Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Verbindung auf?«
»Das tun sie überhaupt nicht.« Er hielt mit grimmiger Miene ihren zaghaften Blick fest. »Eine Verbindung dauert bis in alle Ewigkeit.«
»Aber das hier ist keine echte Verbindung.«
»Nicht?«
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. War das irgendein Trick? Dachte er, dass sie absichtlich versucht hatte, ihn in eine Falle zu locken? »Natürlich nicht.«
»Du kannst mich nicht tief in deinem Inneren spüren?« Seine Stimme klang belegt, und seine Finger berührten sanft das schmale Tal zwischen ihren Brüsten. »Hier.«
Bei seiner Berührung explodierte eine erotische Hitze in ihrem Körper. Dieses Hitzegefühl war fast genauso schockierend wie die Erkenntnis, dass er recht hatte.
Sie konnte ihn spüren.
Seine brennende Frustration. Seine kaum gezähmte Wut.
Seine ungewollte Erregung.
Sally versuchte sich einzureden, dass diese Gefühle nur ein Widerhall des Zaubers waren, der sie aneinandergefesselt hatte.
Dass sie bald nachlassen würden.
Aber sie merkte selbst, wie hohl diese Erklärung klang.
Er war – ein Teil von ihr.
»Roke«, flüsterte sie, und ihr Herz setzte einen schmerzhaften Schlag lang aus, als er sich mit einer geschmeidigen Bewegung der Tür am anderen Ende des Ganges zuwandte.
»Styx ist auf dem Weg hierher.«
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da wurde die Tür zum Kerker mit einer solchen Wucht geöffnet, dass die Türangeln protestierend quietschten.
Kaum eine Sekunde später betrat der zwei Meter große Aztekenkrieger die Kerker und brachte eine eisige Flutwelle der Macht mit.
Was Auftritte anbelangte, war dieser hier ganz schön beeindruckend, und Sally machte instinktiv einen Schritt nach hinten und presste sich gegen Roke, als sei er ein sicherer Hafen mitten in einem sich zusammenbrauenden Hurrikan.
»Was zum Teufel geht hier vor?«, brüllte der Anasso. Die Lichter gingen flackernd aus und wieder an und erzeugten so einen irritierenden Stroboskopeffekt.
»Sally, sieh mich an«, befahl Roke leise und umfasste ihr Kinn, um sie zu zwingen, seinen schimmernden Blick zu erwidern.
Sie bemühte sich weiterzuatmen. Mit einem Mal fror sie so sehr, dass sie mit den Zähnen klapperte. »Ich wage mal die wilde Vermutung, dass er angepisst ist«, stieß sie hervor.
Roke beugte sich zu ihr, bis seine Nase fast ihre Nasenspitze berührte, und ein merkwürdig besitzergreifender Gesichtsausdruck ließ seine schmalen Züge angespannt wirken. »Nicht annähernd so angepisst, wie ich es sein werde, wenn du versuchst, deine Kräfte bei ihm anzuwenden«, krächzte er. »Tatsächlich kannst du diese besondere Fähigkeit in der nächsten Zeit als ausgeschaltet betrachten.«
Sallys Angst blieb, und zwar genauso stark wie vorher. Sie war zwischen zwei wütenden Vampiren gefangen. Es existierte keine einzige lebendige Hexe, die sich in so einem Fall nicht zu Tode ängstigen würde.
Aber sie war auch Frau genug, um über seinen unverhohlenen Befehl verärgert zu sein. »Du bist nicht mein Boss.«
Sein Daumen strich über ihre Unterlippe, und sein glühender Blick glitt über ihre störrische Miene. »Überspann den Bogen nicht, Hexe.«
»Ich …« Sie verlor sich in der überwältigenden Schönheit seiner Augen, und ihr Ärger begann sich aufzulösen, als sie seine heftige Anspannung fühlte. Es ging hier nicht nur um das männliche Bedürfnis, Befehle zu erteilen. Das hier war wichtig für ihn. »Vertrau mir, ich habe nicht vor, sie noch einmal anzuwenden«, räumte sie schließlich ein.
»Gut«, knurrte er. »Denn wenn du versuchst, dich mit einem anderen Mann zu verbinden, dann werde ich …«
Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Was wirst du dann tun?«
Ohne Vorwarnung griff er nach ihrem Gesicht und küsste sie mit einer rohen Sehnsucht, die Sally bis in ihre Zehenspitzen spüren konnte.
Heilige Scheiße.
»Du treibst mich noch in den Wahnsinn«, murmelte er an ihren Lippen.
Sie griff nach seiner Lederjacke, da ihre Knie dummerweise weich wurden. »Dieses Gefühl beruht ganz und gar auf Gegenseitigkeit.«
»Roke«, unterbrach eine dunkle, eisige Stimme ihren kurzen Moment des Wahnsinns. »Störe ich?«
Roke ließ Sally los und wandte sich um, seinem König das Gesicht zuwendend. Dabei hielt er seinen Körper so, dass Sally halb davon abgeschirmt wurde.
Sie blinzelte überrascht. Er konnte doch wohl nicht das Bedürfnis verspüren, sie zu beschützen. Oder?
»Ich dachte, Ihr wolltet mit den Orakeln sprechen?«, sagte Roke zu dem turmhoch aufragenden Vampir,
Weitere Kostenlose Bücher