Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Sicherheit zu bringen.
»Sally.«
Er konnte das Entsetzen der Frau wahrnehmen, aber dennoch trat sie mit bewundernswertem Mut zu ihm.
Vielleicht hatte Roke doch nicht vollkommen den Verstand verloren, als er sich für diese Frau entschieden hatte.
»Was ist?«
Er warf ihr einen fragenden Blick zu. »Könnt Ihr das Buch holen?«
Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Ich bin nicht sicher.«
»Ich sagte ja bereits, nur ihr Tod kann den Zauber brechen«, knurrte Gaius. Das Glühen seiner Augen erfüllte den Raum mit einem unheilvollen Licht. »Wenn du wahrhaft entschlossen bist, das Buch in die Finger zu bekommen, wirst du sie töten müssen.«
Santiago weigerte sich, den Blick von dem jugendlich schönen Gesicht der Hexe abzuwenden. »Sally?«
Sie zitterte, studierte aber mit grimmiger Entschlossenheit das Loch in der Wand, als ob sie tatsächlich imstande wäre, die Stränge aus Magie zu sehen, die um die Öffnung gewebt waren.
»Wenn es sich um Zauberkunst handelt, dann kann sie nicht durch Magie gebrochen werden.«
»Töte sie, Santiago«, befahl Gaius in dem schwachen Versuch, in Santiago Angst zu erzeugen. »Sie bedeutet eine Gefahr für Nefri.«
Sally hob die Hand, und ihr Atem entwich zischend durch ihre Zähne, als sie Santiago einen erstaunten Blick zuwarf.
»Was gibt es?«, fragte er.
»Als ich darüber nachgedacht habe, wie ich an das Buch herankommen könnte, war ich davon ausgegangen, dass es durch einen Zauber geschützt wäre.«
»Und jetzt?«
»Wenn es sich um Zauberkunst handelt, dann kann sie nicht gebrochen werden, aber sie kann …«
»Höre nicht auf sie«, unterbrach Gaius sie mit scharfer Stimme. »Sie ist eine Hexe, mein Sohn. Ihre innerste Natur ist eine Lüge.«
Santiago ignorierte die Unterbrechung. »Was kann sie?«, drängte er.
»Sie kann beeinflusst werden.«
»Höre mir zu, Santiago«, versuchte Gaius erneut, Santiagos Emotionen zu manipulieren. »Sie wurde von den Orakeln erschaffen, um mich zu vernichten.« Er hob schwach die Hand. »Um uns zu vernichten.«
Wenn irgendjemand Sally erzählt hätte, dass sie eines Tages die Rolle der Heldin spielen würde, dann hätte sie schallend gelacht.
Sie wollte sich nur verstecken und den Kopf in den Sand stecken, wenn sich schlimme Dinge ereigneten.
Selbst ihre Zeit als Leitung für den Fürsten der Finsternis war nicht mehr gewesen als ein verzweifelter Versuch zu überleben. Ganz bestimmt hatte sie die Propaganda, die sie gehört hatte, nicht unkritisch geglaubt, und sobald sich ihr die Gelegenheit geboten hatte, hatte sie all ihre Verbindungen zu ihren früheren Verbündeten beendet.
Jetzt war es allerdings keine Option, sich zu verstecken. Was bedeutete, dass sie irgendwie einen Weg finden musste, den Zauberkunstzauber zu beeinflussen, während sie gleichzeitig den Vampir, der an die Wand geheftet war, davon abhalten musste, ihre beachtliche Macht wahrzunehmen.
Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass dieses widerliche Wesen alles tun würde, was in seiner Macht stand, um sie aufzuhalten, wenn es erkannte, dass Sally tatsächlich eine der wenigen lebenden Hexen sein mochte, die noch in der Lage waren, Kontrolle über den Zauber auszuüben.
Das entsprang keinem eitlen Wunschdenken, sondern war die reine Wahrheit.
»Ihr ändert Eure Geschichte ständig«, warf sie dem unheimlichen Vampir vor, während sie gleichzeitig versuchsweise einen kleinen Spalt in ihren magischen Barrieren öffnete. Es waren Barrieren, die sie selbst erschaffen hatte und in die sie sich gehüllt hatte, seit sie fast von ihrer Mutter umgebracht worden wäre. Es ging nichts über einen Kindesmord, um ein Mädchen auf Trab zu halten. »Zuerst habt Ihr gesagt, ich würde einer langen Reihe von Hexen entstammen, die das Buch beschützt haben, und jetzt behauptet Ihr, ich wäre von den Orakeln erschaffen worden, um die Vampire zu vernichten.«
»Die Orakel erschufen die ersten Hexen, du dummes Miststück«, knurrte die Kreatur.
Sally musste feststellen, dass diese Behauptung unwillkürlich ihre Aufmerksamkeit erregte. War das wirklich wahr? Waren die Hexen tatsächlich von den Orakeln erschaffen worden, oder war dieser Mann nur vollkommen irrsinnig?
Während sie dafür sorgte, dass ein Teil ihres Verstandes sich darauf konzentrierte, das komplexe Gewebe zu entwirren, warf sie dem Vampir einen verwirrten Blick zu. »Erschaffen, um die Vampire zu töten?«
Die glühenden Augen richteten sich auf sie. Sally hatte allerdings keine Ahnung, ob er damit
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