Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
durch ihren erschöpften Körper pulsierte.
Roke.
Er nutzte ihre Verbindung, um ihr die Stärke zukommen zu lassen, die sie benötigte.
Die schwächende Erschöpfung verschwand, und sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm ein dankbares Lächeln zu schenken. »Vielen Dank.«
Sein schmales, unwiderstehliches Gesicht behielt seinen harten Ausdruck des Missfallens bei, selbst als er ihr sanft eine Haarsträhne von der blassen Wange strich. »Sally, du kannst nicht auf diese Art weitermachen«, sagte er schroff.
»Ich bin gleich so weit.«
»Das ist mir gleichgültig.« Seine Stimme klang angestrengt, als ob er sich selbst kaum davon abhalten könne, sie unter Anwendung körperlicher Gewalt vom Lagerhaus wegzuschleifen. »Du wirst dich völlig verausgaben.«
»Ich kann jetzt nicht aufhören.«
Die dunklen Augen glühten vor Frustration. »Aber du kannst dich zumindest ausruhen.«
»Nein. Wenn ich loslasse …«
»Was geschieht dann?«
Sie rümpfte die Nase. »Sagen wir einfach, dann passiert etwas Schlimmes.«
Der Griff seines Arms um ihre Schultern wurde fester, und Rokes Miene ließ seine Entschiedenheit erkennen. »Wie oft muss ich es dir noch sagen? Dir wird nichts zustoßen«, schwor er sanft.
Ein verräterisches Gefühl der Wärme drohte ihr Herz schmelzen zu lassen, als er sie mit unerschütterlicher Hingabe ansah. Ihr ureigener Held, der ihre endlose Reihe von Drachen erlegen würde.
Aber dann unterdrückte sie diesen dummen Gedanken grimmig.
Seine Hingabe war nicht real. Sie war nicht mehr als ein Symptom der Verbindung, die sie ihm aufgezwungen hatte.
Sie würde verschwinden, sobald es ihnen gelang, das Band zu zerbrechen.
Und sie wäre eine Idiotin, wenn sie zuließ, auch nur eine Sekunde lang daran zu glauben, dass Roke sie unter ihrer falschen Verbindung als irgendetwas anderes als seine Feindin ansah.
Und dass sie, falls sie es schafften, die Nacht zu überleben, bald allein sein würde, ohne jemanden, auf den sie sich verlassen konnte, außer ihr selbst.
Schon wieder.
»Wenn man bedenkt, dass auf mich ein Kopfgeld ausgesetzt ist, seit ich sechzehn war, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass das ein täglicher Vortrag werden wird«, murmelte sie ironisch. »Oder wenigstens, bis …«
»Nicht jetzt«, unterbrach er sie, womit er sie daran erinnerte, dass diese Situation auch vorübergehen würde.
»Was können wir tun, um zu helfen?«, verlangte Styx zu wissen, der neben der Tür Wache hielt.
»Ich glaube nicht, dass irgendjemand helfen kann«, gab Sally zu und richtete ihre Konzentration wieder auf die zahlreichen Fäden, die sie mit viel Mühe davon abzuhalten versuchte, ihrem magischen Griff zu entgleiten. »Das muss ich ohne fremde Hilfe tun.«
»Aber nicht allein«, flüsterte Roke ihr ins Ohr und zog sie an sich, bis ihr Rücken gegen die starken Muskeln seiner Brust gepresst war. »Lehn dich an mich.«
Sallys Herz begann erneut zu schmelzen, aber sie konzentrierte ihre Energie auf das restliche Gewebe, durch das das Buch noch geschützt war.
Trotz Rokes zusätzlicher Stärke war sie sehr bald schweißgebadet, ihre Knie schmerzten, weil sie sie schon so lange auf den harten Boden drückte, und ihr Kopf dröhnte. Es waren Kopfschmerzen, die sich nicht durch extra starke Schmerzmittel heilen lassen würden.
Und dann löste sie langsam die letzte Schicht ab, und das Buch kam zum Vorschein, das durch die Zauberkunst geschützt gewesen war.
Ein Buch, das kein Buch war.
»Heilige Göttin«, keuchte Sally schockiert.
Roke erstarrte. »Was gibt es?«
»Ich habe die letzte Magieschicht entfernt.«
Styx stand neben ihr, bevor sie auch nur einmal blinzeln konnte.
Diese verdammte Schnelligkeit der Vampire.
»Und?«, stieß er hervor.
Sally drängte sich instinktiv gegen Roke. Seine Anwesenheit wirkte so ungemein tröstlich auf sie. Er war zwar nicht im Geringsten weniger einschüchternd als der König der Vampire. Aber wenigstens war er vertraut.
»Ich bin nicht sicher.«
Styx warf einen argwöhnischen Blick in den oberen Teil des Tresors, der von Roke abgerissen worden war.
»Könnt Ihr das Buch wahrnehmen?«
Sie schauderte. »O ja.«
Roke veränderte seine Position, sodass er ihren sorgenvollen Gesichtsausdruck prüfend betrachten konnte. »Ist es Magie?«
»Nein, es ist eine …« Sie biss sich auf die Unterlippe und bemühte sich, die richtigen Worte zu finden, mit denen sie die Finsternis erklären konnte, die sie alle in die Vergessenheit zu reißen drohte.
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