Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Lieblingsknochen bewacht«, meinte sie schließlich vorsichtig.
Da spürte sie, wie Rokes Blick sich wie ein Laserstrahl in ihren Kopf bohrte. »Ihr lügt.«
Mit einiger Mühe legte sie den Kopf in den Nacken und sah ihm in die Augen, die sie wütend anfunkelten. »Nein, ich lüge nicht.«
Ihre Stimme klang aufrichtig genug, um ihn zögern zu lassen. »Zumindest erzählt Ihr nicht alles, was Ihr wisst«, warf er ihr schließlich vor.
»Seid Ihr Gedankenleser?«
»Auf die eine oder die andere Art werde ich die Wahrheit herausfinden, kleine Hexe«, knurrte er und drehte sich auf dem Absatz um, um die Zelle zu verlassen.
Sally, die für einen kurzen Augenblick überrascht war, dass er wegging, stand auf. Ihre Stärke kehrte allmählich zurück, aber was sollte sie ihr nützen, wenn sie sie nicht einsetzen konnte, um zu fliehen?
Sie brauchte jemanden, den sie manipulieren konnte.
Jemanden, bei dem es sich nicht gerade um einen mächtigen Vampir handelte, der sie an süße, verbotene Dinge denken ließ.
»Müsst es unbedingt Ihr sein?«
Er blieb stehen und warf bei ihrer unvermittelten Frage einen Blick über die Schulter. »Ich?«
»Kann ich einen anderen Wächter bekommen?«
»Weshalb?«
»Ich denke, das ist doch wohl offensichtlich.«
»Tut mir den Gefallen, es mir zu erklären.«
Sie schob ihr Kinn vor. »Ich mag Euch nicht.«
Sein Körper wurde starr, und seine Augen verdunkelten sich, vielleicht aus Empörung. »Für den Fall, dass es Euch noch nicht aufgefallen sein sollte – Ihr befindet Euch in den Kerkern«, knurrte er. Seine Macht war fast erstickend. »Ihr habt Glück, dass die Schlüssel noch nicht weggeworfen wurden und Euer sinnlicher kleiner Körper den Wölfen zum Fraß vorgeworfen wurde. Wortwörtlich.«
Was zum Henker stimmte nicht mit dem Kerl? Er benahm sich, als habe sie ihn beleidigt … Einen Moment mal – hatte er ihren Körper soeben ›sinnlich‹ genannt?
Verdammt, Sally, konzentrier dich.
Sie holte tief Luft und weigerte sich, einen Rückzieher zu machen. »Sogar ein verurteilter Verbrecher hat einen letzten Wunsch frei. Und meiner besteht darin, dass ich Euch nicht wiederzusehen brauche.«
KAPITEL 6
Das Sumpfland von Louisiana
N efri ließ sich von Santiago vom Haus wegführen. Sie erhielt entschlossen ihre distanzierte Miene aufrecht, während tief in ihrem Inneren emotionales Chaos herrschte.
Dieser Raum …
Es lag nicht bloß an dem Blut und den Eingeweiden.
Sie war eine uralte Vampirin, die nahezu jede furchtbare Tat erlebt hatte, die sich Dämonen und Menschen nur vorstellen konnten. Es war das anhaltende Böse, das die Luft zu durchdringen schien. Wie ein Ölteppich, der alles verschmutzte, was er berührte. Lieber Gott. Sie wünschte sich, sich unter eine Dusche stellen und sich von Kopf bis Fuß abschrubben zu können.
Ebenso verwirrend waren die heftigen Emotionen, die der Vampir, der neben ihr ging, in ihr weckte. Er war aufreizend, unlogisch, störrisch und so typisch männlich, dass sie hätte schreien können. Außerdem war er verführerisch charmant, unerwartet intelligent und äußerst loyal gegenüber seinem Clan.
In dem einen Augenblick wünschte sie sich, dass ihm der Mund gestopft würde, und im nächsten wollte sie sich in seine rohe Macht hüllen und ihn küssen, bis ihm die Sinne schwanden.
Und genau das jagte ihr Angst ein.
Zugegeben, es war schon lange her, seit sie sich einen Geliebten genommen hatte, doch sie wusste, dass diese extreme Erregung in Santiagos Nähe nichts mit sexueller Frustration zu tun hatte. Oder auch mit einem kurzen Anfall von Lust.
Sie wünschte sich, dies sei der Fall.
Einfache Lust könnte sie mit Leichtigkeit befriedigen. Entweder mit Santiago oder mit einem ihrer eigenen Clanangehörigen.
Aber diese ruhelose Sehnsucht, die sich in ihrem Körper ausbreitete, würde sich nicht durch einen schnellen, diskreten Quickie beenden lassen. Abgesehen davon, dass Santiago im Bett niemals schnell oder diskret wäre, flüsterte eine verräterische Stimme in ihrem Hinterkopf. Er wäre wild, dominant und außerordentlich fordernd. Zweifelsohne ließe er eine Frau mit dem Gefühl zurück, völlig ausgeplündert worden zu sein – auf eine überaus befriedigende Art.
Sie ballte die Hände zu Fäusten, als sie die Vorstellung von Santiago, der nackt über ihr aufragte, seine Hüften zwischen ihren gespreizten Schenkeln, aus ihren Gedanken verbannte.
War sie denn dem Wahnsinn verfallen?
Dort draußen existierte etwas, das
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