Guardian Angelinos: Tödliche Vergangenheit (German Edition)
schweigen konnte wie ein Grab. Vermutlich würden sie die wahren Hintergründe nie erfahren.
»Das ist so ohne Weiteres nicht möglich. Sie hat kein Verbrechen begangen«, meinte Colt dozierend.
Vivi sah trotzig von ihrem Bruder zu Marc – sie schien eindeutig nicht bereit, sich mit ein paar dürftigen Informationshäppchen abspeisen zu lassen. Sie machte den Mund auf, um dem Beamten Kontra zu geben, aber Colt schnitt ihr kurz entschlossen das Wort ab.
»Wollen Sie den Auftrag oder nicht?«
Sie klappte den Mund wieder zu.
Zach legte seine Hand beschwichtigend auf ihre. »Dann muss es eben so gehen«, sagte er ruhig. Während seiner langen Armeezugehörigkeit hatte Zach häufiger Missionen durchgeführt, ohne dass er und seine Einheit umfassend über die strategischen Hintergründe aufgeklärt worden wären.
»Bekommen wir denn wenigstens Unterstützung vom FBI ?«, fragte Marc.
»Nein.« Colts Miene passte sich der schroffen Antwort an. »Sie werden auch keinen Kontakt zum Bureau aufnehmen, es sei denn mit mir. Ende der Diskussion.«
Vivi blies frustriert die Backen auf, doch Zach wischte ihren Unmut mit einer lässigen Handbewegung beiseite. »Wie sieht es mit unserem Honorar aus?«
»Das bekommen Sie, sobald Devyn Sterling Belfast verlassen hat. Noch lieber wäre uns natürlich, wenn die Dame ganz aus Nordirland verschwinden würde.«
»Was?« Vor lauter Entrüstung schoss Vivi fast von ihrem Stuhl hoch. »Verstehe ich Sie richtig? Sie wollen, dass wir uns mit einer Art Erfolgshonorar zufriedengeben? Bei einem Auftrag, wo Sie uns faktisch null Informationen an die Hand geben? Das ist ja wie Fallschirmspringen ohne Fallschirm!«
»Ja, das war so meine Vorstellung«, bestätigte der Angesprochene. »Wenn ich Sie als offizielle FBI -Berater anheuern würde, müsste ich eine Fallstudie vorlegen, und dafür bleibt uns leider keine Zeit mehr. Sie müssen sich schleunigst hinter diese Geschichte klemmen, am besten, Sie nehmen den nächsten verfügbaren Flieger.«
Marc, der unschlüssig Devyns Foto in den Händen drehte, registrierte ihren kalten Blick, die Distanziertheit ihres Gesichtsausdrucks. Als wäre sie innerlich völlig abgestumpft und leer. Warum waren die Jungs vom FBI dermaßen erpicht darauf, dass diese Frau Belfast verließ?
Er hatte einen starken Verdacht und war klug genug, ihn nicht zu äußern.
»Lassen Sie uns eine Stunde Zeit, damit wir die ganze Sache in Ruhe besprechen können«, schlug Marc vor. »In der Zwischenzeit sorgen Sie dafür, dass wir einen Scheck mit einem Honorarvorschuss ausgestellt bekommen. Ich bin sicher, dass Sie das ohne ausufernden Papierkrieg hinkriegen.«
Colt nickte bejahend und schob ihm die betreffende Akte hin. »Ich bin gegen Mittag zurück. Bis dahin erwarte ich Ihre Entscheidung.« Er warf Vivi und Zach einen Blick zu. »Ich finde alleine raus.«
Er ging, und sie sahen ihm schweigend nach, bis sich die Eingangstür hinter ihm schloss.
Und dann fingen sie alle gleichzeitig an zu reden. Das war eine typische Rossi-Angelino-Eigenschaft und letztlich auf ihr italienisches Temperament zurückzuführen.
»Von wegen Erfolgshonorar!«
»Der Mistfink hält bewusst Informationen zurück.«
»Leute, wir brauchen diesen Job.« Zach beschrieb mit den Händen eine beschwichtigende Geste. »Wir brauchen diesen Job«, wiederholte er mit mehr Nachdruck. »Erfolgshonorar hin, Informationen her«, erklärte er Vivi. »Es ist einen Versuch wert. Wir wissen, wie unser Auftrag lautet, und daran werden wir uns halten.«
»So argumentiert vielleicht irgendein Armeefuzzi«, fauchte Vivi und stieß sich mit den Händen vom Tisch ab. »Aber nicht der Geschäftsführer eines aufstrebenden Unternehmens.«
»Jetzt halt mal die Luft an, Vivi«, konterte Marc. »Zach hat recht – wir müssen nicht alles wissen, und wir brauchen diesen Auftrag wirklich dringend. Wenn mein Bauchgefühl stimmt, hat es letztlich doch was damit zu tun, Finn MacCauleys Verbleib zu eruieren, aber diese Information hält Lang uns möglicherweise vor, weil wir unsere unternehmerische Kompetenz noch nicht bewiesen haben.«
Vivi zog nachdenklich die Unterlippe zwischen die Zähne. »Dann beweisen wir sie eben. Wir finden den Kerl. Hundertpro!«
Zach schnaubte milde genervt. »Wir sind zwar gut, Schwesterherz, aber ich bin nicht Superman. Immerhin hält MacCauley das FBI seit dreißig Jahren zum Narren. Wir beweisen unsere Kompetenz, indem wir nicht gegen ihn, sondern mit ihm zusammenarbeiten, und indem wir
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