Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
ihm die Hand auf den Mund. Ihre Augen blitzten vor Zorn. »Wage es bloß nicht!«
Er packte sie am Handgelenk und zog sanft ihre Finger von seinem Gesicht. Nachdem er nun mit dem Thema angefangen hatte, wollte er es auch zu Ende bringen.
»Wir können die Wahrheit nicht ignorieren, querida. «
»Die Wahrheit ist, dass ich einfach eine Vampirin bin, mit all den Fehlern und Schwächen, wie sie alle anderen auch besitzen«, behauptete sie, während sie im Glanz ihrer herrlichen Schönheit dastand. »Ich habe dir bereits gesagt, dass die Orakel Gerüchte in die Welt gesetzt haben, um die Wahrheit über den Grund, weshalb sie den Schleier erschaffen haben, zu verschleiern.«
Santiago schüttelte den Kopf. Was wollte sie ihm damit zu verstehen geben? »Und?«
»Und die Gerüchte entwickelten sich weiter, bis sie sich auch auf mich und meinen Clan erstreckten, als wir diese Welt verließen.«
»Deine Macht ist kein Gerücht. Und deine Schönheit ebenso wenig«, gab er zurück. »Gabriel hätte sich die Kehle aufgeschlitzt, wenn er gedacht hätte, es gefiele dir.«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. »Es geht dabei nicht um mich, sondern um eine bestimmte Vorstellung von mir, oder zumindest davon, wer ich sein sollte.«
Nefri umschlang sich selbst mit den Armen und knabberte mit einem weißen Fangzahn an ihrer vollen Unterlippe. Santiago unterdrückte ein Stöhnen, als er sich daran erinnerte, wie diese kirschroten Lippen über seinen Körper geglitten waren. Eigentlich sollte er sich doch auf die Gründe konzentrieren, weshalb er diese Frau auf Abstand halten sollte, und nicht über den unglaublichen Genuss nachdenken, den sie ihm hatte zuteilwerden lassen.
»Vielleicht ist es meine Schuld. Im Laufe der Jahrhunderte passte es mir sehr gut, die Rolle der distanzierten, mysteriösen Clanchefin zu spielen. Wenn die Leute mich fürchteten, dann ermöglichte dieser Umstand meinem Clan, in Frieden fernab von unseren Feinden zu leben.«
Santiago stutzte. Ihm machte das Gefühl zu schaffen, dass sie sich für irgendeine Sünde entschuldigte, die sie nie begangen hatte. Zumindest, soweit es ihn betraf. »Du hast das getan, was notwendig war«, knurrte er.
»Ich tat mehr, als notwendig war.«
»Mehr?«
»Ich nutzte meinen legendären Ruf nicht nur, um meine Feinde auf Abstand zu halten, sondern auch alle anderen.«
Santiago zögerte. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie zu anderen Distanz wahrte. Aber er war sich nicht sicher gewesen, ob das Absicht gewesen war oder einfach ein Verteidigungsmechanismus.
»Weshalb?«
Sie hielt seinen Blick fest. Zum ersten Mal erlaubte sie es ihm, wahrhaft die uralte Enttäuschung zu erkennen, die in ihren dunklen Augen glühte. »Weil ich mir dann absolut sicher sein konnte, dass mich niemals wieder jemand als Werkzeug zu seinem eigenen Vorteil benutzen würde.«
Bevor er seinem Bedürfnis, sie zu berühren, Einhalt gebieten konnte, streckte Santiago die Hand aus, um sie sanft an ihre Wange zu legen. »Ich verstehe, cara. Wirklich.«
Sie nickte. Er war einer der wenigen Dämonen, die dies tatsächlich von sich behaupten konnten.
»Ich war zufrieden mit meiner Entscheidung, bis …«
»Bis?«
»Bis ich dich getroffen habe.«
Bei ihrer offenen Antwort zuckte er zusammen. Er war sich nicht sicher, ob er vor Dankbarkeit auf die Knie sinken sollte oder ob er sie schütteln sollte, bis sie wieder Vernunft annahm.
Schließlich sah er sie nur mit einer verzweifelten Hoffnung an. »Was soll das bedeuten?«
»Du hast mir ins Gedächtnis gerufen, dass ich mehr als eine Clanchefin bin«, sagte sie leise und mit heiserer Stimme. »Ich bin auch eine Frau.«
Ein Stöhnen entwich seinen Lippen, als sein Blick zu ihren schlanken Kurven glitt, die deutlich ihre Weiblichkeit verrieten. »Ja, das bist du.«
Sie hob die Hände und legte sie auf seine Schultern. »Eine sehr einsame Frau, die zu feige war, um das Risiko einzugehen, sich jemandem hinzugeben.«
Santiago stieß einen Fluch aus. Nur wenige Minuten lang war er entschlossen gewesen, das Richtige zu tun. Sein zwanghaftes Bedürfnis zu unterdrücken, ihren Argwohn und ihre Schutzschilde zu durchbrechen, und stattdessen in seine Rolle als Beschützer zurückzuschlüpfen. Schließlich gab es nichts Wichtigeres, als dafür zu sorgen, dass sie Gaius und den geheimnisvollen Geist aufhielten, bevor diese noch mehr Verwüstungen anrichten konnten.
Nun geriet sein Entschluss ins Wanken.
Wegen der Verletzlichkeit, die in
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