Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
gebracht.«
»Ein Tropfen Urin im Haus, und sie fliegt raus«, sagte Mercedes. »Und sie wird nicht in Ihrem Bett schlafen.«
Vivi musste fast lachen. »Keine Sorge.« Die Frau zeigte nach vorn. »Hier entlang.«
»Einer der FBI-Agenten bringt noch mein Gepäck.«
»Die werden im Gästehaus wohnen«, ging sie über Vivis Bemerkung hinweg. »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«
Auf keinen Fall durfte sie Lang verärgern, zumal sie sich mitten in einer heiklen Verhandlung befanden. Das Letzte, was sie wollte, war, die wenigen Stunden wieder einzubüßen, die sie ihm vorhin in der Limousine abgetrotzt hatte.
»Ich warte auf ihn.«
Einen missfälligen Ausdruck auf dem Gesicht, marschierte Mercedes an Vivi vorbei und öffnete die Tür zur Garage. Sie war leer. »Er ist ins Gästehaus gegangen.« Sie kehrte zu Vivi zurück. »Das ist eine gute Gelegenheit für uns, unter vier Augen zu reden. Über Cara.«
Womöglich wusste sie, wo Cara sich aufhielt, fuhr es Vivi durch den Kopf. Und sie wollte nicht damit rausrücken, solange Lang buchstäblich an ihrem Rockzipfel klebte. Falls Vivi diese Information tatsächlich bekam, würde es vielleicht wieder wettmachen, dass sie seine Anweisungen nicht befolgte. »Okay. Gehen wir.«
Sie betraten einen breiten Flur und gingen nach rechts, vorbei an einer großen Küche.
»Das ist der Hauptwohnbereich«, sagte die Frau. Sie zeigte in den hinteren Teil des Hauses, und Vivi erhaschte einen Blick auf die luxuriöse Einrichtung, alles in den obligatorischen Gelbtönen gehalten. »Meine Zimmer sind unten, unter der Küche und dem Wirtschaftsraum. Das Erdgeschoss ist der Wohn- und Loungebereich, mit mehreren Gästesuiten, und oben ist ausschließlich Ihr Bereich. Den Pool haben Sie ganz für sich, er ist von außen absolut uneinsehbar. Wenn Sie also von Weitem gesehen werden wollen, schlage ich den Balkon vor Ihrer Privatsuite in der ersten Etage oder eine Spritztour mit dem Auto vor.«
Mercedes war offensichtlich über den ganzen Deal im Bilde. Und zweifellos würde sie jedes Wort aus Vivis Munde umgehend an ihre Chefin berichten.
Auf der Galerie im Obergeschoss dominierte ein Ölgemälde, das eine nebelverhangene Landschaft zeigte, eine Wand gegenüber einer hohen Doppeltür aus Mahagoni. Dahinter öffnete sich ein traumhaftes Paradies, mit deckenhohen Panoramafenstern, die den Blick auf den Ozean freigaben. Der großzügige Wohnbereich war in der üblichen Farbpalette gehalten, hier jedoch blass, eher butterig als zitronenfarben.
»Da drüben sind eine kleine Küche, Büro und Fitnessraum, und da geht es zu Ihrem Schlafzimmer.« Mercedes führte sie durch einen Türbogen in einen elegant ausgestalteten Raum mit einem riesigen Doppelbett in der Mitte. Gegenüber nahm ein Kamin fast die gesamte Wand ein.
Alles ganz reizend, aber unwichtig für Vivi. »Was wollten Sie mir über Cara erzählen?«
»Das ist ein begehbarer Kleiderschrank«, fuhr Mercedes fort und öffnete eine weitere Tür, die in einen Raum von der Größe eines Kleinstaates führte, der von oben bis unten mit Klamotten und noch mehr horrormäßigen Stöckelschuhen vollgestopft war, nebst einer Chaiselongue und einem dreigeteilten Ankleidespiegel. »Und hier ist das Bad.«
Das musste die Göttin der Dekadenz vom Olymp fallen gelassen haben.
»An die Badewanne könnte ich mich gewöhnen«, sagte Vivi und beäugte den Whirlpool, der ein Drittel des Raums einnahm, dahinter ein Spiegel, der vom Boden bis zur Decke und von einer Wand zur anderen reichte. Kurz blitzte ein quälendes Bild vor ihrem geistigen Auge auf: Lang in diesem Jacuzzi.
»Ein Dampfbad und eine Sauna gibt es natürlich auch.«
Natürlich. »Was wollten Sie mir über Cara erzählen?«
Die Haushälterin warf ihr lediglich einen verständnislosen Blick zu. »Ich wollte Ihnen Ms Ferraris Räumlichkeiten zeigen.«
»Aber Sie haben doch vorhin …« Vivi schüttelte den Kopf und ließ nicht locker. »Wissen Sie, wo sie sich aufhält?«
»Nein.«
»Mercedes«, sagte sie leise. »Bei dieser ganzen Sache« – sie zeigte mit der Hand auf ihr Gesicht, um auf ihre Tarnung hinzuweisen – »geht es nicht mehr nur darum, irgendeinem Fluch oder einem Ammenmärchen oder Medienspekulationen auszuweichen.«
»Darum ging es nie«, sagte die Frau schlicht.
»Es gibt Beweise.« Sie musste sehr vorsichtig sein, denn selbst wenn die Wände keine Augen und Ohren hatten – diese Frau hatte Augen und Ohren. Alles, was sie sagte, wurde unter Umständen direkt an Cara
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