Gucci, Glamour Und Champagner
aber sauber und bezaubernd. Ich war die schlichte weiße Ausstattung der Kettenhotels so sehr gewohnt, dass ich den geblümten Bettüberwurf und die gemusterten Kissen auf der Couch als sehr gemütlich empfand. Es erinnerte ein bisschen an zu Hause bei meiner Mutter, wenn sie Geschmack gehabt hätte. Was sie aber bei Gott nicht hatte. Sie konnte einen unglaublich guten Braten auftischen, aber um nichts in der Welt passende Kissen aussuchen. Und mit diesem Gedanken im Kopf loggte ich mich bei TheLook.com ein und fing an zu tippen.
Angelas Abenteuer: Kann kein Französisch
Hm. Ich bin mit dem Aberglauben und den Gebräuchen der Franzosen nicht sehr vertraut, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich recht gehe in der Annahme, dass es einem kein Glück bringt, wenn die Flughafensicherung dir deinen Koffer in die Luft sprengt. Es sei denn, es fällt in dieselbe verrückte Kategorie wie Vogelscheiße, die angeblich Glück bringen soll, wenn sie dich trifft. Trifft hier nicht zu? Ja, das sehe ich auch so.
In dem Fall würde ich diesen Moment gern nutzen und den Verlust meiner wunderschönen Dinge betrauern – die Louboutins, die Marc-Jacobs-Tasche, schluchz, das GHD -Glätteisen. Alles weg. Im Ernst. In die Luft gejagt. Aber egal, ich habe beschlossen, nicht mehr darauf herumzureiten (nachdem ich während der letzten vierundzwanzig Stunden nichts als geheult und gejammert habe) und nach vorne zu schauen. Ich bin in Paris, es ist wunderschön, und ich habe jede Menge vor. Habe ich bereits erwähnt, dass ich für das Belle- Magazin schreibe? Hab ich? Oh. Und habe ich bereits erwähnt, dass mein Freund bei einem Festival hier spielt, nein, dass seine Band die Headlining Band ist? Auch ja? Ach du liebe Zeit. Ich bin schamlos, nicht wahr? Das war keine Frage, aber danke.
Da ich jetzt hier in Paris bin, hätte ich gern Vorschläge wohin ich gehen/was ich tun kann. Man denkt, jeder andere kenne Paris wie seine Westentasche, deshalb sind Vorschläge aller Art willkommen. Hätte vielleicht auch jemand einen Tipp für mich, wie man den Effekt von Haarglättern erzielt, ohne tatsächlich welche zu benutzen? Wer das kann, wandert ganz oben auf meine Liste für die Weihnachtskarten.
Nachdem ich den Blog gepostet hatte, öffnete ich meine E-Mails und schaute die weiße Seite an. Das musste erledigt werden, und eigentlich hätte ich es schon längst tun sollen. Ich wusste nur nicht wie. Ich tippte Jennys E-Mail-Adresse in die Adresszeile und starrte weiter darauf. Doch ehe ich loslegen konnte, blinkte ein kleines Feld in der rechten Ecke des Bildschirms. Dieser blöde G Chat.
Hey! Wie ist Paris? Was hast du heute an? Hast du schon Fotos gemacht? Ich bin so neidisch. J xoxo
Mist. Eine Sekunde lang schwebte meine Hand über der Tastatur, versucht, mich auszuloggen. Aber das musste erledigt werden. Und zwar über Instant Messaging.
Hi Jenny. Mir geht’s gut, Paris ist schön, aber es gab ein Riesenproblem mit meinem Koffer.
Er ist nicht mitgekommen?
Ihre Antwort kam schnell. Ich hatte vergessen, dass Jenny eine Meisterin jeder Art von Kommunikation war.
Doch nicht etwa verloren gegangen? Ist alles o.k. mit dir A?
Meine Finger ruhten so lange auf der warmen Tastatur, dass der Bildschirm ein wenig dunkler wurde. Es führte kein Weg daran vorbei – ich musste es ihr beichten.
Nein, nicht o.k. Die Sicherheit hat eine kontrollierte Sprengung vorgenommen – weiß auch nicht warum. Es tut mir SO leid, ich werde das wiedergutmachen. Ich werde alles ersetzen.
Selbst beim Instant Messaging fand ich es beängstigend, dass Jenny stumm blieb. Schweigen war für sie kein natürlicher Zustand, und das war nicht gut. Wieder wurde der Bildschirm dunkler und spielte eine Diashow meiner Fotos ab: ich und Jenny beim Karaoke, ich und Jenny beim Lunch am Rodeo Drive, ich, wie ich Jennys Haare aus dem Gesicht halte, während sie auf der Straße kotzt. Selbst mein Laptop wollte mir eins auswischen. Und mir Angst machen.
Doch bevor ich mich noch mehr hineinsteigern konnte, kam wieder Leben in den Bildschirm und Jennys Antwort.
Das soll ein Scherz sein oder?
Nein, ich schüttelte den Kopf, während ich tippte.
Sie haben ihn gesprengt. Alles ist explodiert.
Wieder folgte eine Pause, aber sie war kürzer als die vorangegangene.
WAS VERDAMMT NOCH MAL MEINST DU MIT SIE HABEN IHN GESPRENGT ?
So blöd und sinnlos das auch war, ich machte mich daran, meine Erklärung zu schreiben, doch bevor ich loslegte, tauchte ein kleines Kästchen auf meinem
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