Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Umschlag aus meiner Tasche und kippte den Inhalt auf den Tisch. Während ich kurz zusammenfasste, was Leonhard von Bode erzählt hatte, gingen die Sachen reihum. Dabei fiel mir auf, dass Kjell das handschriftliche Schreiben nicht nur deutlich länger als die anderen in Augenschein nahm, sondern es gar nicht mehr aus der Hand gab.
»Wann, sagtest du, wurden Herrn von Bode diese Sachen zugeschickt?«, fragte er mich schlieÃlich.
»Vor etwas mehr als drei Jahren.«
»Und das Haar an der Materialprobe war eindeutig ein Frauenhaar mit bärenähnlichen Genspuren?«
»Ja, genau«, bestätigte ich. »Warum fragst du?«
Anstelle einer Antwort machte er sich an seinem Laptop zu schaffen, den er wohl ständig mit sich herumschleppte. Er lieà seine Finger über die Tastatur fliegen und drehte mir dann den Monitor zu. »Deswegen!«, sagte er und deutete auf den Zeitungsartikel, den er aus dem Netz hochgeladen hatte.
Es war ein rund drei Jahre alter Beitrag. Die Ãberschrift lautete: »Tote im Neuköllner Oberhafen entdeckt«. Als ich das da zugehörige Porträtfoto sah, wollte ich meinen Augen nicht trauen: Es war ohne jeden Zweifel dieselbe Frau, die ich auf dem Familienfoto in der Wohnung unseres Schulhausmeisters gesehen hatte.
Die Mutter von Lars Petzner!
Der Anbetungsraum war in das Licht der zuckenden Fackeln getaucht. Die getrockneten Zeremonienkräuter knisterten in der Glut der Räucherschalen und sandten ihren ebenso bitteren wie berauschenden Duft bis in die letzte Ecke des unterirdischen Gewölbes. Doch die Gestalten in den scharlachroten und schwarzen Kultgewändern nahmen das gar nicht wahr. Dicht an dicht drängten sie sich um den Altarstein, auf dem die Schlange der Zerstörung schon drei Häupter erhoben hatte. Die gespaltenen Zungen zischelten aus den geöffneten Vipernmäulern, deren Giftzähne im zuckenden Fackellicht aufblitzten. Die langen Hälse wiegten sich ganz sacht im monotonen Rhythmus der Beschwörungsformel, die der an der Spitze der Versammelten stehende GroÃmeister feierlich und mit zur Decke gestreckten Armen intonierte:
»Heil dir, o mächtiger Baalsebul, der du uns die Kraft der Finsternis offenbart hast. Heil dir, der du uns zu deinen Jüngern auserkoren hast und dem wir unser gesamtes Leben und Streben geweiht haben. Heil dir, der du unsere Opfer für die Mächtigen Neptun, Uranus und Jupiter angenommen hast. Poche nun erneut an die Pforte der Finsternis, o Dunkler Herrscher, und sende uns ein Zeichen, dass auch unser viertes Opfer, das wir der Mächtigen Venus geweiht haben, dein Wohlgefallen findet. Zeige uns, dass wir auf dem Pfad des Sieges wandeln, auf dass die Schlange der Zerstörung schon in Kürze ihr fünftes Haupt erhebt und das Siegel sprengt, das uns schon so lange von dir trennt, unserem so innig geliebten Herrn und Gebieter â so es dein Wille ist!«
»So es dein Wille ist!«, schallte es dumpf aus vieldutzend Kehlen zurück.
Diesmal lieà die Antwort nicht lange auf sich warten. Die Fürbitte war kaum verhallt, als ein Herzschlag aus der Unendlichkeit des Alls ertönte und stetig anschwoll:
Kabumm!
Kabumm!
Kabumm!
Ein gleiÃender Blitz zuckte durch das Gewölbe, ein mächtiger Donner ertönte und schon kam Leben in das vierte Schlangenhaupt. Der Hals reckte sich empor, wurde lang und länger, bis sich schlieÃlich das breite Maul mit den spitzen Giftzähnen öffnete und die gespaltene Zunge leise zischelnd daraus hervorschoss â genau so, wie es die versammelte Menge erwartet hatte.
Freudige Erleichterung legte sich auf die Gesichter unter den Kapuzen und alle hoben die Hände zum Dankgebet, dessen wahre Bedeutung sich nur den wenigsten von ihnen erschloss. Dann verbeugten sie sich ganz tief und lauschten der abschlieÃenden Bitte des GroÃmeisters: »Lenke unsere Schritte, o Dunkler Herrscher, und führe uns endlich ans Ziel â so es dein Wille ist!«
»So es dein Wille ist!«, wiederholte die Schar der Jünger voller Inbrunst, und nicht einer von ihnen zweifelte mehr daran, dass ihr sehnlichster Wunsch schon bald erfüllt werden würde.
· 37 ·
Eine Reihe
von Fehlschlägen
»Ich verstehe nicht ganz, warum du mir diesen Artikel zeigst.« Ich blickte Kjell verwundert an. »Glaubst du im Ernst, da gibt es einen Zusammenhang?«
»Das kann ich natürlich nicht beweisen«,
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