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Gucci, Glamour Und Champagner

Gucci, Glamour Und Champagner

Titel: Gucci, Glamour Und Champagner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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einem südlichen Vorort von London abzutauchen. Solange ich mich nicht mit meiner Mutter befassen musste. Oder meinem Ex. Oder meiner Arbeitslosigkeit. Vielleicht könnte ich Louisas Kindermädchen werden. Ihr würde es doch sicherlich nichts ausmachen, dass ich noch nie ein Baby im Arm gehalten hatte, das nicht sofort in Tränen ausbrach? Ich könnte es auf Spaziergänge mitnehmen und dafür sorgen, dass es genügend Schlaf bekam, und mit ihm gemeinsam Teletubbies gucken. Was die schmutzigen Windeln anging, war ich mir nicht so sicher. Und das Schreien. Und die schlaflosen Nächte. O.k., dann doch nicht Kindermädchen. Aber ich könnte vielleicht in einem Café arbeiten. An meinem Roman schreiben. Und wie Daphne könnte ich immer noch auf den Strich gehen, überlegte ich kurz. Hm, war nicht meine beste Idee, schließlich hatte ich schon Angst, meiner Mum zu gestehen, einen anerkannten Job verloren zu haben, wie konnte ich da den ältesten Beruf der Welt in Erwägung ziehen. Außerdem qualifizierten mich der Zustand meiner Haare und der meines Hinterns keinesfalls zur Edelnutte. Und Callgirl der unteren Mittelklasse hörte sich einfach nicht so gut an.
    Ich entdeckte die beiden Mädchen, die mit Cola light und weiteren Haribo-Tüten bestückt zurück ins Abteil kamen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich überwiegend davon ernährten. Das würde auch vieles erklären. Chemie und Zucker. Ich schloss meine Augen und nahm wieder meine Position am Fenster ein und zählte die Sekunden, bis der Zug in St. Pancras einfuhr. Ich hatte noch viele Überlegungen anzustellen, aber nicht mehr genug Zeit dafür.

Siebzehn
    Nachdem ich mit Sasha und Tania Telefonnummern ausgetauscht (wobei mir zu spät einfiel, dass ich ihnen, zerstreut wie ich war, meine richtige gegeben hatte) und ihnen versprochen hatte, mit den »Leuten beim Magazin« wegen ihrer eigenen Blogs zu reden, eilte ich durch den Zoll und blieb dann mitten in der Bahnhofshalle vor einem Münztelefon stehen. Doch anstatt nach dem Hörer zu greifen, blickte ich, auf eine Eingebung hoffend, nach oben. Und entdeckte, anstatt in überirdisches Leuchten zu schauen, die längste Champagnerbar der Welt.
    »Haben Sie tatsächlich geöffnet?«, fragte ich, ließ mich auf einen Barhocker fallen und sah mich staunend um. »Es ist noch nicht mal halb neun.«
    »Wir haben geöffnet.« Das Mädchen hinter der Theke lächelte höflich und stellte das Glas ab, das es blankpoliert hatte. »Wir öffnen um sieben Uhr. Und wir haben von sieben Uhr ab zu tun.«
    »Das ist ja unglaublich, dass Leute hier um sieben Uhr morgens in aller Öffentlichkeit Champagner trinken.«
    Es war wirklich eine wundervolle Einrichtung. Noch nie hatte ich so viele Champagnerflaschen an einem Ort vereint gesehen. Und ich hatte davon eine Menge gesehen, schließlich hatte ich fast ein ganzes Jahr lang mit Hurricane Jenny zusammengelebt.
    »Und«, fragte die Bedienung mit einem angespannten Lächeln, »darf ich Ihnen was bringen?«
    »Oh, äh, ja«, sagte ich, ohne zu wissen, was ich bestellen sollte. Eine Tasse Tee würde sie mir wohl kaum kochen. Ich griff im vollen Bewusstsein, dass noch keine meiner wichtigen Entscheidungen unter Alkoholeinfluss zustande gekommen war, nach der Champagnerkarte, weil ich verrückterweise Entscheidungen jeglicher Art so lange wie möglich hinausschieben wollte. Und schließlich zog ich mir ja kein LSD unter der Rutsche im Park rein. Ich würde mir zivilisiert eine elegante Champagnerflöte genehmigen. Um acht Uhr zweiundzwanzig morgens. »Ich nehme einen Taittinger.«
    »Sehr gut.« Das Mädchen schenkte mir gekonnt ein Glas Champagner ein und wandte sich dann wieder seinen zu polierenden Gläsern zu. Merkwürdig. Säße ich allein an einer Theke in New York, würde der Barkeeper immer versuchen, mit mir ins Gespräch zu kommen, denn das gehörte zu seinem Job. Wenn man keine Lust hatte zu plaudern, wurde dieser Hinweis auf Anhieb verstanden (ein Lächeln und ein Nicken beim ersten lahmen Scherz), aber einen Versuch würde er immer machen. Ein Glück, dass heute ein Tag war, wo ich mich über ein wenig britische Reserviertheit freute.
    Ich verfolgte, wie die Bläschen an der Oberfläche des Champagners platzten, anfangs in rascher Folge und dann langsamer, eins nach dem anderen. Plopp, plopp, plopp. Ich trank einen Schluck. Köstlich! Zwar nicht das, was ich normalerweise um diese Zeit zu mir nahm, aber es konnte nie schaden, mal was Neues auszuprobieren. Ich musste daran

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