Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
Aufgabe war es, ihn so lange in ein Gespräch zu verwickeln, bis Zach ins Weingewölbe gelangt war, die Kamera gefunden und den Chip an sich genommen hatte.
»Gut.« Keegan öffnete die Tür zu seinem Büro, einem schmalen Raum, an dessen einer Wand ein Schreibtisch stand und der ansonsten ein paar Regale und Schränke enthielt. An der leeren Wand befand sich eine große Pinnwand, die für gewöhnlich überladen war mit Speiseplänen, Ausdrucken von Internetseiten, Bildern aus Zeitschriften, Notizen von Köchen.
Jetzt war sie übersät mit Zeitungsartikeln über den Tod von Joshua Sterling.
Der Anblick ließ sie unwillkürlich zurückweichen. »Warum hast du das alles aufgehängt?«
»In diesem Restaurant wurde ein Mann umgebracht, Sam. Es sind Berichte darüber.« Er setzte sich an den Schreibtisch und schloss die oberste Schublade auf.
Sam nahm sich den Stuhl neben seinem Schreibtisch, welcher normalerweise Mitarbeitern vorbehalten war, die eine Standpauke für schwerwiegende Fehler entgegennahmen. Sie hatte nie bei ihm oder dem Küchenchef auf diesem speziellen heißen Stuhl gesessen, weil sie sich aus Streitereien immer herausgehalten und einfach nur ihre Arbeit getan hatte … bis zu dem Abend, an dem Sterling ermordet worden war.
Ihr Blick wanderte zur Wand und landete auf dem silberhaarigen Opfer, abgebildet zusammen mit seiner Frau. Sam hatte es vermieden, viel über den Fall in der Presse zu lesen, und hatte diesen Artikel nicht gesehen. Devyn Sterling war im wirklichen Leben sogar noch hübscher als auf diesem Bild, aber sie hatte definitiv etwas Distanziertes und Kühles an sich. Nicht die Art Frau, die ein geselliger Mann wie Joshua ihrer Vorstellung nach heiraten würde.
»Du hättest an jenem Abend auf René hören sollen.«
Keegans Bemerkung holte sie wieder in die Gegenwart zurück und verwirrte sie. Jeder wusste, dass sie die Leiche gefunden hatte, aber niemand, dass sie sogar den Mord mitangesehen hatte. Nur die Polizei hatte diese Information, eigentlich wussten nur die Hauptermittler in dem Fall davon. Aber so, wie Keegan klang, fragte sie sich, wie viel er eigentlich wusste.
»Glaub mir, den Gedanken hatte ich selbst schon eine Million Mal«, gab sie zu und formulierte ihre Antwort bewusst vage. »Obwohl irgendjemand die Leiche ja finden musste.«
»Es wäre besser gewesen, wenn dieser Jemand René gewesen wäre.«
»Was wäre besser gewesen?« Eine tiefe Männerstimme, die aus der Küche kam, stellte die Frage und ließ sie zusammenfahren.
Keegan warf ihr einen belustigten Blick zu. »Kein Grund zu erschrecken, Sam. Es ist nur René.« Er riss den Scheck aus dem Buch. »Hier. Wir sind hier, René. Sieh mal, wer da ist.«
René öffnete die Tür weiter und nickte Sam kurz zu, ohne ein Lächeln oder ein Wort des Grußes. Keine Wärme, wie er sie ihr gegenüber auf dem Polizeirevier an den Tag gelegt hatte. »Du hast doch nicht vor, hier wieder zu arbeiten, oder?«, fragte er.
»Freut mich auch, dich zu sehen«, sagte sie trocken. Sie hatten sich nie besonders gemocht, und offensichtlich würde auch die Tragödie eines Mordes im Weinkeller und eines bei einem Bandenmord umgekommenen Kellners nichts daran ändern.
»René, warum bist du hier?«, fragte Keegan. »Du hast einen freien Tag, also nimm ihn.«
»Ich brauche eine Flasche Wein, die ich einem Kunden versprochen und gestern Abend im Keller vergessen habe.« Er hielt seinen Schlüssel hoch, und Sam rutschte das Herz in die Hose.
»Vorher, René«, sagte sie, stand auf und schenkte ihm ein warmes, aber komplett vorgetäuschtes Lächeln, »würde ich gern mal mit dir reden. Unter vier Augen.«
»Es gibt nichts, was du mir nicht in Keegans Beisein sagen könntest.«
Solange sie noch weitere fünf Minuten herausschinden konnte, würde sie ihnen auch ihre Lebensgeschichte erzählen. »Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leidtut … was an dem Abend passiert ist.« Sie hatte keine Ahnung, wohin das führen sollte, betete aber, dass es lange genug dauern würde. »Es war verrückt, weißt du? Erinnerst du dich noch? Was ist dir an dem Abend durch den Kopf gegangen?«
René blickte sie aus zusammengekniffenen braunen Augen an. »Nichts, Sam. Mir ist nichts durch den Kopf gegangen.« Er machte kehrt und stürmte hinaus.
»Warte, René. Bitte, ich will mit dir reden.« Über die Schulter warf sie einen Blick zu Keegan zurück, während sie René nachlief. »Danke«, sagte sie und schwenkte den Scheck. »Aber ich muss wirklich mit
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