Gucci, Glamour Und Champagner
weißt das, weil du schon mal hier gewesen bist, als du was noch mal in Paris gemacht hast?«
»Jeder kommt hierher«, erwiderte er und schenkte mein Glas randvoll. »Am Odéon treffen sich alle, dieser Platz ist vergleichbar, ich weiß nicht, mit dem Union Square oder Piccadilly Circus oder so.«
»Das beantwortet allerdings nicht meine Frage, oder?«, sagte ich und drückte sein Bein. Ich versuchte locker zu bleiben, aber je mehr er mir auswich, umso ärgerlicher wurde ich. »Wie kommt es, dass du dich derart gut in Paris auskennst? Und nicht nur die touristischen Orte. Du weißt, ohne in einen Stadtplan zu schauen, wo die Bars sind, du weißt, wo man sich abends trifft. Spuck’s aus, Reid, woher kommt’s?«
»O.k., flipp aber bitte nicht aus«, begann er und lehnte sich an die Wand hinter dem Tisch. »Ich war mal mit einem Mädchen aus Paris zusammen, und wir haben einige Zeit hier verbracht. Das ist alles. Paris ist keine große Stadt, man kennt sich hier ziemlich schnell aus.«
»Und wie kommst du darauf, dass ich deswegen ausflippen könnte?«, fragte ich mit sehr, sehr hoher Stimme. »Mir geht’s gut.«
»Vermutlich weil wir nie richtig über unsere Vergangenheit gesprochen haben seit, du weißt schon, seit dem ersten Mal«, sagte er, und seine grünen Augen zeigten, dass er auf der Hut war. »Außerdem ist das schon sehr lange her.«
»Warst du denn lange hier?«, fragte ich, ohne eigentlich die Antwort hören zu wollen. Ich kannte dieses flaue Gefühl im Magen noch sehr gut vom letzten Mal, als wir uns über vergangene Beziehungen unterhalten hatten. Angenehm war es nicht.
»Nein. Nicht lange. Und der Grund, weshalb ich diese Stadt so gut kenne, ist der, dass wir uns fast die ganze Zeit gestritten haben und ich ständig unterwegs war und mich mit den Barkeepern angefreundet habe. Auf diese Weise wird einem die Geografie sehr schnell vertraut. Und die Sprache auch.«
»Gut«, sagte ich, griff nach meiner Sangria und trank wieder.
»Wirst du jetzt aufhören, Fragen zu stellen, die du eigentlich gar nicht beantwortet haben möchtest?«, fragte Alex und beugte sich zu mir vor. »Denn ich will dich nicht verärgern, aber ich kenne dich und glaube nicht, dass du noch mehr wissen möchtest. Abgesehen davon habe ich Schluss gemacht und bin dann in die Staaten zurückgekehrt, habe dich kennengelernt und war in meinem ganzen Leben noch nie glücklicher.«
»Klingt akzeptabel«, erwiderte ich und trank einen großen Schluck. Zählte das verdächtig kleine Stück Orange bereits als Nummer eins von meinen fünf am Tag? Ich wollte es glauben. Ja.
»Und du wirst jetzt nicht ins Grübeln verfallen und nicht mehr loskommen von alledem, was ich gesagt habe?«
»Nein.« Aber natürlich war es so.
»Ich glaube dir nicht, aber o.k.« Er wartete, bis ich mein Glas abgestellt hatte, und nahm dann meine beiden Hände in seine. »Weil ich es ernst meine, wenn ich sage, dass das eine tolle Reise ist. Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte dich hierhergebracht, wenn mich hier alles nur an ein anderes Mädchen erinnern würde, oder?«
Ich schüttelte den Kopf und sagte nichts, schrie aber im Geiste immer wieder die Worte »du hättest es aber besser nicht getan«. Und so glücklich ich auch war, dass er mit mir hier war, ärgerte mich doch die Vorstellung, dass er hier an diesem Tisch mit einem anderen Mädchen gesessen, ihr französische Liebesworte zugeraunt und kleine Käsehäppchen auf Brot gefüttert hatte. Na ja, Letzteres vielleicht nicht, das war auch nicht sehr sexy.
»Ich wollte, dass du mich begleitest, Angela, weil ich Paris liebe und weil ich dich liebe.« Dabei beugte er sich über den Tisch und küsste mich zärtlich. »Und sollte es dir helfen, hier war ich mit meiner Ex noch nie.«
Brillant. Mein Freund kann Gedanken lesen. Dieser miese Gedankenleser.
»Gut, ich bin auch sehr angetan von dir, also sollte es gut werden«, sagte ich und erwiderte den Kuss, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob »Gedankenlesen« eine wünschenswerte Eigenschaft bei deinem Freund ist. Sofern sie sich nicht auf Geburtstagsgeschenke und die richtige BH -Größe bezog, war ich geneigt, das mit »Nein« zu beantworten.
Es kam meinem Jetlag sehr zugute, dass Alex’ Gig in der Bar direkt gegenüber unserem Hotel stattfand, sodass wir nur eine kurze Strecke mit dem Taxi zurück ins Marais fahren mussten, wo auch schon gleich die Show begann. Virginie wartete schon vor der Bar Pop-In, putzmunter wie schon den ganzen Tag und
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