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Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit

Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit

Titel: Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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    »Santiago«, unterbrach eine barsche Stimme seinen heftigen Zornausbruch. »Mein Sohn.«
    Knurrend wirbelte Santiago zu Gaius herum, der noch immer an die Wand geheftet war. Sein Erzeuger wirkte wie der leibhaftige Tod. Buchstäblich.
    Seine graue Haut hing schlaff herab und ließ die scharfen Kanten seiner brüchigen Knochen hervortreten. Seine dunklen Augen lagen tief in ihren Höhlen, obgleich sie das seltsame Glühen verloren hatten, und nur einige wenige hartnäckige Haarbüschel hingen noch an seinem Kopf.
    »Nenne mich nicht so«, fauchte Santiago und glitt über den Boden, fest entschlossen, dem Vampir, den er einst als seinen Vater betrachtet hatte, den Rest zu geben.
    Gaius’ Blick war flehend, als Santiago direkt vor ihm stehen blieb. »Bitte, ich muss dir etwas sagen …«
    »Was?«
    »Es tut mir leid.«
    Santiago stieß einen angewiderten Laut aus. Besaß dieser Vampir wahrhaftig die Arroganz zu glauben, dass er nach allem, was er getan hatte – seinen Sohn im Stich gelassen, sein Volk verraten, sich seiner Umgebung gegenüber vollkommen treulos verhalten –, jemals noch Santiagos Vergebung gewinnen könne?
    Aber als Santiago die Hand hob, um Gaius den Todesstoß zu versetzen, hielt er plötzlich inne.
    Nefri war verschwunden, indem sie ihr Medaillon verwendet hatte. Und das bedeutete, dass er sie nicht aufspüren konnte. Es konnte Stunden dauern, wenn nicht sogar Tage, um herauszufinden, wohin sie verschwunden war.
    Dieses Wesen hatte sich wochenlang in Gaius aufgehalten. Wenn irgendjemand wusste, wohin es unterwegs war, dann wohl am ehesten dieses erbärmliche Wrack.
    Seine Seelenqualen ließen ihn sich beinahe vor Schmerzen krümmen. In wildem Zorn schlug er mit der Faust neben Gaius’ hagerem Gesicht gegen die Mauer.
    »Wohin hat er sie gebracht?«
    Gaius zuckte zusammen, doch er wollte sich nicht ablenken lassen. »Bitte, Santiago, ich dachte, Dara sei zu mir zurückgekehrt. Es wirkte so real.«
    Santiago fletschte die Zähne und zeigte seine Fangzähne – eine deutliche Warnung. »Sag mir, wohin er sie gebracht hat.«
    »Aber sie war nur eine Illusion«, fuhr Gaius fort, als interessiere es Santiago tatsächlich, dass er dazu verleitet worden war zu glauben, dass Dara zurückgekehrt wäre. Gaius war sehr daran gelegen, allen anderen außer sich selbst die Schuld an seiner Schwäche zu geben. »Nicht mehr als ein Hirngespinst.«
    »Das ist mir vollkommen gleichgültig.« Santiago legte die Hände um Gaius allzu dünnen Hals. Jede Sekunde, die er von Nefri getrennt war, fühlte sich für ihn an, als werde ihm Salz in eine offene Wunde gestreut. »Sag mir, wohin sie verschwunden sind, sonst töte ich dich.«
    »Du solltest mich tatsächlich töten.« Gaius schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht länger von Bedeutung.«
    »Verdammt!« Mit einiger Anstrengung gelang es Santiago, sich selbst davon abzuhalten, diesem Bastard die Kehle zu zerquetschen. Solange Gaius vor Selbstmitleid zerfloss, würde er nutzlos sein. »Was willst du von mir?«
    Gaius leckte sich seine verwesenden Lippen. »Ich brauche …«
    »Was?«
    »Ich brauche deine Vergebung.«
    »Na schön«, stieß Santiago hervor, willens, alles Mögliche zu sagen, nur um Gaius dazu zu bewegen, ihm dabei zu helfen, Nefri aufzuspüren. »Es sei dir vergeben.«
    Die dunklen Augen nahmen einen weicheren Ausdruck an und ließen unermessliche Dankbarkeit erkennen. »Ich danke dir, mein Sohn.«
    Santiago schloss die Finger fester um die Kehle seines Erzeugers. »Nun bringe mich zu Nefri.«
    »Ja.« Mit sichtlicher Mühe hob Gaius die Hand und legte sie auf das Medaillon um seinen Hals. »Halte dich gut fest.«
    Santiago blickte ihn finster an. »Weshalb?«
    »Das Medaillon«, krächzte Gaius. »Es wird uns zu Nefri bringen.«
    »Warte«, befahl Santiago und warf einen Blick auf die Hexe, die die Augen weit aufgerissen hatte. »Erzählt Styx, was hier geschehen ist …«
    Seine Worte verklangen, als ihn Finsternis einhüllte und sie durch einen Riss im Raum katapultiert wurden.
    Verdammt.

KAPITEL 28
    E s wäre eine grobe Untertreibung zu behaupten, dass Rokes Geduld auf die Probe gestellt wurde. Tatsächlich hing sie an einem sehr dünnen seidenen Faden.
    Es kam also keineswegs überraschend, dass dieser Geduldsfaden riss, sobald Roke Santiagos Gebrüll hörte.
    Es war nicht so, als ob er Sallys leisem Flüstern in seinem Verstand nicht glaubte – ihre Fähigkeit, ihn telepathisch zu erreichen, war erstaunlich, da es sich dabei um ein

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