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Gucci, Glamour Und Champagner

Gucci, Glamour Und Champagner

Titel: Gucci, Glamour Und Champagner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Kelk
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weiten Weg auf mich genommen, um jetzt alles zu vermasseln.
    »Ich wohne in Arras«, erwiderte er und wandte sich in schnellem Französisch an einen zweiten Portier, der ebenfalls an der Empfangstheke saß. »Ich kann Sie zum Festival fahren. Ich breche bald auf.«
    »Klingt großartig, wenn es Ihnen nichts ausmacht?« Ich wartete, bis er auf meine Seite der Theke gekommen war, und umarmte ihn kurz. Womit ich allerdings zu weit ging, wie mir seine steife Haltung verriet. »Verzeihung.«
    »Hier lang.« Er errötete und zeigte durch die Tür.
    Alain verfolgte meine Geschichte mit höflicher Aufmerksamkeit, während ich mich an diesem Tag zum dritten Mal durch Paris fahren ließ. Ich schilderte ihm gerade den Moment, wie ich Alex und Solène zusammen sah, was ich wild gestikulierend und mehr oder weniger auf meinem Sitz auf und ab hüpfend unterstrich, da kam mir die Idee, dass Alain mir womöglich nur seine Hilfe angeboten hatte, um einen freien Nachmittag zu bekommen. Seine entschlossene Miene und die weißen Knöchel seiner Hände, mit denen er das Lenkrad umklammert hielt, ließen nicht vermuten, dass er meine Gesellschaft angenehm entspannt fand. Vielleicht hätte ich doch keine zwei Tüten Percy Pigs und eine Toblerone auf der Rückfahrt von London essen sollen. Mein Zuckerrausch war schlimmer als der frühmorgendliche Champagnerschwips.
    »Und, na ja, ich muss also wirklich mit meinem Freund reden, deshalb vielen Dank«, sagte ich, um die Geschichte abzukürzen, und lehnte mich dann in meinen Sitz zurück. Aus dem Augenwinkel überprüfte ich seinen Ausdruck und fragte mich, ob er wohl neugierig war, mehr zu erfahren. Doch Alain stieß einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus, starrte auf die Straße vor sich, lockerte seinen Griff ums Lenkrad und griff über den Schalthebel, um das Radio einzuschalten. Und zwar laut.
    Mit Mühe gelang es mir, für den Rest der Fahrt auf meinen Händen zu sitzen und meinen Mund zu halten. Alains Erleichterung darüber spiegelte sich mit jedem gefahrenen Kilometer in der nachlassenden Verspannung seiner Schultern, die anfangs bis zu den Ohren hochgezogen waren und dann immer weiter nach unten sackten. Nach zwanzig langen Minuten mit schlechter französischer Radiomusik (ich hätte hinter Alain nie einen Countryfan vermutet) hielten wir vor dem Haupttor des Festivals.
    »Ganz herzlichen Dank«, sagte ich und fummelte nach dem Türgriff. »Sie haben mir das Leben gerettet. Wirklich. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.«
    »Gewiss.« Er lockerte seine Portierskrawatte und bestätigte damit, dass sein Arbeitstag nun, da er mich aus dem Wagen steigen ließ, wirklich vorbei war. »Werden wir Sie bald wieder im Hotel sehen?«
    »Hoffentlich nicht allzu bald«, sagte ich beim Aussteigen. »Ich meine, hoffentlich nicht innerhalb der nächsten Stunde oder so.«
    »Ja, hoffentlich nicht allzu bald«, wiederholte er, und seine Absicht war unmissverständlich. Und doch hatte er mich zum Festival gebracht und mich unterwegs auch nicht rausgeworfen, als ich versehentlich eine halbe Dose Pepsi über seine Polster verschüttete – also musste ich dankbar sein und nicht angepisst.
    Nachdem ich sorgfältig die Tür geschlossen hatte, winkte ich ihm zum Abschied, trug Lipgloss auf und ging aufs Tor zu. Anders als bei jedem anderen Festival, das zu besuchen ich das Pech hatte, war diesmal kein Schlammfeld in Sicht. Die riesige Bühne erhob sich am Ende des Hauptplatzes. Ich war nicht ganz sicher, was ich erwartet hatte, aber das hier war schön. Dass mein Gästepass für mich noch am Eingang wartete, nahm ich als gutes Zeichen. Ich spähte an den Ticketschaltern vorbei aufs Festivalgelände. Mann, war hier was los! Wie sollte ich unter all diesen vielen Menschen Alex finden?
    »Du bist wirklich ein Genie, Angela«, murmelte ich und schob mich durch die Menge. »Lässt dich mitten in der Walachei in einem Land absetzen, dessen Sprache du nicht verstehst, ohne ein Telefon, und erwartest dann, unter zehntausend Menschen deinen Freund wiederzufinden.«
    Was die Sache besonders erschwerte, war die Tatsache, dass sechzig Prozent der zehntausend Leute genauso gekleidet waren wie mein Freund. Die Pariser Hipster waren wirklich allesamt in Arras eingefallen, und offenbar hatte man für alle Fälle auch noch Verstärkung dazugeholt. So unangenehm mir die Idee auch war, ich würde wohl zur Hauptbühne gehen und zusehen müssen, dass ich irgendwie in den Backstage-Bereich kam. Dass Alex sich dort

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