Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
helle.«
Sagte man das? Oder Joellen? »Ich tippe auf Vineyard oder Cape Cod, nah genug dran, aber nicht direkt auf der Insel, wo es vor Presseleuten wimmelt.« Und anderen Leuten.
»Du willst doch wohl nicht nach Nantucket, oder?«, wich Jo ihr aus. »Nicht mal, um Stella zu sehen.«
Als sie ihren Hund erwähnte, stieß Cara einen traurigen Seufzer aus. Niemand hatte einen Hund finden können, der ihrem Schätzchen ähnelte, und es wäre aufgefallen, wenn »Cara« ohne Stella gesehen worden wäre. Und er hätte auf Anhieb gewusst, dass diese Frau nicht Cara war.
»Ich würde sagen, Vineyard«, tippte sie aufgrund der Farbe des Sandes und der Höhe des Strandhafers. Sie war auf Nantucket geboren und aufgewachsen. Die Inseln vor der Küste von Cape Cod kannte sie in- und auswendig.
»Du brauchst nicht zu wissen, wo wir sind, Liebes.« Joellen kam einen Schritt näher und legte Cara gönnerhaft eine Hand auf den Arm. »Sonst rutscht dir das noch bei jemand Gewissem raus. Und er wird es rausfinden. Du weißt, er wird alles tun, um dich ausfindig zu machen, mit seiner miesen, angeheuerten Hilfe. Du weißt ja, dass er überall seine Lakaien hat, die bereit sind, alles zu tun, um …«
»Stopp.« Cara hob die Hand. Sie hasste es, wenn Joellen darüber redete. »Ich werde niemandem etwas enthüllen. Das habe ich bisher nicht und ich werde es auch künftig nicht tun.«
»Aber jetzt hat er einen Vorwand, dich umzubringen, Cara, und sein Risiko, geschnappt zu werden, geht nahe null.«
Cara griff nach dem Geländer, da sie von einer Welle der Übelkeit überrollt wurde, vergleichbar mit der Wucht der tosenden Brandung.
Nur ein bisschen Reisekrankheit, gemischt mit Xanax und Oscar-Erschöpfung,
redete sie sich zu.
Keine Panik.
Wusste er denn nicht, dass sie niemals ihre Karriere aufs Spiel setzen würde, indem sie irgendwem irgendwas ausplauderte? Nicht mal diesen Schnüfflern vom FBI, die letzten Monat in ihr Haus gekommen waren, seinen Namen erwähnt und sie hartnäckig auf eine Antwort abgeklopft hatten. Sie hatte sich einfach dumm gestellt. Sie hatte dumm gespielt. Denn mit einer Sache hatte Joellen recht: Sie war die clevere Schwester, und sie konnte schauspielern. Und das hier war die Rolle ihres Lebens.
Trotzdem wollte er sie loswerden, für alle Fälle. Zudem konnte er ihren Tod auf den Oscar-Mörder schieben, worin so viel Ironie steckte, dass sie fast darüber gelacht hätte, wenn es lustig gewesen wäre.
Es musste einen Ausweg geben, sie war nur noch nicht darauf gekommen.
»Bist du sicher, dass niemand weiß, dass wir hier sind?«, fragte Cara ihre Schwester.
»Ganz sicher«, beteuerte Joellen. Sie ließ sich auf eine Liege fallen und legte die Füße hoch, als wäre sie ein Mitglied der Königsfamilie. »Erstens denkt die halbe Welt, du wärst in Nantucket. Zweitens sind Leon und Bridget nur ein paar Meilen entfernt. Marissa und ich werden so was wie Mittelsfrauen sein, und Mercedes hat drüben in Nantucket garantiert alles im Griff. Du kannst dich entspannen.«
»Ich will mich nicht entspannen«, sagte Cara. Sie wollte einen Weg aus dem Schlamassel finden, in den sie geraten war.
»Ich weiß«, versicherte Joellen und hob den Fuß, um ihre pedikürten Zehennägel zu begutachten. »Du willst feiern. Zu dumm, dass dir der Oscar-Fluch das alles verderben musste.«
Cara warf ihrer Schwester einen schiefen Blick zu. Hatte sie etwa schon getrunken oder auf dem Flug hierher vielleicht nicht genug geschlafen? »Ja, zu dumm.«
»Und zu dumm, dass er eine Ausrede hat, wenn du am Ende tot bist.«
Cara schloss die Augen. Es machte sie ganz krank, wie Joellen immer wieder darauf herumritt. Sie wusste das selbst. »Er müsste es ziemlich clever anstellen, damit es wie ein Unfall aussieht oder er keine Spuren hinterlässt.«
Ihre Schwester schnaubte verächtlich. »Er ist clever, Cara.«
»Und warum hat er mich dann noch nicht umgebracht?«, schleuderte sie zurück.
»Weil das FBI ihm auf den Fersen war. Du weißt ganz genau, dass sie ihn so gut wie geschnappt haben. Er ist mittlerweile schlauer geworden, und du bist der Joker, Schwesterchen.«
Cara schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht vorhabe, mir meine Karriere mit so einem Skandal ruinieren zu lassen.«
»Warum gibst du ihm dann nicht einfach, was er will, und bist aus dem Schneider?«
»Weil ich ihm nicht traue. Er würde mich immer noch tot sehen wollen.« Ein Schauer lief Cara über den Arm,
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