Guardian Angelinos: Die zweite Chance (German Edition)
ich für Sie tun?«
»Ich habe einen Termin bei Jagger Musenda.«
Anstatt zu antworten, berührte die Frau einen Flachbildschirm vor sich und drückte dann auf ein Headset, das so klein war, dass Vivi es unter dem Haar gar nicht bemerkt hatte.
»Jagger, dein Zwölfuhrtermin ist da.« Sie nickte Vivi zu. »Nehmen Sie Platz.«
»Kann ich einen Blick reinwerfen?«, fragte Vivi und wies mit dem Kinn auf die Glastür, die in den Fitnessraum führte.
»Jagger ist in ein paar Minuten da. Er wird Ihnen alles zeigen.«
Taylor Slys Einzeltrainingsstunde würde um zwölf enden, und wenn sie wirklich so ein Gewohnheitstier war, wie Vivis schnelle Recherche ergeben hatte, würde sie anschließend duschen, föhnen, sich schminken und Equinox ungefähr zur selben Zeit verlassen wie Vivi. Wenn Vivi ihre Führung und das angebliche Vorgespräch bezüglich ihres möglichen neuen Trainers perfekt timte, würden sie das Studio ungefähr zur selben Zeit verlassen und vom Trainer beiläufig einander vorgestellt werden. Was Vivi die Bekanntschaft der unnahbaren und unerreichbaren Taylor Sly verschaffen würde, der Frau, deren Namen Teddy, der sexbesessene Kellner, gestern Nacht genannt hatte.
Taylor hatte in der Mordnacht im Paupiette’s gegessen, das hatte Vivi sich von Sam bestätigen lassen, ohne zu erwähnen, dass sie vorhatte, die Frau heute Vormittag ausfindig zu machen.
Soweit Vivi es anhand der bisher erschienenen Storys beurteilen konnte, hatte Taylor mit keinem Journalisten gesprochen. Die verfügbaren Polizeiberichte – die bestenfalls vage waren – verrieten, dass Taylor letzte Woche zu zwei einzelnen Befragungen erschienen war, was in etwa dem Standard für alle entsprach, die sich in jener Nacht in dem Restaurant aufgehalten hatten.
Als Eigentümerin einer Elite-Modelagentur und als ehemaliges Model würde Taylor wohl kaum irgendeiner investigativen Webseite ein Interview geben. Also hatte Vivi sich etwas einfallen lassen – ein Ansatz, von dem sie annahm, dass er das Markenzeichen der Guardian Angelinos werden würde.
Während sie am Fenster stand und auf das Sonntagmittagsgewusel von Back Bay hinunterblickte, dachte sie über ihre Firma nach, und ihr Körper vibrierte vor Aufregung darüber, dass sie dabei war, ihre Idee in die Tat umzusetzen.
Die Guardian Angelinos brauchten nur einen richtigen Erfolg, um in Schwung zu kommen. Und jetzt hatten sie eine Kundin, die Schutz brauchte, und ein Verbrechen, das aufgeklärt werden musste. Wenn sie und Zach es richtig anstellten, hatte die Firma eine echte Chance. Jeder Traum musste ja irgendwo beginnen, oder?
Was sie also auch immer aus Taylor herausbekommen würde – falls sie überhaupt irgendwas aus ihr herausbekam – würde keineswegs als weiteres anonymes Zitat im Boston Bullet erscheinen, sondern in Akte Nummer eins der Guardian Angelinos.
»Viviana Angelino?« Eine männliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Ich bin Jagger Musenda.«
Sie hatte von einem Mann mit so einem ungewöhnlichen Namen nur ein verschwommenes Bild im Kopf gehabt, aber niemals hätte sie ihn sich so … groß, schwarz und schön vorgestellt.
»Ich nehme an, Sie wurden vom Central Casting geschickt«, sagte sie und ging auf ihn zu. Er ergriff ihre ausgestreckte Hand, ließ sie in seiner eigenen verschwinden und grinste.
»Sie sehen aus, als würden Sie bereits trainieren, Viviana«, sagte er und hielt ihr die Glastür auf. »Obwohl wir hier lieber normale Sportschuhe sehen als Skaterschuhe.«
»Einfach nur Vivi, und ja, ich mache Sport. Aber ich denke über einen Wechsel nach.« Vom Y, wo sich die Leute einen Dreck um Lifestyle scherten. »Ich wollte mir dieses Studio mal ansehen und mit einem Trainer reden. Und vielleicht mit ein paar Mitgliedern.« Zum Beispiel Taylor Sly.
»Kein Problem. Fangen wir mit dem Einzeltrainingsbereich an, dann gehen wir zu den Gewichten, den Fahrrädern, ins Pilates-Zentrum, die Yogaräume, zum WLAN -Hotspot im Café und natürlich in den privaten Wellnessbereich.« Er blickte auf sie herab. »Hat Ihr jetziger Club einen Wellnessbereich?«
»Nicht direkt.«
Er begann, seinen Text abzuspulen, und stellte so viele Fragen, dass sie gezwungen war, ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu richten. Trotzdem gelang es ihr, bei jedem Trainingsrad und jedem Crosstrainer nach ihrer Zielperson Ausschau zu halten. Taylor Sly war nirgendwo zu sehen.
»Sie wissen vielleicht, dass es vier verschiedene Trainingsmethoden gibt«, sagte er und führte sie zu einem
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