Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Tätowierungen wirbelten warnend umher, obgleich seine Stimme ihren sanften Tonfall beibehielt. »Ich weiß es nicht.«
Also wusste der mächtige Drache alles, bis auf die Information, die sie am dringendsten benötigten.
Das war ja vorauszusehen gewesen.
»Na, das ist ja einfach wunderbar.«
Baine beugte sich vor. »Aber ich finde es faszinierend, dass die Kommission die Entscheidung getroffen hat, den Geist einzusperren, statt ihn zu vernichten. Ihr nicht?«
Santiago stutzte. Er hätte sich lieber die Zunge herausschneiden lassen, als es zuzugeben, doch die übergroße Eidechse hatte durchaus nicht unrecht.
Aus welchem Grund hatten die Orakel diese Kreatur nicht getötet? Weil sie dämonische Naturschützerinnen und Naturschützer waren, die nichts davon hielten, den möglicherweise letzten Angehörigen einer Spezies auszurotten? Das konnte ja wohl kaum zutreffen. Wahrscheinlicher war doch, dass sie einfach nicht wussten, wie sie sich von dem Wesen befreien konnten.
Also hatten sie stattdessen Nefri geschickt, damit diese die Drecksarbeit erledigte. Und es spielte für sie keine Rolle, dass die Vampirin dabei durchaus sterben konnte.
Zorn loderte in ihm auf. In diesem Augenblick erhob sich Baine von seinem Thron. Die Aufwallung seiner Macht brachte die Erde unter ihren Füßen zum Beben.
Instinktiv schob Santiago mit gezücktem Schwert Nefri hinter sich. »Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten, Drache?«, knurrte er.
»Euer Begleiter sucht nach Euch«, knurrte Baine, und seine Tattoos nahmen eine dunklere Färbung an. »Und er ist nicht allein.«
Santiago runzelte die Stirn. »Was für ein Begleiter?«
Nefri stieß ihm ihren Ellbogen in die Seite. »Levet.«
Santiago rollte mit den Augen. Er würde die Miniaturnervensäge nicht als »Begleiter« bezeichnen. Eher als unwillkommene Eiterbeule an seinem Hintern.
»Unser …«, seine Lippen verzogen sich, als er sich zwang, das Wort auszusprechen, » Begleiter kann warten. Ich habe noch immer einige Fragen.«
Baine schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Schuld beglichen.« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die stumm dastehende Nefri. Die Bernsteinflammen verzehrten seine Augen. »Mein letzter guter Rat, wunderschöne Nefri, lautet, dass Ihr nicht zögern dürft. Mit jedem Tag, der vergeht, wird der Geist mächtiger.«
»Einen Augenblick …« Santiago trat vor, doch noch während er sich bewegte, löste sich der Thronsaal um ihn herum auf.
Verdammt.
Er hielt Nefri fest, als Baine ihnen ein letztes Mal spöttisch zuwinkte und der Thronsaal verblasste. An seine Stelle traten die sanft ansteigende Wiese und der große Baum, der nicht länger in zwei Teile gespalten war.
Santiago gelang es kaum, das Gleichgewicht zu halten, als sich das polierte Holz abrupt in schlammige, unebene Erde verwandelte. Seine schäumende Frustration wurde zu reiner männlicher Empörung, als ihm der Gestank von Granit in die Nase stieg sowie … War das etwa Schwefel?
»Da sind Sie ja«, verkündete eine Stimme mit einem französischen Akzent. » Mon dieu. Ich dachte schon, Sie seien von Heinzelmännchen entführt worden.«
»Heinzelmännchen?«, sagte eine weibliche Stimme spöttisch. »Jeder weiß doch, dass es keine Heinzelmännchen gibt.«
Santiago wirbelte auf dem Absatz herum und entdeckte den unterentwickelten Gargylen, der nur wenige Meter von ihm entfernt dastand und von einer winzigen Dämonin mit schmalen schwarzen Augen sowie rasiermesserscharfen Zähnen begleitet wurde.
Allmächtige Götter, der Gargyle hatte eine Freundin?
Nun ja, vielleicht war es auch keine Freundin, änderte Santiago hastig seine Meinung, als er sah, wie die beiden Wesen sich zornig anfunkelten.
»Es war eine Metapher«, teilte Levet seiner Begleiterin mit, während seine Flügel vor Ärger zitterten.
Die Frau warf ihren langen Zopf nach hinten und glättete mit den Händen die lange, weiße Robe, die ihren winzigen Körper bedeckte. »Es war idiotisch«, murmelte sie.
»Dios.« Santiago wandte sich um und stellte fest, dass Nefri das winzige Paar mit einem schwachen Lächeln betrachtete. »Erschieß mich jetzt. Sofort.«
KAPITEL 19
Styx’ Versteck in Chicago
S ally wusste nicht, was sie daran überraschte, als Roke sie direkt in Styx’ Kerker brachte.
Hatte sie etwa angenommen, sein Hass auf sie würde abnehmen, weil sie ihn zu ihrem vorübergehenden Liebessklaven gemacht hatte? Oder, hey, vielleicht wäre er ja dankbar dafür, dass sie ihn dazu gebracht hatte, sein Volk zu
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