Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
dienstags geschlossen hat. Keegan ist ein Workaholic.« Sie holte tief Luft und sammelte sich. Das hier würde einiges an Schauspieltalent erfordern. »Gehen wir. Ich lenke Keegan ab, du gehst in den Weinkeller.«
»Warte.« Er legte seine Hand auf ihre und beugte sich über die Konsole, um sie zu küssen. Sie erstarrte, ließ zu, dass seine Lippen ihre berührten, dann wandte sie sich ab.
Ein Lächeln umspielte leicht seinen Mund. »Vertrau einfach deinem Urteilsvermögen, Sammi. Vor allem, wenn es um mich geht.«
»Tu ich«, sagte sie kühl, griff nach der Tür, doch seine Hand schloss sich um ihren Arm und hielt sie zurück.
»Nein, tust du nicht. Du stellst deine Entscheidung infrage. Vertrau einfach deinen Instinkten, denn sie sind gut.«
Das war ihr Gehör auch.
Ohne etwas zu sagen, stieg sie aus dem Auto, atmete tief durch und ließ zu, dass Zach locker einen Arm um sie legte, während sie auf die Seitentür zugingen. Sie wirkten genau wie ein Paar, das zusammen Einkäufe erledigte.
Die Tür war abgeschlossen, aber Sams Schlüssel passte noch. Gleich darauf befanden sie sich in der spärlich beleuchteten, strahlend sauberen Küche des Paupiette’s. Die Herde waren alle ausgeschaltet, die Öfen kalt, die Stationen blitzblank, der Boden gewachst.
Die Alarmleuchte an der Wand hinter der Küchentür blinkte nicht einmal.
»Hallo?«, rief Sam, ohne eine Antwort zu erhalten.
Sie gingen weiter hinein, und Sam zeigte auf eine große Schwingtür, die in den Keller führte. »Zum Weinkeller geht’s da runter, von der Treppe aus ungefähr drei Meter nach rechts. Aber der Schlüssel ist am Ende dieses Gangs«, sagte sie und deutete auf den Durchgang, der die Küche vom Gastraum trennte. Sie hatte ihm bereits gesagt, auf welchem Weinglasregal der Ersatzschlüssel für das Kellergewölbe aufbewahrt wurde.
Als sie die Küche durchquerten, warf sie einen Blick zum Büro des Küchenchefs hinüber. Die Tür war geschlossen, und kein Licht schien darunter hindurch.
»Ruf ihn noch mal«, sagte Zach. »Wir sind hier nicht allein.«
»Keegan? Bist du da?«
Die Tür zum Speisesaal flog auf, knallte gegen die Wand und brachte Sam dazu, fünf Zentimeter in die Luft zu springen.
Keegan Kennedy kam hereingefegt und erstarrte zur Salzsäule, als er Zach sah. Er wich einen halben Schritt zurück, bevor sein Blick zu Sam wanderte und sich sein Gesicht zu einem freundlichen Lächeln entspannte.
»Samantha! Ich wusste, dass du zurückkommst.« Er streckte beide Arme aus. »Ich hab dich vermisst.«
Sie erwiderte die Umarmung und drückte ihn noch einmal zusätzlich. Sie waren alle von der Tragödie betroffen, aber Keegan war sozusagen der Restaurantleiter, und sie konnte sich vorstellen, dass er mehr darunter zu leiden hatte als der Rest des Personals.
»Hey, Keegan, schön dich zu sehen«, begrüßte sie ihn. »Ich bin nur hier, um meinen Scheck abzuholen. Und das ist Zach Angelino.«
Sie schüttelten sich die Hände und tauschten eine knappe Begrüßung aus. »Ich habe deinen Scheck, Sam, im Büro. Komm mit.«
Sie hatten einen Plan für den Fall, dass jemand in der Küche war, und Zach hielt sich daran. »Ich benutze mal die sanitären Einrichtungen«, sagte er und begann auf den Speiseraum zuzugehen.
»Nicht da«, sagte Keegan. »Benutzen Sie die Personaltoilette hier hinten.«
»Oh, du willst ihn doch nicht etwa diese Toilette benutzen lassen«, sagte Sam rasch. »Du musst dir unbedingt die im Gastraum ansehen.« Sie versetzte Zach einen leichten Schubs in die entsprechende Richtung. »Die ist wirklich prachtvoll für ’ne Toilette. Sie war schon im Boston Magazine abgebildet. Geh sie dir ansehen, während ich mit Keegan spreche.«
»Sie ist geschlossen«, sagte Keegan. »Kommen Sie hier lang. Die Personaltoilette ist da drüben, hinter dem Pausenraum.«
Sam machte den Mund auf, um etwas zu entgegnen, als sie Zachs stumme Botschaft auffing, während er dem Oberkellner folgte. So etwas wie … Nicht widersprechen, nur mit dem Strom treiben lassen.
Sie tat es und ging hinter Keegan zum Büro des Küchenchefs, wo auch Keegan einen Schreibtisch hatte. Zach verschwand in Richtung des kleinen Raums, den sie den Aufenthaltsraum nannten, obwohl sich meist niemand hier aufhielt. Sam warf ihm einen Blick über die Schulter hinterher, aber er trottete bloß weiter auf den Waschraum zu, als wäre alles ganz normal.
»Und?«, fragte sie, als sie die Tür zum Büro erreicht hatten. »Wie ist es dir ergangen, Keegan?« Ihre
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