Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
Wort aufgezeichnet werden könnte? Oder wieder mal seinen blöden Vorschriften folgen?
»Guten Morgen, Assistant Special Agent in Charge Lang.«
Fast hätte er gelächelt, was ihr eine weitere Portion Erleichterung verschaffte. Dass sie seinen Titel normalerweise verhackstückte, war ein immer wiederkehrender Insider-Scherz. Wenn Cara zuhörte, hätte sie natürlich keine Ahnung von dem verbalen Wink mit dem Zaunpfahl, den sie Lang gerade gegeben hatte.
»Mr Lang reicht«, sagte er trocken.
Sie sah ihn prüfend an und bemerkte einen Anflug von Erschöpfung in seinen braun schimmernden Augen, ein starker Kontrast zu seinem glattrasierten Gesicht. Keine Krise auf der Welt – oder in der Luft – würde Lang davon abhalten, sich zu rasieren.
»Konnten Sie ein bisschen schlafen?«, fragte sie.
»Ich habe einen Plan ausgearbeitet.« Er hob die Tasse, trank seinen Kaffee und musterte sie über den Rand hinweg.
»Einen Plan? Das klingt ja spannend.«
»Wir sprechen nach der Landung darüber. Wir fahren mit einem Fahrzeug des FBI zu Ihrem Haus.«
Mit anderen Worten, ein sicherer Wagen, wo sie offen reden konnten.
»Danke«, sagte sie leise, während sie weiterhin ihre Worte unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Deutung durch ihre Mandantin wählte. »Ich schätze Ihre Zusammenarbeit sehr.«
Er nickte nur und drehte sich zum Fenster, als der Kopilot ihr auf einem Tablett Kaffee, Sahne und Zucker und eine Platte mit Obst und Croissants brachte. »Ich hätte Ihnen das schon früher serviert, Ms Ferrari, aber Mr Lang hielt es für besser, Sie schlafen zu lassen.«
Sie dankte ihm und schob Lang das Tablett hin. »Bedienen Sie sich.«
Stattdessen stand er auf, ging zur Toilette, und Stella sprang ihm hinterher.
Entweder redete er nicht mit ihr, weil er immer noch sauer wegen letzter Nacht war, oder er schwieg absichtlich, solange sie sich unter Beobachtung wähnten. Wie schwierig würde es erst werden, in Nantucket wie eine Mikrobe unter dem Mikroskop zu leben?
Na ja, schließlich hatte sie sich dazu bereit erklärt, dachte Vivi, während sie in eine saftige Erdbeere biss. Dazu, es mit Lang zu machen, allerdings nicht.
Als sie zum Landeanflug ansetzten, kehrte er zurück, schnallte sich an und lachte leise, als Stella auf seinen Schoß sprang.
»Anscheinend haben Sie eine neue Freundin gefunden.«
Er streichelte den Hund, und seine große Hand wirkte erstaunlich maskulin bei dieser zärtlichen Geste. »Ich liebe Hunde.«
»Wirklich?« Wie kam es, dass sie das nicht wusste? »Haben Sie einen?«
»Geht nicht. Bin zu viel unterwegs«, erwiderte er. »Den letzten hatte ich selber ausgebildet, und er blieb dann auch bei meiner –« Er sah aus dem Fenster. »Mein Hund ist gestorben, und ich wollte keinen mehr, dem ich wieder alles beibringen muss.«
Die Möglichkeit, dass jedes Gespräch abgehört wurde, hielt sie davon ab, weiter nachzubohren. Stattdessen fragte sie das Naheliegende. »Was für eine Rasse?«, erkundigte sie sich. Aber eigentlich wollte sie ihn etwas ganz anderes fragen.
Und er blieb dann auch bei meiner – seiner was? Freundin?
»Golden Retriever.« Er lächelte wehmütig. »Ein Männerhund.«
»Nicht so wie Stella«, sagte sie lachend. »Ein Schauspielerinnenhund.«
»Sie ist ein gutes Mädchen.« Er streichelte sie wieder, und Stella blickte mit anbetungsvollen Augen zu ihm auf. Sie hatte Cara Ferrari vergessen und eine neue Liebe gefunden. »Ja, gutes Mädchen, stimmt’s, Stell?«
Der Austausch war so liebevoll. Und ermutigend. Ein Mann, der so süß zu Hunden war, würde sicherlich nicht zulassen, dass ihr Familienunternehmen unter der Schuldenlast von zehn Millionen Dollar zusammenbrach, bloß weil er mit ihren Methoden nicht einverstanden war – oder?
Schwer zu sagen bei Mr Erbsenzähler. Er wählte eindeutig den konventionellen Weg, wenn er eine Entscheidung treffen musste. Und Vivi mied den konventionellen Weg schon aus Prinzip.
»Wenn wir landen, werden wir von Agenten in Empfang genommen«, raunte er ihr leise zu.
»Agenten aus dem Bostoner Büro?« Nicht gut. Die würden sie von ihrer Arbeit mit den Guardian Angelinos her bestimmt erkennen.
»Nein, es sind Agenten von einem Satellitenbüro in Cape Cod.«
Mit anderen Worten, sie war sicher.
»Die werden Sie an der Presse vorbeieskortieren. In Anbetracht der Umstände halten wir die Presse aus dem Terminal in Nantucket fern. Die Leute stehen ungefähr zwölf bis fünfzehn Meter weit weg.«
Und keiner dieser Reporter
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