Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
meiner Erleichterung fest, dass die fünf nebeneinander aufgereihten Seziertische bis auf den vor der Rückwand leer waren. Ich atmete schon auf, als Dr. Sickos urplötzlich stehen blieb, sodass ich um ein Haar mit ihm zusammengeprallt wäre.
»Gottverdammich!«, rief er aus, den Blick starr auf die von einem Tuch verhüllte Leiche auf dem letzten Tisch gerichtet. »Was ist das denn?«
Ich konnte seine Verwunderung gut verstehen: Um den kompletten Untersuchungstisch hatte sich eine Hülle aus eisblauem Licht gelegt, die mit einem Mal hell aufschimmerte und dann urplötzlich verlosch.
Ich suchte Lottis Blick und starrte sie fragend an. Doch ihr Achselzucken verriet, dass sie genauso ratlos war wie ich selbst.
Franziska Richter dagegen stand wie versteinert da und blickte mit erstarrter Miene auf den verhüllten Leichnam.
Selbst Dr. Sickos war anzusehen, dass er sich keinen Reim auf das geheimnisvolle Leuchten machen konnte. Allerdings fasste er sich schnell wieder, eilte auf den Tisch zu und schlug das Tuch zur Seite. Noch im gleichen Moment zuckte er erschrocken zurück und starrte mit einem Ausdruck absoluter Fassungslosigkeit auf den Kopf des Toten. »O mein Gott!«, rief er aus. »Das ist doch nicht möglich!«
Auch Franziska, die neben Dr. Sickos getreten war, schien ihren Augen nicht zu trauen. Den Mund weit geöffnet, wanderte ihr ungläubiger Blick immer wieder zwischen dem Rechtsmediziner und dem Toten hin und her. Es dauerte schier endlos, bis sie ihre Verwunderung schlieÃlich in Worte fassen konnte. »A-A-Aber ⦠d-d-das gibtâs doch nicht«, stammelte sie. »M-M-Martin war doch noch gar nicht so alt!«
Franziska hatte recht: Der Kopf auf dem Stahltisch war der eines uralten Greises. Auch der übrige Körper â jedenfalls das, was von ihm sichtbar war â sah aus wie der eines nahezu Hundertjährigen.
Dabei war Martin Richter gerade mal Anfang fünfzig gewesen!
Daran, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Martin Richter handelte, gab es nämlich nicht die geringsten Zweifel. Obwohl ich Lottis Onkel nur von Fotos her kannte, war die Ãhnlichkeit selbst für mich unübersehbar.
Seine Witwe hatte ihn natürlich auf Anhieb erkannt. Die Hände vors Gesicht geschlagen und die Augen voller Tränen, starrte Franziska ihren toten Mann für eine Weile fassungslos an. Dann wandte sie sich an Dr. Sickos. »Bitte«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. »Würden Sie ihn bitte wieder zudecken.«
Und das tat Dr. Sickos dann auch, bevor er uns in einen kleinen Nebenraum führte â offensichtlich sein Büro â, wo er sich sofort eine Zigarette ansteckte. Er bot auch Franziska eine an, doch die lehnte ab.
»Als Sie Martin vorhin untersucht haben«, fragte sie stattdessen. »War er da auch schon � Ich meine, hat er da denn auch schon ausgesehen wie ein Greis?«
»Nein, nein, natürlich nicht!« Dr. Sickos stieà eine gewaltige Qualmwolke aus. »Dass sich die Haut nach dem Tod verändert, ist ganz normal. Aber so etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen. Es ist mir absolut unerklärlich, wirklich!« Martins Leiche habe keinerlei Auffälligkeiten aufgewiesen, erklärte er uns dann. Lediglich eine frisch verheilte Narbe am Hinterkopf, die auf eine erst kürzlich durchgeführte Schädeloperation hindeutete. Als Franziska bei diesen Worten ungläubig den Kopf schüttelte, schob er rasch nach: »Wenn Sie mir nicht glauben, dann fragen Sie bitte den Kollegen, der mir bei der Obduktion assistiert hat. Der wird Ihnen das Gleiche sagen wie ich! Und die Bilder der Computertomografie bestätigen das ebenfalls.« Danach stand ohne jeden Zweifel fest, dass vor nicht allzu langer Zeit ein Loch von etwa einem halben Zentimeter Durchmesser in Martin Richters Hinterkopf gebohrt wurde, von dem aus ein schmaler Kanal bis ins Zentralhirn führte.
»A-A-Aber â¦Â« Franziska Richter starrte den Arzt ungläubig ab. »Das hätte ich doch mitbekommen. AuÃerdem: Martin hat niemals über Kopfschmerzen oder ähnliche Beschwerden geklagt. Und einen Tumor hatte er schon gar nicht. Warum hätte er sich denn operieren lassen sollen?«
Dr. Sickos zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Da bin ich ähnlich ratlos wie Sie. Der Zweck dieser Operation ist mir genauso schleierhaft wie der plötzliche Alterungsprozess, den sein
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