Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
verraten und ihr bei ihrer Flucht zu helfen?
Na klar, er sollte eigentlich überaus begeistert von ihr sein.
Trotzdem wurde sie von einer plötzlichen Panikattacke überwältigt, als er das Haus durch den Geheimtunnel betrat und direkt auf den Kerker zusteuerte.
Was hatte er wohl mit ihr vor? Im Lagerhaus war er wütend gewesen. Woher sollte sie wissen, dass er nicht vorhatte, sie umzubringen und ihre Leiche den Aasgeiern zu überlassen?
Und sobald sie sich wieder in der verzauberten Zelle befände, wäre sie völlig hilflos.
Sie trommelte mit den Fäusten gegen seinen Rücken und versuchte ihn vergeblich mit dem Fuß da zu treffen, wo Vampire genauso verwundbar waren wie jeder andere Mann.
»Nein!«, schrie sie. »Ich lasse mich nicht wieder einsperren!«
Roke wurde nicht langsamer, als er an den neugierigen Wachtposten vorbeiging. »Ich habe nicht nach deiner Meinung gefragt.«
»Lass mich los!« Er ignorierte ihre Gegenwehr, öffnete die Tür zum Kerker und lief den engen Korridor entlang, der zwischen den einzelnen Zellen verlief. »Roke, hast du mich gehört?«
»Ich bin mir sicher, dein Kreischen ist für halb Chicago vernehmbar.«
Sally biss sich auf die Lippe. Ihre Hände schmerzten von den Schlägen gegen die unnachgiebigen Muskeln an seinem Rücken, und mit jedem Schritt kam sie der Zelle näher. Sehr bald wäre sie wieder eingesperrt. Oder Schlimmeres.
Unvermittelt zerbrach irgendetwas in ihrem Inneren, und zu ihrer großen Beschämung brach sie in Tränen aus.
»Du … Scheißkerl!«
Roke, der über ihren emotionalen Zusammenbruch offenbar genauso schockiert war wie sie, ließ sie von seiner Schulter gleiten, sodass sie direkt vor ihm stand.
»Ganz ruhig«, murmelte er und runzelte die Stirn, als seine Daumen ihr die Tränen von den Wangen strichen. »Ich werde dich nicht verletzen.«
Sie rümpfte die Nase und redete sich ein, dass seine sanfte Berührung sie nicht tröste.
Er war doch ein – ein – kaltblütiger Blutsauger.
»Das hast du doch schon getan«, brachte sie hervor.
»Ich?« Unsinnigerweise machte er den Eindruck, dass ihr Vorwurf ihn verletzte. »Was habe ich denn getan?«
War das sein Ernst? Sie hob den Arm und zeigte ihm den merkwürdigen Hautausschlag an der Innenseite ihres Arms.
»Erstens das hier.«
Sein Kiefer spannte sich an, als ärgere ihn die Erinnerung an das blutrote Mal. »Gib nicht mir die Schuld. Das ist ganz und gar deine Schuld.« Er hob seinen eigenen Arm und schob den Ärmel seiner Jacke zurück, um einen identischen Ausschlag zu enthüllen.
»Es ist nicht meine …« Sie verstummte. Moment mal. Wie konnte er genau den gleichen Ausschlag haben wie sie? War das irgendeine Nebenwirkung ihrer Kräfte? Sie hatte noch nie von so etwas gehört. Na gut, da gab es das Zeichen bei miteinander verbundenen Vampiren, das irgendeine Art von rotem Tattoo sein sollte, aber das konnte es ja wohl nicht sein. Unmöglich. Unvermittelt fiel ihr seine Wut wieder ein, als er sich seiner Jacke entledigt hatte, und ihr Herz kam mit einem schmerzhaften Stottern zum Stillstand. »Oh, Scheiße. Ist das …«
»Ein Mal der Verbindung«, versicherte er ihr mit eiskalter Stimme.
Sie schüttelte den Kopf und wich stolpernd zurück. Ihr Verstand weigerte sich zu akzeptieren, was er da sagte.
»Wie ist das möglich? Ich dachte, Blutsauger müssten gegenseitig ihr Blut trinken, um miteinander verbunden zu sein.« Unwillkürlich fuhr sie mit den Fingern über die Kennzeichnung an ihrem Arm, als ob sie sie dadurch wegreiben könne. »Ganz zu schweigen davon, dass ihnen der mörderische Drang fehlt, sich gegenseitig umzubringen.«
Roke zog die Lippen zurück, um ihr seine voll ausgefahrenen Fangzähne zu zeigen. Ja. Er hatte definitiv Mord im Sinn.
»Offensichtlich hat dein Zauber den Verbindungsinstinkt ausgelöst.«
Sie erschauderte. Verbindungsinstinkt. Das war etwas Primitives. Etwas Unzivilisiertes.
Und überhaupt kein Grund für ihren Magen zu flattern, als sei sie …
Erregt?
Auf. Gar. Keinen. Fall.
»Es ist mir egal, wie es passiert ist«, erwiderte sie mit einem Hauch von Panik in der Stimme. »Mach es einfach weg.«
Er hob eine dunkle Braue, und seine hellen Augen reflektierten das Licht der Deckenbeleuchtung. »Und wie soll ich das deiner Ansicht nach tun?«
»Ich …« Sie leckte sich über die trockenen Lippen.
»Ja?«
Sally schlang die Arme um ihren Oberkörper. Trotzdem zitterte ihr Körper weiterhin unkontrollierbar. »Wie lösen Vampire denn die
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