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Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst

Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst

Titel: Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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ausgeblendet.

21
    Vivi fuhr auf dem etwa einen halben Meter breiten Asphaltstreifen entlang, der parallel zum Kopfsteinpflaster verlief. Die Befreiung von diesen lächerlichen Haaren war so ein wunderbares Gefühl, dass sie fast lachen musste, aber die eisige Seeluft auf ihrer Haut und der Ernst ihres Vorhabens wischten jeden Sinn für Humor abrupt beiseite.
    Sie balancierte und kurvte mit gekonnter Leichtigkeit und fühlte sich auf dem Skateboard ebenso zu Hause wie einst an der Ballettstange. Für sie war das bloß eine andere Art, zu tanzen.
    Sie entdeckte Emmanuel und beschloss, den ultimativen Test durchzuführen. Sie würde direkt an ihm vorbeifahren, so langsam, dass er sie zwangsläufig ansehen musste. Er würde ihren verrückten Haarschnitt bemerken, vielleicht das Nasenpiercing, wenn er genau hinschaute, und, nach den Blicken zu schließen, die sie von den meisten männlichen Passanten erntete, einen prüfenden Blick auf den Minirock werfen. Aber wenn sie auch nur einen Funken des Wiedererkennens oder gar der Überraschung feststellte, würde sie abhauen und sich einen anderen Plan ausdenken.
    Sie warf einen reumütigen Blick auf das Plan-B-Board und stieß sich fester ab.
    Als sie gut fünf Meter von dem Tisch auf dem Bürgersteig entfernt war, an dem Emmanuel saß und Kaffee schlürfte, setzte sich ein gedrungener Schwarzer zu ihm. Augenblicklich vertieften sie sich in eine Unterhaltung.
    Pakpaos Nachfolger. Sie musste irgendwas Belastendes in die Finger kriegen.
    Sie fuhr ein bisschen näher heran, in der Hoffnung, dass er sie beim Reden gar nicht bemerken würde. Sie tippte mit dem Fuß auf den Boden, um das Board abzubremsen, als Emmanuel den Aktenordner aus der Bank auf den Tisch legte. Eine Übergabe? Was sollte sie dann tun? Dem Neuen folgen oder der Zielperson? In ihrer Hand vibrierte das Handy, gerade als sie die Tische erreichte.
    Emmanuel nahm überhaupt keine Notiz von ihr. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem anderen Mann. Zwei Tische von ihnen entfernt hielt sie an und las die SMS.
    Wie nah kommst du ran? Gespr. belauschen und aufn.
    Sie lächelte und tippte als Antwort:
Illegales Abhören. Gefällt mir.
    Der Tisch neben ihnen musste noch abgeräumt werden, aber ein anderer war leer und nicht weit weg, sodass sie ein Stück nach rechts rücken und sie belauschen könnte. Sie schlüpfte auf den Platz, Emmanuel den Rücken zugekehrt, den anderen Typen halb zu ihrer Linken, den mit schmutzigem Geschirr bedeckten Tisch dazwischen.
    Sie war nah genug dran, um winzige Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Sie neigte den Kopf zur Seite und tat, als wählte sie am Telefon eine Nummer, drückte aber stattdessen die Audio-Aufnahmetaste.
    Und dann hatte sie eine brillante Idee. Sie tat, als telefonierte sie – in eingerostetem, aber immer noch passablem Italienisch.
    »Pronto! Che bello sentirti! Come va?« Für den Fall, dass rein zufällig einer der beiden Italienisch sprach, hatte sie nichts weiter gesagt als »Hallo« und »Wie geht es dir«.
    Bei den fremdartigen Worten warfen ihr beide Männer einen flüchtigen Blick zu, aber sie blickte unbeirrt geradeaus, lächelte und tat, als wäre sie eine Touristin am Telefon. Ihr Italienisch war ziemlich dürftig, und sie hätte sich bessere Themen für eine Unterhaltung ausdenken können, aber sie wollte nicht denken.
    Sie wollte mithören und aufnehmen. Und sie glauben machen, dass die einzige Person, die sie hören konnte, kein Englisch sprach. Sie tat so, als wäre sie in ihr Handygespräch vertieft, und veränderte ihre Position, augenscheinlich, um das Board aus dem Weg zu nehmen, aber in Wirklichkeit, um noch näher zu rücken, während ihr der Wind zu Hilfe kam und die Worte in ihre Richtung trug.
    »Ich kann es machen«, sagte der Mann. »Aber es ist ein Risiko.«
    »Das Leben ist ein einziges Risiko, Mr Sutton«, erwiderte Emmanuel scharf. »Aber so ist die Bezahlung besser.«
    Die Bezahlung für was?
    Doch das zweite Signal der Fähre war so laut, dass es den folgenden Wortwechsel verschluckte.
    Lässig schlug sie die Beine übereinander und stellte ihren nackten Fuß auf den Alien-Workshop-Aufkleber auf dem Board. Mr Sutton warf befremdet einen Blick auf ihren nackten Fuß, rutschte dann näher an Emmanuel heran und senkte die Stimme, sodass sie keine Chance hatte, auch nur einen Ton zu verstehen. Sie nutzte die Gelegenheit, um ein paar Worte auf Italienisch zu parlieren, und horchte dann auf Emmanuels Antwort.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen?«,

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