Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
absolute Perfektion, null Leidenschaft.
»Wann haben Sie den Alarmcode heute deaktiviert?«
»Als Ms …« – sie zeigte mit einem Finger auf Vivi – »als sie hier eintraf.«
»Ich würde es zu schätzen wissen, wenn sie sie nur Cara Ferrari nennen«, wies er sie an.
Sie nickte kaum merklich. »Ich habe den Alarm ausgeschaltet, als wir den Anruf bekamen, dass Sie am Tor angekommen sind.«
»Wie lange war er abgestellt?«
»Ein paar Sekunden, bis ich wusste, dass der Wagen in der Garage war. Dann habe ich Ms …« – sie nickte Vivi zu – »sie nach oben gebracht und bin in die Küche gegangen. Ich habe mit Ihnen gesprochen und dann Agent Iverson durch den Durchgang zum Gästehaus begleitet, als wir Schüsse hörten.«
»Warum wollten Sie unbedingt, dass Ms Angelino in ihre Suite geht?«
»Weil es mein Job ist, die Gäste unterzubringen.«
Er ließ ihr einen Augenblick Zeit, Selbiges weiter auszuführen und sagte dann: »Sie waren nicht mehr draußen, nachdem sie sie verlassen hatten?«
»Nein.«
»Nicht eine Minute, in der Einfahrt, auf der Terrasse, nirgendwo, wo Sie …«
»Ich bin nicht mehr rausgegangen, Mr Lang. Daran brauchen Sie gewiss nicht zu zweifeln.«
Er und Vivi wechselten einen raschen Blick und dachten wahrscheinlich beide das Gleiche. Woran müssen wir dann zweifeln?
»Was ist mit gestern Nacht? Oder gestern über Tag? Gab es irgendeinen anderen Zeitpunkt, wo die Alarmanlage abgeschaltet war und jemand hereingekommen sein könnte?«
»Nicht dass ich wüsste, aber Sie können gern die Sicherheitsfirma kontaktieren. Die protokollieren jedes Mal, wenn der Alarm ein- und ausgeschaltet wird. Bei der Meute von Fotografen und Presseleuten, die hier überall rumlungern, bin ich verdammt wachsam.«
»Bis auf die wenigen Minuten nach unserer Ankunft. Da waren Sie nicht so verdammt wachsam.«
Sie starrte ihn bloß an.
»Wie viele Angestellte beschäftigt Ms Ferrari in diesem Haus?«, fragte er.
»Nur mich.«
»Keine Gärtner? Poolpfleger? Zusätzliches Reinigungspersonal? Handwerker? Irgendwelche Dienstleister, wie Klempner oder jemand, der die Klimaanlage wartet?«
»Das wird jedes Mal protokolliert, Mr Lang«, erklärte sie. »Ich führe diesen Haushalt allein. Ich koche, mache sauber und halte alles in Schuss. Ja, einen Gärtner gibt es, aber der war seit über einer Woche nicht hier, weil er in den Winter- und Frühjahrsmonaten nicht so viel zu tun hat.«
»Wie oft sind Sie weg und lassen das Haus unbeaufsichtigt?«
»Ich bin nie weg, und das Haus ist nie unbeaufsichtigt.«
Lang sah überrascht aus. »Nie?«
»Nie.«
»Sie gehen nie einkaufen, ins Kino, in die Kirche?«
Sie beugte sich vor und erklärte mit Nachdruck: »Ich verlasse dieses Haus nicht, Mr Lang. Niemals.«
»Warum nicht?«
Sie starrte ihn betreten an, wie versteinert.
»Ist das Ihre Entscheidung, Ms Graff?«
»Natürlich«, sagte sie rasch. »Ich werde nicht … gegen meinen Willen festgehalten.«
Vivi merkte, worauf er hinauswollte, und die Befragungsmethode gefiel ihr nicht, aber ehe er die nächste Frage abfeuern konnte, klingelte sein Telefon. Er entschuldigte sich und nahm das Gespräch draußen entgegen.
Gott sei Dank. Jetzt hatte Vivi etwas Zeit, um es auf ihre Art zu versuchen. Denn Langs Befragung führte zu nichts.
Sie entfernte sich von dem Tresen, der die Küche vom Rest des kleinen Wohnbereichs abtrennte, und näherte sich Mercedes langsam.
»Sie müssen ziemlich geschockt sein«, sagte sie, darauf bedacht, eine persönliche Atmosphäre herzustellen, ohne der sichtlich distanzierten Frau zu nahe zu treten. »Innerhalb einer Stunde wurde in ihr schönes Zuhause eingedrungen, das Unterste zuoberst gekehrt – und es wurde von Fremden belagert.« Denn für Mercedes war es eindeutig ihr Zuhause. Ein Zuhause, dass sie nach eigener Aussage niemals verließ. »Zudem wurde das Leben Ihrer Chefin bedroht.«
Mercedes hob eine knochige Schulter. »Wenn Ms Ferrari zu Hause ist, herrscht hier ständig Chaos. Aufregung ist kein Fremdwort für mich.«
»Aufregung ist das eine«, stimmte Vivi zu. »Aber ein Eindringling, der im Badezimmer erschossen wird, ist etwas anderes.«
»So oder so ist es mit Aufregung verbunden.«
Vivi ließ sich in dem Sessel nieder, in dem Lang gesessen hatte, lehnte sich zurück und zog die Beine unter den Körper. »Schwer vorstellbar, wie jemand bei all den Sicherheitsvorkehrungen und Ihrer Überwachung hier reinkommen konnte.«
»Allerdings.«
So kam sie keinen Schritt
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