Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
leiseste Ahnung.«
»Fantastisch«, knurrte Santiago. »Sollen wir nun also untätig auf die Orakel warten?«
Nefri zögerte nicht. Mit jeder Minute, die verging, wurde die Gefahr für die Welt größer. »Nein. Wir müssen Gaius finden.«
Santiago musterte Nefri mit einem forschenden Blick. »Und dann?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, gestand sie. Siljar hatte verlangt, dass Gaius gefangen genommen werden solle, aber Nefri hatte nicht die Absicht, Santiago zu opfern. Wenn es ernst wurde, würde sie ihren früheren Clanangehörigen töten, und zwar, ohne zu zögern. »Aber er muss aufgehalten werden.«
Santiago nickte. »Ja.«
Sie blickten sich in die Augen und teilten stumm ihre wachsende Besorgnis miteinander. Aber der Moment wurde unterbrochen, als Levet sein Gesicht an ihr Bein drückte, um an ihrer Jeanshose zu schnuppern.
»Weshalb riechen Sie nach einem Drachen?«
Mit einem leisen Knurren beugte sich Santiago zu dem Gargylen herunter, um ihn an einem seiner Stummelhörner zu packen und ihn von Nefri fortzuziehen, als wäre er eifersüchtig auf die winzige Kreatur. »Muss er unbedingt mitkommen?«, wollte er wissen.
Nefri nickte entschieden. »Ja.«
Levet riss sich von Santiago los und funkelte den männlichen Vampir zornig an. »Was ist los mit Ihnen?«
Santiago blickte ihn finster an. »Da fragst du noch?«
»He.« Levet schlug heftig mit den Flügeln. »Es sollte doch eigentlich das Motto ›Bruder vor Luder‹ gelten.«
»Was zum …« Santiago stieß einen angewiderten Laut aus. »Oh, um Gottes willen, es heißt ›Kumpel kommen vor Weibern‹.«
»Das ist nicht sehr höflich«, protestierte Levet schockiert und ließ den Blick zu Nefri gleiten. »Vergeben Sie ihm seinen Mangel an Feingefühl, ma belle. «
»Ich tue mein Bestes«, versicherte sie dem Gargylen.
»Ich muss Styx anrufen und ihn auf den neuesten Stand bringen«, meinte Santiago und griff nach seinem Mobiltelefon in der vorderen Hosentasche. »Wir treffen uns am Lastwagen.«
Sie warf ihm ein übertrieben unschuldiges Lächeln zu. »Wenn du darauf bestehst.«
»Oh, ich bestehe darauf.«
Mit einer leichten Berührung an Levets Flügel bugsierte sie diesen auf den unebenen Weg zu, der irgendwann zu dem Lastwagen führen würde, welcher im Vorgebirge abgestellt war. Sosehr sie es auch genoss zu beobachten, wie der winzige Gargyle Santiago in den Wahnsinn trieb – dennoch wollte sie nicht, dass er den Bogen überspannte.
Es war niemals eine gute Idee, sich über einen wütenden männlichen Vampir lustig zu machen.
»Kommt mit, Levet.«
Sie verließen die Wiese und wanderten den schmalen Pfad entlang, als Levet auf die Frage zurückkam, die er ihr zuvor gestellt hatte. »Sie waren bei einem Drachen?«
»Ja, das waren wir.« Sie verzog das Gesicht und wünschte sich, die mächtige Bestie hätte ihnen mehr zu bieten gehabt als unklare Warnungen. »Er enthüllte uns, dass dieser Geist, den wir verfolgen, womöglich der Schöpfer der Vampire ist.«
Die grauen Augen weiteten sich schockiert. »Wirklich?«
»Ja.«
»Das klingt …« Levet erschauderte vor Entsetzen. » Sacrebleu, ich finde nicht einmal die richtigen Worte dafür.«
Nefri nickte langsam. »Genau so geht es mir auch.«
Obwohl er wie von den Harpyien gehetzt fuhr, musste Santiago erkennen, dass sie Gaius nicht erreichen würden.
Sie hätten den Lastwagen stehen lassen und sich schneller zu Fuß fortbewegen können, aber so viel Energie aufzuwenden hätte bedeutet, dass sie sich dem Vampir und dem möglichen Gott der Vampire stellen müssten, wenn sie am schwächsten wären.
Santiago war vielleicht impulsiv, aber nicht selbstmörderisch veranlagt.
Nefri, die augenscheinlich zu dem gleichen Schluss gelangt zu sein schien, warf ihm über den Kopf des lächerlichen Gargylen hinweg, der zwischen ihnen saß, einen fragenden Blick zu. »Kannst du ihn wahrnehmen?«
»Er befindet sich noch immer nördlich von uns.« Santiago grimassierte. »Wir sind ihm schon nahe, aber noch zu weit entfernt, um ihn zu lokalisieren, bevor die Sonne aufgeht.«
Nefri nickte. »Wir sollten uns einen Ort suchen, an dem wir uns den Tag über ausruhen können.«
»Oui.« Levet schien abrupt zu erwachen und hüpfte auf dem Sitz auf und ab. »Höhlen zu finden ist meine Spezialität.«
Santiago erschauderte. Zwölf Stunden mit diesem lästigen Gargylen in einer feuchtkalten Höhle eingesperrt sein? Auf gar keinen Fall.
Eben das war der Grund, weshalb er genau diese bestimmte Route
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