Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
engen Schacht. »Ziemlich aufwendig, bloß um den Kameras der Fotografen aus dem Weg zu gehen.«
»Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass Cara Ferrari sich nicht Spinnen und Ratten aussetzt, um dem grellen Scheinwerferlicht zu entkommen.«
Er wurde langsamer. »Du hast dich Spinnen und Ratten ausgesetzt?«
Der Anflug von Bewunderung in seiner Stimme warf sie fast um. »Tu nicht so überrascht. Ich bin hart im Nehmen.«
»Aber echt.« Er legte ihr eine Hand auf den Rücken, als wollte er sie führen, aber es fühlte sich viel eher nach Beschützen an – und nach Zuneigung. Quatsch. Er war einfach nur erleichtert, dass seine Verstärkung nicht tot war. Ein solches Verhalten würde denen in L . A. ganz und gar nicht gefallen.
»Durch diesen Teil des Tunnels kann man problemlos gehen, du musst dich nur ein bisschen ducken – er ist kaum einen Meter fünfzig hoch. Aber auf der anderen Seite, wo er zum Moorhaus führt, ist es nicht mehr als ein Entwässerungsrohr, das meine Wenigkeit durchquert hat, nur um zu dir zurückzukehren und dich weiter zu nerven.«
»Du hättest nicht von meiner Seite weichen dürfen.«
Sie blieb stehen, und ihr klappte die Kinnlade herunter. Wollte er etwa ihr die Schuld daran geben? »Du hast mir doch gesagt, ich soll draußen warten.«
»Trägst du denn keine Waffe?«
»Keine Angst. Ich gehe nie wieder ohne aus dem Haus. Komm.« Sie führte ihn tiefer in den Tunnel. »Aber ich will wissen, wo diese andere Tür hinführt.«
»Ich dachte wirklich, du wärst mit dem Quad abgehauen«, sagte er, und es klang, als käme das einer Vergebung für ihr Verhalten am nächsten, ohne es aussprechen zu müssen.
»Ich weiß, und das Bedürfnis, dieses Missverständnis richtigzustellen, war das Einzige, was mich da unten trotz der hungrigen Ratten weitergetrieben hat.«
Er umarmte sie zärtlich, bückte sich unter die niedrige Tunneldecke und war mit ihr auf Augenhöhe. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe warf einen Schatten auf sein Gesicht. Sie hob die Hand, halb, um ihm zu versichern, dass es ihr gut ging, und weil sie ihn einfach berühren wollte. Seine Haut war rau, sein Kiefer angespannt.
»Sind das etwa Bartstoppeln, Lang? Du hast dir ja wirklich Sorgen gemacht. Hast sogar die Nachmittagsrasur ausgelassen.«
Um seine Lippen spielte ein missmutiges Lächeln, das er sich offensichtlich nicht verkneifen konnte. »Ich war eher sauer als besorgt.«
»Ja, das sehe ich.«
»Wirklich.«
So sauer, dass er sie bis zum Gehtnichtmehr geküsst hatte – heute schon zum zweiten Mal. »Langsam fange ich an zu glauben, dass du mich magst, nachdem ich ziemlich glamourös aussehe. Wär das nicht typisch Mann?«
»Ich sage es dir ja nur ungern, aber im Moment siehst du alles andere als glamourös aus. Wo gehen wir hin?«
»Komm.« Sie marschierte voran und wischte sich eine imaginäre Spinne aus dem Gesicht. »Weißt du, nachdem ich in den Bau eines Skateparks involviert war, weiß ich zu schätzen, was für ein architektonisches Meisterwerk das ist.«
»Erinnert mich fast ein bisschen an das Big-Dig-Projekt in Boston, bloß im Kleinen«, stimmte er zu. »Warum sollte jemand so viel Aufwand betreiben, nur um einen Geheimgang ins Haus zu haben?«
»Ich weiß es nicht, aber ich wüsste wirklich gern, wohin diese Tür führt.« Sie blieb vor einer Nische mit einer schlichten Holztür stehen.
»Durch die ist Pakpao womöglich ein- und ausgegangen, oder er ist, wie du, durch die Entwässerungsrohre gekommen.«
Vivi erstarrte und packte ihn am Arm. »Oh Gott, Lang, Romans Weg!«
»Was?«
»Pakpao sagte …« Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich an die genauen Worte zu erinnern. »Romans Wege. So ist er reingekommen. Der Tunnel muss Romans Weg sein. Vielleicht braucht er dafür den Schlüssel. Um in diesen Raum zu gelangen!«
Lang drückte mit der Schulter gegen die Tür, während Vivi die Wände nach einer anderen Möglichkeit abtastete, sie zu öffnen. Nach wenigen Sekunden hatte sie sie gefunden: ein kleiner Riegel am hölzernen Türpfosten.
In Teamarbeit drückte Lang, während Vivi am Riegel zog, bis das Schloss klickte und sich die Tür öffnete.
»Anscheinend brauchen wir keinen Schlüssel«, sagte sie. Die Tür führte in einen schmalen, dunklen Gang, der in … einen begehbaren Kleiderschrank mündete.
»Wir sind wieder im Haus«, sagte er. »Du hattest recht. Der Tunnel ist ein unterirdischer Durchgang von einem Teil des Hauses zum anderen.«
Behutsam tasteten sie sich
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