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Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst

Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst

Titel: Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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irgendwohin. Es sei denn, es führte bloß in ein anderes Loch wie dieses, ebenfalls mit einer zugesperrten Öffnung, und dann …
    Würde sie irgendwann keine Luft mehr bekommen?
    Sie holte tief Atem und schrie erneut. »Verdammt noch mal, Lang! Ich bin hier unten!«
    Warum sollte er wegfahren, ohne nach ihr zu suchen? Dachte er, sie würde einfach abhauen, ohne ihn?
    Wut, Angst und zunehmendes Entsetzen rauschten durch ihre Venen, bewogen sie dazu, sich mit den flachen Händen abermals rechts und links an den Wänden abzustützen und sich mit Armen und Knien hochzustemmen. Doch obwohl sie stark und durchtrainiert war, glückte es ihr letztlich nicht, sich bis ganz nach oben hochzuziehen.
    Und was war mit diesem stockfinsteren Tunnel, der vor ihr lag? Brrrr!
    Sie versuchte ein weiteres Mal, hochzukommen, schaffte es diesmal ein bisschen weiter und versuchte, die Holzplanken über sich zu erreichen. Keine Chance. Zitternd gaben ihre Beine nach, und sie landete hart auf dem Boden, knickte in den Knien ein und traf mit einem auf einen scharfkantigen Stein.
    Ein Stein! Wenn sie den hochwarf, hörte Lang vielleicht den Aufprall.
    Das Rumpeln, das sie vorhin gehört hatte, erschütterte wieder den Boden. Das Quad. Er war zurück. »Lang!« Sie packte den Stein, warf ihn, so kräftig sie konnte, nach oben und duckte sich zur Seite, als er wieder nach unten fiel.
    Ein Knall, dann polterten weitere Schritte über ihr. In was für eine Falle sie auch immer gestürzt – oder gestürzt worden – war, vermutlich war sie so unauffällig, dass er garantiert nicht aufpasste, wo er hintrat. Ohne den kleinsten Hinweis auf ihr Verschwinden würde er zweifellos in den Wäldern nach ihr suchen oder im Sumpf, jedenfalls irgendwo auf den zig Quadratkilometern um sie herum. Er glaubte bestimmt, dass sie seine Anweisungen missachtet und sich auf eigene Faust auf die Suche gemacht hätte.
    Sie konnte geradezu hören, wie er die falschen Schlussfolgerungen zog, typisch Vivi.
    Sie musste hier raus, und sei es nur, um diesen Scheißkerl Lügen zu strafen. Der Gedanke war so verlockend, dass sie die Nerven hatte, sich nochmals im Tunnel zusammenzukauern. Was bedeutete schon eine Ratte – oder auch zwei –, verglichen mit der Aussicht, hier lebendig begraben zu werden und Lang niemals mehr auf die Nase binden zu können, dass er Unrecht hatte?
    Sie spuckte Staub und Spinnweben und wahrscheinlich noch ein paar fiese Insekten aus, rutschte auf die Knie und benutzte mit einer Hand ihr Telefon als Taschenlampe.
    Nach einem tiefen Atemzug begann sie loszurobben. In ihrem Kopf schickte sie ein altes italienisches Gebet zum heiligen Judas Thaddäus, dem Schutzheiligen der hoffnungslosen Fälle. Dabei hatte sie den melodischen Tonfall ihrer verstorbenen Mutter im Ohr, der sie auf ihrem Weg anspornte.

9
    Colt ließ umgehend ein weiteres Quad und einen Suchtrupp zur Verstärkung kommen. Er ratterte um das Moor herum, zerkratzte sich die Arme an Kiefern und Sträuchern, und mit jeder verstreichenden Minute verwandelte sich seine Wut allmählich in Angst.
    Wo war sie? Konnte ihr etwas zugestoßen sein?
    Die Griffe fest umklammert, fuhr er um ein Wäldchen herum und suchte mit den Augen die Landschaft ab. Sie konnte doch nicht einfach so verschwinden. Bilder des Grauens fluteten seinen Kopf. Vivi als Geisel. Vivi verletzt. Vivi tot.
    Er wartete auf den Horror des Déjà-vu, dass Jennifer hinter seinen Lidern aufblitzte, das Bild ihrer Leiche am Straßenrand, und seine Angst, nach einem Puls zu fühlen, der erloschen war.
    Aber zum ersten Mal seit fünf Jahren stieß ihm diese Erinnerung nicht auf wie bittere Galle. Er wurde nicht von unsäglicher Trauer verzehrt. Sondern von etwas anderem. Einem Gefühl, dass sie ihm etwas bedeutete.
    Oh Gott, nein Colt. Nicht. Nicht das wieder. Nie wieder.
    Er presste seinen Daumen auf den Gashebel, als könnte er so den Tumult niederkämpfen, den dieser Gedanke auslöste, legte den nächsten Gang ein, spuckte Kiefernnadeln und Dreck, als ein Opossum vor ihm vorbeischoss und um ein Haar von Colts Quad plattgefahren worden wäre.
    Hatte er den Verstand verloren? Sich wieder zu verlieben? Und zwar nicht in irgendjemanden. Nein, Vivi Angelino war ganz gewiss nicht irgendjemand. Sie war viel zu sehr wie …
    Sein Telefon vibrierte, und er verlangsamte, damit er danach greifen konnte. »Ja?«
    »Wir haben ein Quad in einem Graben gefunden.«
    Scheiße. Scheiße. »Wo?«
    »Etwa eine halbe Meile westlich des Moors, auf der

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