Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
nächsten Atemzug getan hatte, hielt ihm die schallgedämpfte Pistole an den Kopf und schoss.
»Wie lang wird es dauern, die Zeugin aus dem Weg zu räumen, Levon? Könnten Sie etwas genauer werden?«
Der Mann brach zusammen, und auf dem Weg nach unten knallte sein Kopf gegen das Auto.
Levon steckte die Waffe wieder in das Halfter. »Sie wollen es genau?« Er packte die andere Tasche, riss den hinteren Reißverschluss auf und zog die Ruger MKII heraus, mit der er Sterling umgebracht hatte. So war es abgemacht gewesen: händige das Band aus, händige die Mordwaffe aus, und du kriegst dein Geld.
Piss dem Zar ans Bein, und er pisst auf der Stelle zurück. Er zielte behutsam, betätigte den Abzug der Ruger und schoss genau in das Loch, das er mit seiner eigenen Waffe verursacht hatte. Das müsste die ballistischen Untersuchungen verpfuschen.
»Ja. Ich will, dass sie stirbt…«
Er wischte jeden möglichen Fingerabdruck vom Griff der Ruger und ließ sie auf den Betonboden fallen. Dann nahm er beide Rucksäcke, aber bevor er wegging, griff er in seine Jackentasche, bedeckte seine Finger mit dem Taschentuch und fand die Visitenkarte. Er steckte sie direkt unter den Kragen des Mannes, in die Nähe der Schusswunde. »Klar wollen Sie, dass sie stirbt«, sagte er. Sie. »Sollte nicht allzu schwer sein.«
»Eigentlich nicht. Für einen Profi wie Sie.«
Dieser Sarkasmus gefiel ihm überhaupt nicht.
»Ach, und Sie kommen besser her und holen Ihren Mann aus dem Parkhaus«, sagte er ruhig. »Denn wenn jemand anders seine Leiche vor Ihnen findet, findet er auch Sterlings Mordwaffe und Ihre Visitenkarte.«
Er drückte auf Auflegen, schlüpfte in den Schatten und lief die Treppe am gegenüberliegenden Ende des Parkhauses ein Stockwerk hinunter zu dem gebrauchten SUV , den er morgens gekauft und bar bezahlt hatte. Er warf beide Taschen auf den Boden, rollte sich daneben zusammen, drückte seinen Körper flach auf die Bodenbretter und wartete.
In weniger als fünf Minuten war das Quietschen von Reifen zu hören, ein aufheulender Motor, der über den Beton hinaufkam, das Dröhnen eines Transporters mit einer Mission, das das ganze Gebäude erzittern ließ. Sie würden sich wahrscheinlich nicht die Zeit nehmen, den Ort abzusuchen, aber für alle Fälle blieb er für lange Zeit verborgen und ignorierte das Vibrieren seines Telefons.
Als es dunkel war, holte er eine abgenutzte Perücke und einen falschen Bart hervor, stopfte sich Polster in die Backentaschen, um sein Aussehen zu verändern, und fuhr schließlich aus dem Parkhaus. Sein Plan nahm Gestalt an.
Er würde sich irgendwo einen altmodischen Videorekorder ausleihen und sich sein nächstes Opfer ansehen. Eine Frau. Wie er nur allzu gut wusste, hatte jede Frau eine Schwäche. Er musste bloß ihre herausfinden.
Die größte Herausforderung des Tages würde es sein, Sam wohlbehalten aus Brookline rauszubringen. Nein, korrigierte Zach sich, während er seinen makellosen 1968er Mercedes-Benz aus der Parklücke lenkte. Die größte Herausforderung würde es sein, mit JP klarzukommen, ohne dem Drang nachzugeben, Fingerknöchel auf Gesicht treffen zu lassen. Doch seine oberste Priorität war Sam.
Er fuhr die Kiste von dem privaten Parkplatz herunter, für den er seinen halben Kampfsold hingeblättert hatte, kurvte bis zur Beacon Street und blickte nach rechts zu Vivis Haus und nach links zum Supermarkt und den von Bäumen gesäumten Hang hinauf.
Zum wiederholten Mal fragte er sich, was genau passiert wäre, wenn er nicht seinem Bauchgefühl – und ihr hinaus auf die Straße – gefolgt wäre. Beinahe hätte er es gelassen. Beinahe hätte er sich von seinem bescheuerten Selbstmitleid in Kombination mit der ständig drohenden Gefahr eines Ständers in ihrer Gegenwart davon abhalten lassen, ihr nachzugehen.
Dann wäre sie jetzt tot. Er war nicht der Richtige für den Job.
Er machte eine Kehrtwendung und fuhr über die Tappan Street zurück. Vivi meinte es gut, und es war schlimm genug, dass Sam offensichtlich glaubte, er habe etwas dagegen, ihr Tag und Nacht im Nacken zu sitzen. Als könnte er sich irgendeinen Nacken vorstellen, in dessen Nähe er lieber sein wollte … Aber wer wollte schon einen einäugigen Bodyguard, dessen Narben bewiesen, wie unzulänglich er war?
Und in dieser Situation war unzulänglich gleichzusetzen mit tödlich.
Er ging heute nur aus einem einzigen Grund nach Sudbury, aber er hatte nicht vor, es Vivi auf die Nase zu binden – sonst hätte sie sich
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