprechung für »Was hast du gerade gesagt?«. »Cosa stavi dicendo?«
    Währenddessen nahm er ein gefaltetes Stück Papier aus dem Hefter. Ein Dokument, das sie weder wahrgenommen noch abfotografiert hatte. Er faltete es auseinander, und sie warf verstohlen einen Blick darauf.
    Eine Blaupause, viel kleiner als die, die sie sich an diesem Morgen angesehen hatte. Vielleicht eine verkleinerte Kopie.
    »Hier lässt du sie raus, und hier werden sie abgeholt.«
    »Unter der Erde?«, fragte der andere Mann und bedeutete Emmanuel, leiser zu sprechen.
    Was war unter der Erde? Die Übergabestation für die Sexsklaven?
    Sie wechselte das Handy-Ohr und machte eine Halbdrehung, um Emmanuel aus dem Augenwinkel beobachten zu können.
    Gott, sie musste unbedingt ein Foto machen. Von den beiden. Sie fuhr mit dem Daumen über die Innenseite ihres BlackBerrys und rief sich die Tastatur ins Gedächtnis. Keine Chance, das Icon für die Kamera zu finden, ohne hinzugucken.
    Okay, dann würde sie einfach weiter aufnehmen und sich auf die Kernaussagen konzentrieren.
    »Die nächste Lieferung wird in weniger als einer Stunde da sein«, sagte Emmanuel.
    »Aus Laos?«
    Emmanuel nickte. »Leider fast nur Mädchen.«
    Ihr drehte sich der Magen um. Das war die Kernaussage, in ihrer ganzen ekelerregenden Härte.
    »Jungs sind mehr wert«, sagte Sutton bedauernd, und Vivi schloss bloß die Augen und zählte. Sie würde dieses Arschloch kriegen. Sie würde alles tun, was nötig war, und nichts unversucht lassen, wenn sie nur ein kleines Mädchen oder einen kleinen Jungen davor bewahren konnte …
    »Ich will vierzig Prozent«, sagte Sutton.
    Ihr Handy vibrierte wieder, und sie konnte Langs Frust über jede unbeantwortete SMS geradezu spüren, doch die Aufnahme unterbrechen, um zu antworten – das ging gar nicht.
    »Vergessen Sie’s«, knirschte Emmanuel. »Das ist mein Geschäft. Sie sind der …«
    Die Bedienung brachte den Espresso. »Grazie.« Sie nippte daran und rutschte dabei unmerklich näher zu den beiden.
    »Sie haben hier in der Gegend nicht sehr viele Möglichkeiten«, sagte Sutton. »Und jetzt weiß ich, wo Sie Ihr Geschäft betreiben, Sportsfreund.«
    Vivi neigte sich noch ein winziges Stück zur Seite, hielt aber inne, da ihr irgendein sechster Sinn suggerierte, dass sich Emmanuel ihrer Bewegung bewusst war. Schnell lachte sie und lud ihren imaginären Gesprächspartner zum Abendessen ein. Dann lauschte sie wieder, während sie ihren Espresso schlürfte und Langs unnachgiebiges Vibrieren ignorierte.
    »Können Sie sie heute Nacht von hier wegschaffen? Nach Boston und dann im LKW nach New York bringen? Ich habe zwei Jungs, zwei kräftige Männer und ein Dutzend Mädchen, aber eins davon hat ein gebrochenes Bein.«
    »Dann haben Sie elf, ein Krüppel bringt nichts ein.«
    Vivi biss sich auf die Lippe und zwang sich, nicht wütend aufzuspringen.
    Das Horn der Fähre stieß erneut ein lang gezogenes Dröhnen aus und schluckte das meiste von Emmanuels Antwort, die mit den Worten »… ich muss nämlich jetzt gehen« endete.
    Um sich mit Joellen zu treffen, die gerade auf der Fähre um den Leuchtturm herumfuhr? Um sie am Leuchtturm zu treffen?
    »Okay«, sagte Sutton. »Fünfunddreißig Prozent. Geben Sie mir diese Karte.« Er hievte sich aus seinem Stuhl.
    »Abgemacht. Wir treffen uns« – das nächste Signal der Fähre schnitt ihm die Worte ab, drei lange Pfeifgeräusche, die auch die Antwort des anderen übertönten. Verflucht.
    Mit einem herzlichen
arrivederci
ließ sie ihr Handy unter dem Tisch verschwinden und schrieb Lang eine Nachricht.
    Sie gehen. RE zur Fähre, glaube ich. Mr Sutton soll die

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