Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
warf der schweigenden Wächterin einen Blick zu. »Öffne das Fenster.«
Mit einer Grimasse beugte sich die Kriegerin zur Seite und schob das Fenster einige wenige Zentimeter auf. Augenblicklich erfüllte eine erstickende Wolke von – Aggression, das war das einzige Wort, das Nefri in den Sinn kam, die Luft.
Nefri erschauderte. Ihre Fangzähne waren voll ausgefahren und sehnten sich nach Blut. »Großer Gott«, brachte sie krächzend hervor.
Solaris fauchte, während ihre Muskeln sich anspannten und in ihren Augen die Macht eines sich nähernden Hurrikans wirbelte. »Er hielt sich weniger als einen Tag in unserem Territorium auf und löste ein Dutzend Kämpfe zwischen diversen Dämonen aus, unter anderem zwischen zweien meiner Harpyien. Und dank ihm ging ein ganzes Rudel Höllenhunde aufeinander los«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, offenbar ebenso anfällig für das Übel, das in der Luft lag, wie Nefri. »Vier von ihnen sind tot.«
Nefri machte instinktiv einen Schritt nach hinten. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. »Ist er der Einzige?«
»Der Einzige, der überlebt hat. Wir fanden mehrere Leichname, die ausgesaugt worden waren, und zwei weitere, die aussahen, als hätten sie auf Leben und Tod gekämpft.«
»Bitte.« Nefri ballte die Hände zu Fäusten. Ihr Verstand wurde von einem Blutdurst getrübt, den sie seit Jahrhunderten nicht mehr verspürt hatte. »Schließt das Fenster.«
Solaris nickte der Wächterin zu, die eilig die Scheibe mit einem Krachen schloss. Eine Weile herrschte eine lastende Stille, als jede der Frauen sich bemühte, die Wut zu zügeln, die in ihrem Inneren schwelte.
Schließlich stieß Solaris einen leisen Fluch aus und wandte sich Nefri zu, um sie mit einem frustrierten Blick anzusehen. »Seid Ihr bereit zu beichten, was hier vor sich geht?«
Nefri schüttelte langsam den Kopf und verspürte einen stechenden Schmerz. Sie war verraten worden. Was hatte die Kommission getan?
Dieser Geist – oder was auch immer es war – war endlose Jahrhunderte hinter den Schleier gesperrt worden, und kein einziges Mal hatten die Orakel sie davor gewarnt, dass er eine Gefahr für ihr Volk bedeuten konnte, ganz zu schweigen davon, dass er sie in wilde Zombies zu verwandeln vermochte.
Und nun erfuhr sie, dass Gaius mit seinem Biss tatsächlich Menschen infizieren konnte …
Heilige Hölle.
»Ich weiß es nicht. Wirklich«, erklärte sie ihrer Begleiterin mit besorgter Miene. »Ich habe noch nie davon gehört, dass der Biss eines Vampirs bei einem Menschen diese Reaktion hervorruft.«
»Aber Ihr wusstet, dass irgendetwas nicht stimmte?«, drängte die Harpyie.
»Ja, doch ich hatte keine Ahnung davon, dass Gaius solchen Schaden anrichtet«, wich Nefri vorsichtig aus, bevor sie das Gespräch von dem Grund ablenkte, der sie nach Louisiana gebracht hatte. »Ich spürte die anhaltenden Folgen der Infektion, als wir den Sumpf durchquerten. Lässt sie mit der Zeit nach?«
Solaris kniff die Lippen zusammen, doch Nefris Worte vermochten sie abzulenken. »Ja. Sobald der Mensch eingesperrt war, begann die Feindseligkeit nachzulassen. Hoffentlich ist sie morgen völlig verschwunden.«
Die Worte linderten nicht die Angst in Nefris Magengrube, aber sie weckten die Hoffnung in ihr, dass sie womöglich in der Lage waren, den schlimmsten Teil der Plage aufzuhalten, wenn sie nur schnell genug waren.
»Was habt Ihr mit ihm vor?«, fragte sie, indem sie mit dem Kopf auf die Zelle deutete.
»Vorerst wollen wir ihn studieren«, meinte Solaris achselzuckend. »In einem oder zwei Tagen wird er tot sein.«
Nefri war überrascht von dieser freimütigen Mitteilung. »Tot? Er ist nicht krank. Zumindest nicht körperlich.«
»Nein, aber er weigert sich, Nahrung zu sich zu nehmen, und er fügt sich selbst immer wieder Schaden zu, ganz egal, wie oft wir ihn sedieren. Er wird nicht mehr lange leben.«
O Gott, was für ein Schlamassel.
Nefri presste eine Hand an ihre Schläfe. Mit einem Mal war ihr ihre drückende Erschöpfung bewusst geworden. Die Morgendämmerung würde bald hereinbrechen, und sie musste sich ausruhen und Nahrung zu sich nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen.
»Ich muss mit dem Anasso sprechen«, sagte sie, eher zu sich selbst als zu den Harpyien, die sie mit unverhohlenem Argwohn beäugten. »Er muss gewarnt werden.«
»Werdet Ihr mir zuerst erzählen, was hier vor sich geht?«
»Das Einzige, was ich Euch erzählen kann, ist, dass ich mein Bestes tun werde, um
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