Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
dass Sie hier sind, weil sie uns damit beauftragen wollen, ihn zu finden«, versetzte Vivi geistesgegenwärtig. In ihren Augen blitzte es vor unverstellter Begeisterung. »Wir, die Guardian Angelinos, sind für solche Jobs die richtigen Ansprechpartner.«
Colt musterte sie erstaunt, und Marc verkniff sich ein Lächeln. Vivi wurde wegen ihres flippigen Aussehens und ihrer Entscheidung für ein Skateboard als bevorzugtes Fortbewegungsmittel häufig unterschätzt. Oder man hielt sie für zu unerfahren oder nicht ernsthaft genug. Genau das hatte Vivi als Journalistin jedoch geholfen, ein paar hochbrisante Stories zu knacken. Als Detektivin, tippte Marc, war sie mit diesem Geniepotenzial bestimmt die stärkste Geheimwaffe der Firma.
»Nein, ich bin nicht hier, um Sie zu bitten, Finn MacCauley zu finden«, entgegnete Colt.
»Vielleicht überlegen Sie es sich noch.«
Um seine Mundwinkel zuckte es amüsiert. »Ich bewundere Ihren Mumm, Ms Angelino, aber leider Gottes haben wir beim FBI andere Prioritäten, als einen Flüchtigen aufzuspüren, der seit Jahren von der Bildfläche verschwunden ist.«
Marc blieb die Spucke weg. »Das soll wohl ein Witz sein, oder? Jeder auf der Liste der meistgesuchten Personen hat oberste Priorität, Colt. Oder wollen Sie uns da was vormachen?«
»Nein, ich mache niemandem etwas vor. Erstens gilt MacCauley seit fast dreißig Jahren als verschollen, zweitens wird bezweifelt, dass er überhaupt noch lebt, und drittens ist er seit 1983 in kein Verbrechen mehr verwickelt gewesen.«
»Trotzdem, der Kerl hat genug auf dem Kerbholz für mehrfach lebenslänglich«, gab Marc zu bedenken.
»Sie waren doch nach dem 11. September noch beim FBI «, entgegnete Colt. »Demnach müssten Sie wissen, wie sich unsere Prioritäten verändert haben. Der Terrorismus ist jetzt Job Nummer eins, zwei, drei und vier. Einen Mann zu finden, der eng mit Mafiabanden zusammenarbeitete, die nicht mal mehr existieren, steht nicht auf meiner To-do-Liste. Ein paar Insider glauben ohnehin, dass seine Leiche unter der Central Artery verbuddelt wurde, als sie seinerzeit die Stadtautobahn untertunnelt haben. Der Fall Finn MacCauley ist ungefähr so weit unten in der Verbrechenshierarchie angesiedelt wie der Verkauf von nachgemachten Designer-Handtaschen.«
»Warum sind Sie dann hier?«, fragte Marc.
»Uns geht es darum, seine Tochter zu finden.« Colt legte ein Foto auf den Tisch, und Marc erkannte Devyn Hewitt Sterling, die Witwe des ermordeten Joshua Sterling und vorübergehend selber eine Verdächtige in dem Fall, sofort wieder.
»Ich dachte, sie hätte mit dem Tod ihres Mannes nichts zu tun«, meinte Marc halb fragend.
»Nein, das ist richtig, sie hat sich nichts zuschulden kommen lassen«, versicherte Colt.
»Außer ihre Dummheit.« Marc betrachtete das Bild der Schickeria-Witwe genauer. Sie hatte ein apartes Gesicht, hohe Wangenknochen und eisblaue Augen. »Hätte sie ihrem umtriebigen Göttergatten nicht erzählt, dass ihr Erzeuger ein gesuchter Krimineller ist, wäre Joshua Sterling vielleicht noch am Leben.« Obwohl sie ohne den Kerl vermutlich besser dran war.
»Für dumm halte ich sie nicht«, gab Colt überlegt zurück. »Und deswegen brauchen wir für den Auftrag jemanden mit Esprit und Kompetenz.«
»Was hat sie denn angestellt?«, erkundigte sich Vivi.
»Nichts«, erwiderte Colt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Nach unserem Informationsstand ist sie momentan in Belfast unterwegs. Uns ist sehr daran gelegen, dass Sie die Dame ausfindig machen und zurückholen.«
»Warum?«, kam es von den dreien gleichzeitig.
Colt zog die Augenbrauen hoch und zögerte. »Das brauchen Sie nicht zu wissen.«
Dieses Mal erntete er drei fragende Blicke.
»Nein, das hat Sie wirklich nicht zu interessieren«, sagte er bestimmt. »Der Job ist einfach. Finden Sie sie und überzeugen Sie sie davon, Irland zu verlassen. Das Beste wäre es natürlich, wenn Mrs Sterling in die USA zurückkehrt, aber das ist zweitrangig. Holen Sie sie erst mal aus Belfast raus, ohne dass sie Verdacht schöpft, wer Sie sind und für wen Sie arbeiten. Holen Sie sie einfach nur da raus.«
»Warum nehmen Sie die Frau nicht einfach fest?«, fragte Vivi. Die Frage hätte sie sich auch schenken können, sann Marc im Stillen. Angesichts seiner zwölfjährigen Erfahrung als FBI -Agent war ihm sonnenklar, dass sie nicht die ganze Geschichte erzählt bekamen. Zudem war Colton Lang dafür bekannt, dass er sich strikt an die Vorschriften hielt und
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