Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
sie.
Santiago hatte bereits Folter in unvorstellbarem Umfang aushalten müssen.
Wenn man in den Gladiatorgruben überleben wollte, musste man Schmerzen erdulden, die einen niederen Dämon getötet hätten.
Doch obwohl er darauf vorbereitet war, konnte er ein gequältes Ächzen nicht verhindern, als Nefri ihre Fangzähne in seine Kehle bohrte und ihre Klauen tiefe Furchen in seinen Rücken gruben.
Cristo.
Er hatte ja gewusst, dass sie tödlich war, aber selbst ohne ihre natürlichen Kräfte zu benutzen, war sie eine gefährliche Feindin. Er hätte nur wenige Minuten Zeit, bevor sie genug von ihrem Spiel haben und ihn töten würde.
Reichte diese Zeit aus?
Sehr bald würde er es herausfinden.
Er hielt den rasch dahinsiechenden Gaius mit eisernem Griff fest und ebenso Nefri, während er sich gleichzeitig auf ihre abrupte Rückkehr in das Lagerhaus gefasst machte.
Niemals würde er sich daran gewöhnen, sich durch den Weltraum zu bewegen wie ein verdammter Dschinn.
Seine Füße hatten kaum den Boden berührt, als er auch schon wahrnahm, wie Styx auf ihn zugeeilt kam.
»Santiago.«
»Einen Augenblick.« Er ließ Gaius fallen, um warnend eine Hand in die Höhe halten zu können. »Sie befindet sich in der Gewalt des Geistes.«
»Gut«, knurrte der Anasso. »Ich habe auf diesen Bastard gewartet.«
Wie aufs Stichwort zog Nefri ihre Fangzähne aus Santiagos Kehle und wirbelte herum, um sich dem hoch aufragenden Vampir zuzuwenden.
»Also begegne ich endlich dem großen Anasso«, spottete sie, und ihre Macht begann die Luft zu erfüllen. »Dem König aller Vampire.«
Styx wich zurück und zog Nefri von Santiago fort. Dieser sank zu Boden, und Blut tropfte aus seinen Wunden, während sein Fleisch langsam wieder zusammenwuchs.
»Es ist ein nichtssagender Titel«, meinte Styx spöttisch. »Beinahe so nichtssagend wie der eines Gottes.«
Ein unheimliches Lachen drang über Nefris Lippen. »Soll ich dir zeigen, wie unrecht du hast?«
Styx machte sich auf den bevorstehenden Angriff gefasst. »Roke, lasst sie nicht durch die Tür«, befahl er. »Und Santiago …«
»Ich werde die Fenster bewachen.«
Santiago begann sich zu erheben, als Gaius mit einem Mal nach seiner Hand griff.
»Mein Sohn – warte!«
Santiago verkniff sich eine Grimasse. Er wusste, dass der Mann, der früher sein Vater war, nur noch wenige Minuten zu leben hatte. »Was willst du?«
Zitternd vor Anstrengung umfasste Gaius das Medaillon und zerriss mit letzter Kraft die Kette, an der er es um den Hals getragen hatte. »Hier.«
Santiago zuckte vor dem Medaillon zurück, das durch den Fürsten der Finsternis besudelt worden war. Dieses kleine Stück Metall hatte unermessliche Qualen bewirkt. »Behalte es«, knurrte er.
»Nein …« Gaius grimassierte, und sein verwesendes Gesicht war eine grausige Karikatur des attraktiven, vitalen Vampirs, der er vor wenigen Wochen noch gewesen war. »Du musst es vernichten.«
Er hatte recht.
Obgleich der Fürst der Finsternis tot war und auch wenn es ihnen tatsächlich gelang, den Geist zu vernichten, der ihre neueste Bedrohung darstellte, symbolisierte das Medaillon das Böse.
Es konnte ihm nicht gestattet werden, auf Erden zu bleiben.
Widerstrebend nahm Santiago das Medaillon entgegen. »Ich werde dafür sorgen, dass es vernichtet werden wird.«
»Ich danke dir. Ich …«
»Nicht«, unterbrach ihn Santiago. Niemals würde er in der Lage sein, diesem Mann seinen Verrat zu vergeben, nachdem er die Welt wegen seiner egoistischen Bedürfnisse beinahe vernichtet hatte. Aber zumindest verstand nun ein Teil von ihm, was einen Mann so weit treiben konnte, dass er vor nichts mehr zurückschreckte. »Ich werde meinen Vater als den Mann in Erinnerung behalten, der mich in sein Versteck aufgenommen und mir ein Heim geboten hat«, sagte er leise. »Den Mann, der mich die Bedeutung des Wortes ›Familie‹ lehrte.«
»Sohn … Mein Sohn …« Ein erschöpftes Stöhnen der Erleichterung drang Gaius zischend über die Lippen. Dann erstarb das Licht in seinen Augen, und es war ihm vergönnt, dem langsamen, schmerzhaften Verfall zu entrinnen.
Als Gaius zu Asche zerfiel, erhob Santiago sich und steckte das Medaillon in seine Tasche, entschlossen, die letzte Bitte seines Erzeugers zu erfüllen.
Und dann drehte er sich um, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Nefri eine Machtexplosion auf Styx richtete.
Die Luft begann zu knistern, bevor die Macht Styx mit genügend Wucht traf, um ihn gegen die Mauer am anderen Ende
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