Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
glänzender Eiche verfügte, in die kunstvolle Muster eingeschnitzt waren.
Eine Wendeltreppe stand mitten im Raum, und drei von Nefris Begleiterinnen scherten aus, um die steilen Stufen hinaufzulaufen, während die übrigen beiden Nefri durch die Halle zu einem Raum im hinteren Bereich des Gebäudes eskortierten.
Die beiden blieben an der Tür stehen, um Wache zu halten, und bedeuteten Nefri einzutreten.
Hatte sie denn eine andere Wahl?
Indem sie sich weigerte, auch nur eine Spur von Schwäche zu zeigen, schritt sie über die Schwelle und machte eine kurze Bestandsaufnahme ihrer Umgebung. Es war ein großer Raum mit einer offenen Balkendecke und Fellteppichen, die man auf die hölzernen Dielenbretter gelegt hatte. Sie sah sich die Felle nicht allzu genau an, da sie wusste, dass es sich eher um die Pelze von Dämonen als um die von Tieren handelte. Harpyien wollte man nicht zum Feind haben.
Mehrere unbezahlbare Wandteppiche hingen an den Wänden, und die Möbelstücke waren fein geschnitzt und mit hellblauem Satin bedeckt.
Es war ein elegantes Zimmer, das von Autorität zeugte und dennoch eine so deutliche feminine Note besaß, dass es gemütlich wirkte.
Nefri als weibliche Herrscherin wusste die subtile Aussage zu schätzen, selbst als die Kriegerin in ihr den Anblick des Schwertes, das in einer entfernten Ecke stand, sowie den des silbernen Brieföffners auf dem Schreibtisch in der Nähe des steinernen Kamins in sich aufnahm. Außerdem bemerkte sie den schwachen Geruch von Schießpulver, woraus sie schloss, dass irgendwo in der Nähe eine Schusswaffe versteckt sein musste.
Zuletzt richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Frau, die mitten im Raum stand. Sie war groß und hatte langes, schwarzes Haar wie die meisten Harpyien. Einige wenige silberne Strähnen schimmerten zwischen den dunklen Haaren, ein Zeichen dafür, dass sie mehrere Jahrhunderte alt war, und in ihren grauen Augen war eine stoische Weisheit zu erkennen. Im Augenblick trug sie ein einfaches weißes Kleid, das am Rücken geschlitzt war, sodass es genügend Platz für ihre Flügel bot, sowie Armbänder aus Weißgold, die anzeigten, dass sie die Anführerin dieses Nestes war.
»Vorsteherin«, murmelte Nefri und neigte respektvoll den Kopf. Im Gegensatz zu den meisten Männern begriff Nefri, dass gute Manieren häufig überzeugender wirkten als jede Menge Drohungen und Einschüchterungsversuche.
»Vampirin«, entgegnete die andere Frau. Ihre leise Stimme grollte durch den Raum wie Donner.
»Bitte nennt mich Nefri.«
Die Frau nickte. »Ich bin Solaris, die Vorsteherin dieses Nestes.«
»Ich fühle mich geehrt, Euch kennenzulernen.«
»Wir werden sehen.« Die sturmgrauen Augen blickten sie warnend an, als die Frau auf die eingebaute Bar deutete. »Ich verfüge über Erfrischungen. Oder ich kann nach einer meiner Schwestern rufen. Da gibt es einige, die es genießen, Vampiren ihr Blut zu spenden.«
»Nein, vielen Dank.« Nefri behielt ihr Lächeln bei, aber die Erkenntnis, dass Santiago in diesem Moment möglicherweise an der Kehle einer willigen Harpyie saugte, durchzuckte sie und weckte in ihr eine primitive Emotion, die sie seit Jahrhunderten nicht mehr verspürt hatte. War das etwa – Eifersucht? Großer Gott, sie verlor allmählich den Verstand. »Wo ist mein Begleiter?«
Die Harpyie sah sie mit einem durchdringenden Blick an, der ihre Intelligenz erkennen ließ. »Ist er Euer Besitz?«
Nefri hielt inne und dachte über ihre Antwort nach. In der Gesellschaft der Harpyien wurden Männer als Besitztümer behandelt, die dazu gedacht waren, mit dem gesamten Nest geteilt zu werden.
»Er steht unter meinem Schutz«, sagte sie schließlich. »Und ist nicht verfügbar.«
»Zu schade.« Ein geheimnisvolles Lächeln kräuselte die Lippen der anderen Frau. »Wir haben mehrere Junge unter uns, die kurz vor ihrer ersten Brunst stehen.«
Nefris Miene blieb unbewegt, doch sie konnte den eiskalten Machtausbruch nicht kontrollieren, der den Kronleuchter erbeben und mindestens eine Kristallvase zerbrechen ließ.
»Ein Vampir kann sich nicht fortpflanzen.«
Solaris wölbte eine Braue. »Eure Reproduktionsmängel sind mir bekannt. Aus diesem Grund ermutige ich die Jungen dazu, sich einen Vampir zu ihrem ersten Geliebten zu nehmen. Dann steht ihnen das gesamte Vergnügen der Paarung ohne die Sorgen der Schwangerschaft offen. Die meisten sind noch nicht bereit, Mutter zu werden.«
O nein. Verdammt, nein!
Zwei weitere Vasen gingen zu Bruch.
»Wie ich
Weitere Kostenlose Bücher