Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
physische Perfektion in Person war, er war auch ziemlich cool und hatte einen netten, lockeren Humor. Und vor allem beschränkte sie ihre Lügen gern auf ein Minimum, denn sie glaubte wirklich daran, dass Petrus mitzählte und sie, wenn es eine zu viel war, in die falsche Richtung schicken könnte, wenn es so weit war.
»Ich wollte mit Taylor Sly sprechen.«
Überraschenderweise verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?«
Sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. »Tut mir leid, dass ich Ihnen die Zeit gestohlen habe.«
Er griff in seine Gesäßtasche und holte ein Paar fingerlose Lederhandschuhe heraus. »Wenn ich mich nicht irre, und ich irre mich selten, sitzt sie in einer Limo vor dem Starbucks, weniger als einen Block von hier entfernt, während ihr Fahrer ihr einen eisgekühlten Bio-Chai holt. Jeden Sonntag, Dienstag und Donnerstag, wie ein Uhrwerk, um zwölf Uhr vierzig. Winken Sie mit denen hier ins Fenster, dann müssten Sie mit ihr sprechen können.«
Vivi ging rückwärts und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Mann, Ihre Arbeitsweise gefällt mir.«
»Sie haben ihr gefallen, das konnte ich sehen. Vielleicht haben Sie eine Chance. Haben Sie Ihre Mappe dabei?«
Sie begriff, was los war: Jagger dachte, sie wolle als Model arbeiten. Was in der Tat ein brillanter Weg war, ein paar Minuten mit der unnahbaren Ms Sly zu ergattern.
»Nein, ich will nur einen Termin. Danke vielmals«, sagte sie und nahm die Handschuhe. »Sie sind echt der Hammer.«
Er nickte ihr zum Abschied leicht zu, und sie lief hinaus, um nach der Limousine vor dem Starbucks zu suchen.
Sie war da, genau wie er es gesagt hatte, in zweiter Reihe geparkt. Sie klopfte an das hintere Fenster, starrte auf die schwarze Fläche und wusste nicht mal genau, ob überhaupt jemand im Auto war. Niemand antwortete, also schwenkte sie die Handschuhe.
»Ich habe hier was für Sie, Ms Sly.«
Augenblicklich wurde das Fenster heruntergelassen, und Taylor Sly beugte sich vor. Sonnenbrille und Mütze waren verschwunden, und Vivi sah eine schöne, etwa fünfundvierzigjährige Frau vor sich. »Danke, Ms Angelino.«
Sie griff nicht nach den Handschuhen, also näherte Vivi sich ihr ein Stückchen. »Könnten wir uns vielleicht mal unterhalten?«
»Ja, ich denke schon. Rufen Sie morgen meine Assistentin Anthea wegen eines Termins an.«
Ja! »Das mache ich, danke. Wollen Sie Ihre Handschuhe denn nicht?«
»Das sind nicht meine.« Taylor lehnte sich im Sitz zurück und verschwand aus Vivis Blickfeld. Die Scheibe schloss sich wieder. Im selben Moment fuhr die Limousine an, nur wenige Zentimeter vor Vivis Füßen. Sie rettete sich durch einen Sprung auf den Bordstein und starrte hinter dem Heck des Wagens her, während er sich in den Verkehr einfädelte … in der Hand hielt sie die Handschuhe.
Sie stopfte sie in ihre Jacke und wollte noch einen Blick auf die Limousine werfen, doch diese war bereits im Verkehr verschwunden.
Während des Essens sprach Zach kaum ein Wort, und so überkam Sam das Bedürfnis, sich am Geplauder der Tischgesellschaft zu beteiligen, zu der mittlerweile auch Vivi und Nicki gestoßen waren, die Psychologin und zweitjüngste der fünf Rossi-Geschwister.
Marc und Vivi dominierten das Gespräch. Wie der Rest der Familie war Marc dunkelhaarig mit dunklen Augen, ausgeprägten Gesichtszügen und starkem Willen. Sam konnte ihn auf Anhieb gut leiden, viel besser als den eher einschüchternden ältesten Rossi, JP . Sobald sie Marc kennengelernt hatte, gefiel ihr die Vorstellung, dass er ihr Leibwächter sein würde, auch wenn Zach es ihm erst noch mitteilen musste.
Marc war freundlich zu ihr, flirtete sogar ein bisschen, was Zach noch stiller werden ließ. Nicki ähnelte eher JP , sie beobachtete mehr, als dass sie sprach, und sie alle begegneten ihrem Vater und Onkel Nino mit großem Respekt, was sie in Sams Augen zu einem typisch italienischen Patriarchenhaushalt machte, in dem Tante Fran die Rolle der liebevollen, warmherzigen, nachsichtigen Mutter spielte.
Aber irgendetwas sagte Sam, dass in dieser Familie noch mehr vor sich ging als die normale Familiendynamik. Sie war nur noch nicht aus allen ganz schlau geworden. JP und Zach warfen sich gegenseitig finstere Blicke zu, aber keiner sagte ein Wort zum anderen. Chessie plapperte, Nicki argumentierte, Onkel Jim machte hin und wieder eine trockene Bemerkung, und Vivi stand förmlich unter Strom und steckte damit alle
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