Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
vorteilhafte Abmachung getroffen. Seine Gefängnisstrafe würde auf zwanzig Jahre begrenzt werden, wenn er dafür im Gegenzug die Namen aller Beteiligten nannte, die für die Morde an Joshua Sterling sowie an Teddy Brindell und Taylor Sly verantwortlich waren.
Detective O’Hara war nun, nachdem er die Schwachstelle in seiner Abteilung entdeckt hatte, wesentlich auskunftsfreudiger. Nach Taylor Slys Ermordung war die ganze Geschichte aufgedeckt worden. Es war ans Tageslicht gekommen, dass sie heimlich und sehr erfolgreich dabei gewesen war, eine neue Form der irischen Mafia aufzubauen, die so strukturiert war wie die kriminelle Organisation, welche Boston in den 1970ern fest im Griff gehabt hatte.
Joshua Sterling war Taylor begegnet, während er einigen Hinweisen über Korruption bei der Polizei nachgegangen war, und hatte eine derart leidenschaftliche Affäre mit ihr begonnen, dass er deswegen seine Ehe hatte beenden wollen. Doch Taylor hatte sich lediglich mit ihm eingelassen, damit er Stillschweigen über ihr blühendes Geschäft und die Mitarbeiter des Boston PD bewahrte, die bereits auf ihrer Gehaltsliste standen.
Joshua hatte ihr seine Entdeckung anvertraut, dass seine Frau die leibliche Tochter von Finn MacCauley war, und hatte die Sache an die Öffentlichkeit bringen wollen, um die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Doch Taylor plante bereits damals, ihren Liebhaber umzubringen, und er lieferte ihr unbeabsichtigt jemanden, dem sie einen Mord von großem öffentlichem Interesse anhängen konnte. Sie engagierte Levon Czarnecki und schickte ihren Liebhaber zu einem heimlichen Rendezvous in den Keller, mit dem Plan, René als Zeugen einzuschleusen. Anscheinend hatte sie nicht geglaubt, dass Marc sich manipulieren lassen würde, und ihm ihre Leute auf den Hals geschickt, als sie erfahren hatte, dass er in Besitz des USB -Sticks war. Aber offensichtlich waren ihre eigenen Männer mehr als bereit gewesen, sie zu hintergehen und umzubringen.
»Es gibt doch noch mehr zu feiern«, lockte Nino sie. »Oder etwa nicht?«
»Dass ich morgen mit dem Jurastudium anfange?«
Nino schnalzte tadelnd mit der Zunge und schüttelte den Kopf, als wäre sie schwer von Begriff. »Sieh dir das an.«
Ihr Blick folgte dem Daumen, mit dem er hinter sich deutete, und fiel durch die Terrassentür nach draußen. Dort standen JP und Zach, steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich, und einer der Türflügel bildete einen rot-goldenen Rahmen um sie. Irgendwann legte JP Zach die Hand auf die Schulter.
»Sie flicken wohl die Bande, nicht wahr?«, sinnierte Sam.
»Noch besser«, antwortete Nino, und seine dunklen Augen wurden feucht. »Sie knüpfen neue.« Er hob sein Glas und stieß mit ihr an. »Du hast meinen Zaccaria verändert, junge Dame. Und ich bin dir auf ewig dankbar.«
Sie spürte, wie sich ihre eigenen Augen mit Tränen füllten, vor Liebe und Dankbarkeit und einer Freude, die sich in ihrem Herzen ausgebreitet hatte und gar nicht mehr weichen wollte.
»Ich liebe ihn«, sagte sie einfach nur, und die Wahrhaftigkeit der Aussage brachte sie zum Lächeln.
»Und er liebt dich«, sagte Nino. »Es ist also an der Zeit.«
Sie sah ihn an. »An der Zeit?«
»Dir den Brief zu geben.«
»Welchen Brief?«
»Den von Rossella Angelino. Zaccarias Mutter.«
Sie hätte fast das Glas fallen lassen. »Du hast einen Brief von seiner Mutter?«
Nino seufzte und stützte sich mit seinen übergroßen Händen auf der Küchenarbeitsplatte ab. »Diese Kinder kamen hier an mit ein paar Kleidern, ein paar Fotos und zwei Briefen, die Rossella geschrieben hatte mit der Anweisung, dass sie Vivianas und Zaccarias … Zukünftigen gegeben werden sollten.«
Sie lächelte über das altmodische Wort und das altmodische Knistern, das es in ihr erzeugte. »Ich bin doch nicht … «
»Hee…« Nino winkte auf seine typisch wegwerfende Art ab. »Er hat gewartet, bis es Vivi wieder richtig gut geht und dieser ganze strafrechtliche Kram vorbei ist.«
Hatte er das? Sam hoffte es, denn zum ersten Mal zog sie ihre Handlungen nicht in Zweifel und wusste, dass sie diese Entscheidung nicht hinterfragen würde … wenn er sie darum bat, sie zu treffen.
»Ich musste den Brief lesen«, fuhr Nino fort. »Denn er ist auf Italienisch verfasst. Also habe ich ihre Nachricht für dich übersetzt.«
»Und was steht darin?«
»Du wirst es sehen. Ich werde ihn dir geben, sobald ich es ganz sicher weiß.« Er lächelte, seine Zähne leicht gelblich,
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