Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
trotz des Kapuzenpullis, den sie trug, seit sie an Bord des kleinen Privatjets gegangen waren, der sie nach … wo immer sie waren, gebracht hatte. Sie ließ das Geländer los und setzte sich auf die andere Liege. »Ich habe Angst, Jo.«
»Das brauchst du nicht«, beschwichtigte ihre Schwester. »Wir haben schon Schlimmeres überstanden. Und da waren wir jünger – und dümmer.«
»Hey, wo seid ihr beiden?« Marissas Stimme erklang auf der Veranda, kaum dass die Außentür hinter ihr zuknallte. »Wir haben ein Problem.«
»Nicht nur eins«, sagte Joellen verbittert.
»Was denn, Marissa?«
»Leon hat gerade angerufen. Er verfolgt sämtliche Pressemeldungen. Die ›Bodyguards‹, die dein Cara-Double begleiten sollten«, Marissa stemmte sich, sichtlich genervt, die Hände in die Hüften, »sind allesamt FBI-Agenten. Einer von den Journalisten hat sie identifiziert.«
Joellen wirkte überrascht und ein bisschen entsetzt, Cara gelang es hingegen mit Leichtigkeit, jede verräterische Reaktion zu überspielen. Natürlich wussten sie bereits, dass ein FBI-Agent im Flieger gewesen war. Deswegen hatte sie sich ja diesen neuen Fluchtplan ausgedacht und Vivi allein weggeschickt.
Marissa wusste indes nicht um die wahren Motive, warum sie sich versteckten, und dabei wollte Cara es auch belassen. »Solange Vivi nicht lauthals verkündet, dass sie ein Double ist, ist alles in Ordnung«, sagte Cara. »Ehrlich gesagt kann von mir aus auch der Secret Service auf sie aufpassen. Wenn diese Typen sie nicht kennen, kriegt sie das hin. Und ein bisschen Bewachung kann nicht schaden.«
»Du warst ihr gegenüber ja sehr deutlich, Cara«, sagte Joellen. »Vielleicht sollte ich mal rüberfliegen und ein Auge auf die Sache haben.«
»Ich erledige das für dich«, sagte Marissa schnell.
Cara schüttelte den Kopf. »Ich brauche euch beide hier. Und, nennt mich verrückt, aber ich vertraue dieser Frau. Zumindest insoweit, dass sie keine Verschwiegenheitsvereinbarung bricht, die ihr Leben zerstören würde. Und sie ist voll auf die Sache mit den Abhörgeräten reingefallen, als wäre ich zu so was James-Bond-Mäßigem in der Lage.«
Joellen grinste. »Das war brillant – das muss ich dir lassen.«
Marissa kam näher. »Du siehst blass aus«, sagte sie. »Und du wirkst mir ziemlich nervös.«
Cara sah sie bloß an. Sie war sich immer noch unsicher, wie viel sie ihrer umständlichen, aber effektiven Assistentin von sich preisgeben konnte.
»Sie braucht eine Tasse Kaffee.« Joellen sprang von der Liege auf und knuffte die Assistentin. »Mach deinen Job und koch welchen, Marissa.«
Marissas längliches Gesicht lief bis zum Haaransatz rot an; sie drehte sich wortlos um und lief wieder ins Haus.
»Warum bist du so gemein zu ihr?«, fragte Cara. »Sie versucht doch nur, nett zu sein.«
»Sie steckt ihren Mordszinken ein bisschen zu tief in deine Angelegenheiten.«
Cara schloss angewidert die Augen. Als ob es Joellen zustände, sich über das Aussehen anderer Leute lustig zu machen.
»Jetzt spiel nicht die Heilige, Cara. Du hast sie doch auch schon als potthässlich bezeichnet.«
»Ich habe sie auch schon als die beste Assistentin bezeichnet, die ich je hatte, also sei nett zu ihr. Sie weiß echt viel.«
»Aber nicht alles. Komm, schicken wir sie weg.«
»Nein, ich brauche euch alle bei mir. Ihr seid meine Unterstützung, mein Fundament.« Mein Schutz.
»Ich«, korrigierte Joellen. »Die anderen sind bloß Staffage und hängen die meiste Zeit nutzlos herum.«
Cara warf ihr einen ausdruckslosen Blick zu und behielt ihre Gedanken für sich. Die anderen hatten ihren Job zu erledigen, nur Joellen war der Inbegriff der nutzlosen Mitläuferin. »Ich will einfach, dass alle bei mir sind, und nicht bei meiner Pseudoversion.«
»Na ja, jetzt hat sie ja das FBI bei sich«, sagte Joellen und machte sich auf den Weg ins Haus. »Bleibt bloß zu hoffen, dass die Entscheidung richtig war, eine völlig Ahnungslose mit dieser Situation zu konfrontieren.«
»Natürlich war das richtig«, sagte Cara. »Wenn er versucht, sie umzubringen, wird er geschnappt.«
»Einer seiner Auftragskiller, meinst du wohl.«
Sie zuckte zusammen. »Der ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht decken wird. Das FBI wird ihm die Pistole auf die Brust setzen, und fertig.«
»Aber dein Name wird da mit reingezogen.«
»Ach was, die Medien sind von einem Oscar-Mörder besessen, und ich werde verdammt schlau dastehen, weil ich einen Köder ausgeworfen
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