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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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der Warteschlange vor dem Abholschalter komme, in gespaltene Hufe verwandelt. Als ich so dastehe und warte, höre ich, wie mir tausend Geschichten vergangener Marathonläufe um die Ohren fliegen, während unzählige Augenpaare von überallher auf mich gerichtet sind. Irgendwann quatscht mich doch tatsächlich so ein Schwachmat im Just Do It- T-Shirt an und fragt mich: »Und wie läuft dein Training so?«
    »Toll. Es hat sich nämlich rausgestellt, dass eine dicke Portion Kohlehydrate in Form von Big Macs und Hershey-Schokoladenriegeln gleich vor dem Rennen mir helfen, meine persönliche Bestleistung zu bringen«, entgegne ich. Ein betretenes Schweigen legt sich über das Grüppchen, während alle angestrengt auf die Hundertdollarlaufschuhe der Umstehenden starren.
    »Euch ist klar, dass das ein Witz sein sollte, oder? Ich hole bloß das Paket für einen Freund von mir ab«, füge ich hinzu. Sofort brechen sie in erleichtertes (und äußerst kränkendes) Lachen aus. »Ja, hahaha, wir Dicken sind ganz schön lustig, was?« Und damit ziehe ich meinen Dior-Puder aus der Handtasche und pudere mir aggressiv die Nase. Die Warteschlange verstummt. Langsam geht es Schritt für Schritt voran, und endlich stehe ich vor dem Schalter. Ich reiche mein Gutscheinheft rüber, und der rüstige alte Mann in dem Hightech-Trainingsanzug muss zweimal hingucken, als er mich sieht.
    Mit zitternder Stimme erkundigt er sich: »Das ist aber nicht für Sie, oder?«
    »Sehe ich aus wie ein durchtrainierter Hungerhaken?«, entgegne ich knapp. »Sie können beruhigt sein, ich habe mich bloß breitschlagen lassen, die Sachen abzuholen, und werde dieses Wochenende NICHT mitlaufen. Sie brauchen also keinen Rettungswagen in Bereitschaft halten, Sie Fitnessfreak.«
    Dass ich ihn nicht erwürge, als er »Dem Himmel sei Dank« murmelt, zeugt von meiner bemerkenswerten Selbstbeherrschung. 119
    Mühevoll schleppe ich meine enormen Körpermassen zum nächsten Schalter und bemühe mich, keine kleinen Kinder in mein Kielwasser zu bekommen und durch den Sog umzureißen. Die ungläubigen Blicke aus weit aufgerissenen Augen auf meinen Bauchumfang lassen mich beinahe im Boden versinken vor Scham. Am liebsten würde ich aus vollem Halse schreien: »Die durchschnittliche amerikanische Frau trägt Konfektionsgröße 42! Jogging-Guru Jim Fixx ist beim Laufen gestorben! Ihr wollt doch auch alle so schöne Haare haben wie ich! Und manchmal esse ich auch bloß einen Salat zum Abendessen!«, aber ich tue es nicht, aus Angst, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
    Als ich schließlich an den Schalter komme, an dem ich den Mikrochip aktivieren lassen muss, meint ein weiterer fehlgeleiteter Gutmensch, mich vor den Gefahren übermäßiger sportlicher Betätigung warnen zu müssen. Ich bedanke mich höflich für den guten Rat 120 und steuere das Zentrum der Messehalle an, wo ich diesen blöden T-Shirt-Bon einlösen muss.
    Und damit steige ich hinab in den Bauch des Ungeheuers.
    Als ich in die Untiefen der Messe abtauche, sehe ich nicht bloß ein Dutzend fitter Menschen, nicht einige Hundert, sondern gleich mehrere Tausend sehnige, gestählte Körper. Ich bezweifele ernsthaft, ob irgendwer hier einen Körperfettanteil von mehr als fünf Prozent hat. Bei der Fahrt auf der Rolltreppe nach unten bemerke ich die vielen finsteren Blicke aus zusammengekniffenen Augen, die sich auf mich richten. Klar, die Läufer flitzen natürlich alle die Treppe gleich nebenan hoch und runter, weshalb ich die Einzige auf der Rolltreppe bin und herunterschwebe wie ein von Ralph Lauren designtes Michelin-Männchen.
    Als eine, die aussieht wie Lara Flynn Boyles böse Zwillingsschwester, ihrer klapperdürren Begleiterin zuraunt: »Ich dachte, das hier ist eine Fitnesse messe, kein Übergrößenfachmarkt«, reicht es mir endgültig. Auf dem Absatz drehe ich mich zu ihr um.
    »Hör zu, du magersüchtiges Flittchen, wie kannst du es wagen , dich über mich lustig zu machen, bloß weil ich ein bisschen stämmiger bin? Man könnte doch meinen, du freust dich, dass ein Pummel gegen dich antritt. Schließlich stehst du doch auf Wettbewerb, oder? Solltest du nicht froh sein, gegen jemanden zu laufen, den du mit links schlagen kannst? Und wo bitte bleiben der vielbeschworene Teamgeist und das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Läufern? Oder gilt das nur für schlanke, hübsche Teilnehmer? Sollten die ganzen Endorphine in eurem Körper euch nicht eigentlich so verdammt glücklich machen, dass ihr nicht über

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