Wüssten Sie, wie das ist, dann hätten Sie mir diese Mail nie geschrieben.
Was meine Jobsuche angeht, scheinen Sie ebenfalls im Dunkeln zu tappen, denn Sie wissen offenkundig nicht, dass ich jeden Vormittag damit zubringe, jede einzelne neue Stellenausschreibung in jedem einzelnen Arbeitsvermittlungsportal zu lesen. Oder dass ich jeden Tag eine gute Stunde lang potentielle Arbeitgeber abklappere, um auf mich aufmerksam zu machen. Oder dass ich inzwischen fast all meine Freunde und ehemaligen Kollegen vergrault habe, da ich sie wieder und immer wieder genervt habe, ob sie vielleicht irgendwas gehört haben, egal was …
Was die von Ihnen vorgeschlagene Karriere in einer großen Caféhauskette angeht: Denken Sie nur ja nicht, ich hätte das noch nicht versucht. Würde man mich einstellen, ich würde hart arbeiten, genauso wie damals auf dem College, als ich mir mein Studium finanzieren musste. Ganz recht, den größten Teil meines Studiums habe ich mir als Kellnerin und Verkäuferin selbst finanziert. 167 Mich hat niemand mit einem brandneuen Jetta und einer Kreditkarte auf die Uni geschickt, wie das sicher bei Ihnen der Fall war. Ich habe verdammt hart geschuftet und mir alles, was ich habe, eigenhändig erarbeitet.
Aber ich schweife ab.
Vor einiger Zeit habe ich den Teil mit dem Vorstandsmitglied aus meinem Lebenslauf gestrichen, ebenso wie die Stelle, an der stand, dass ich für meine früheren Arbeitgeber Zehn-Millionen-Dollar-und-mehr-Geschäfte abgewickelt habe. Ich habe mir gedacht, wenn ich in meinem Lebenslauf ein bisschen tiefstapele, dann wirke ich nicht gleich auf den ersten Blick so gnadenlos überqualifiziert. Und obwohl mir der Gedanke, meine Leistung herunterzuspielen, eigentlich schrecklich zuwider ist, habe ich es trotzdem gemacht. Weil ich die Hoffnung habe, dadurch vielleicht die Gelegenheit zu bekommen, Nichtsnutzen wie Ihnen, die das Geld ihrer Arbeitgeber verschleudern, da sie im Internet surfen, statt den Job zu machen, für den sie bezahlt werden, einen Kaffee servieren zu dürfen. Übrigens, Ickey, sollte ich tatsächlich diesen heißbegehrten Job bei Starbucks bekommen, seien Sie versichert, ich spucke Ihnen GANZ BESTIMMT in Ihren Kaffee.
Beste Grüße
Jen
Meine Freundin Katerina hat mir eine E-Mail geschickt und mir erzählt, was eine arbeitssuchende Krankenschwester in Schweden abgezogen hat. Die hat nämlich eine Anzeige aufgegeben, in der stand, sie sei eine griesgrämige, gemeine, nicht besonders mitfühlende Ziege, suche aber trotzdem dringend eine Stelle in der mobilen Altenbetreuung. Kaum war ihre Anzeige erschienen, klingelte bei ihr pausenlos das Telefon.
Derart inspiriert habe ich nun sowohl im Chicago Tribune als auch im Chicago Reader eine Anzeige aufgegeben. Folgendes erscheint also nächsten Mittwoch in den Kleinanzeigen:
ARBEITSLOS UND VERBITTERT
Sarkastische eingebildete Schicki-Micki-Schnepfe sucht hochdotierten Job in idiotenfreier Umgebung. Schickes Schuhwerk bei der Arbeit ein Muss. Interesse?
Schreiben Sie an
[email protected].
Ich bin vorsichtig optimistisch, dass sich daraus etwas ergeben könnte. Aber andererseits liege ich mit meinen Ahnungen ja meistens grandios daneben.
Wer hätte gedacht, dass so viele Fußfetischisten die Tribune lesen?
»Süßer, aufwachen. Es ist schon nach eins.« Fletch rührt sich kaum. »Komm schon, wach auf, nur ganz kurz. Ich muss wegen der Hunde mit dir reden.«
»Ich höre«, murmelt Fletch.
»Ich war heute Morgen mit ihnen raus, also solltest du erst mal deine Ruhe haben. Könntest du bitte gegen vier mit ihnen spazieren gehen? Spätestens dann ist es höchste Zeit für die nächste Gassirunde.«
Fletch vergräbt sich noch tiefer in die Decke. »Wo gehst du hin?«
»Weißt du das schon nicht mehr? Ich muss noch mal zu einem Vorstellungsgespräch für diese Stelle als Teilzeitrezeptionistin bei der Architekturfirma.« Wieder einmal danke ich dem lieben Gott für Shayla. Sie hat letzten Sommer bei dieser Firma als Aushilfskraft gejobbt, und die haben jetzt bei ihr angefragt, ob sie noch mal aushelfen könne. Sie hat dankend abgelehnt und die Leute stattdessen an mich verwiesen. Vor ein paar Tagen war ich bei meinem ersten Bewerbungsgespräch, wo ich dann erfahren habe, dass sie über sechshundert Bewerbungen auf ihre Stellenausschreibung bekommen haben. Und während ich auf meinen Termin wartete, kamen noch weitere fünf Leute herein und wollten einen Bewerbungsbogen ausfüllen. Eine davon war ein