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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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Mädel mit einer Burberry-Tasche – wir sahen uns und lächelten einander schief zu. Willkommen in der Zeit, in der man tun muss, was man tun muss.
    »Viel Glück.«
    »Danke, Schatz. Und nicht vergessen – um vier mit den Hunden rausgehen.«
    Obwohl ich es schaffe, den Bürochef einzuwickeln, glaubt der geschäftsführende Teilhaber, ich würde mich in dem Job zu Tode langweilen, was er mir während unseres Gesprächs auch klipp und klar sagt. Woraufhin ich ihm versichere, dass ganz und gar nichts Langweiliges daran ist, meine Miete bezahlen zu können, doch er glaubt mir einfach nicht. Also beschließe ich nach dem Gespräch, mein schnuckeliges Vorstellungsoutfit zu nutzen, und frage in jedem einzelnen Laden auf der Michigan Avenue nach einem Bewerbungsbogen.
    Es ist schon beinahe Viertel vor sieben, als ich wieder nach Hause komme. An der Tür werde ich von den Hunden erwartet, die mich schuldbewusst mit eingezogenem Schwanz und hängenden Ohren begrüßen. Irgendwer hat einen Haufen ins Wohnzimmer gesetzt, und offensichtlich sind beide deshalb völlig durch den Wind. Als ich in die Küche marschiere, um Papiertücher zu holen, entdecke ich eine weitere stinkende Hinterlassenschaft.
    »Leute, was ist denn passiert? Wart ihr denn nicht draußen?«, frage ich. »Fletch? Wo bist du? Wann warst du mit den Hunden draußen?«
    Schnell laufe ich nach oben, wo ich Fletch genau dort wiederfinde, wo er war, als ich gegangen bin. Energisch schüttele ich ihn, bis er aufwacht. »Fletch? Machst du gerade ein Nickerchen?« Dann merke ich, dass er noch seinen Pyjama anhat. »Schatz? Bist du heute überhaupt schon auf gewesen?«
    Er liegt einfach nur da und starrt die Wand an. »Nein.«
    »Ist alles in Ordnung? Bist du krank?«
    »Ich sehe bloß keinen Grund aufzustehen.«
    »Bist du traurig? Deprimiert? Wie fühlst du dich gerade?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich fühle gar nichts.« Ähnlich ging es Fletch schon mal, als wir uns gerade kennengelernt hatten, aber da war es nicht ganz so schlimm. Damals konnte ich ihn recht schnell davon überzeugen, dass eine Depression kein Beinbruch ist. Ich habe ihm erklärt, hätte er Diabetes und müsste deswegen Medikamente nehmen, würde er doch auch nicht stigmatisiert. Und dann habe ich ihn zum studentischen Gesundheitszentrum geschickt, wo sie ihm Tabletten verschrieben haben, woraufhin er für die nächsten Jahre keinerlei Probleme mehr hatte.
    »Schlagen deine Medikamente nicht mehr an? Brauchst du vielleicht eine höhere Dosis?«
    »Wir können uns nicht die Tabletten und gleichzeitig Lebensmittel leisten. Also habe ich mich entschieden, lieber unsere Mägen zu füllen.«
    »Wie lange nimmst du sie schon nicht mehr?«
    »Zwei, drei Monate. Ich habe dir nichts gesagt, weil ich dich nicht beunruhigen wollte.«
    Fletch hat seine psychische Gesundheit geopfert, damit ich satt werde.
    Diesen Mann habe ich nicht verdient.
    Langsam wird es Zeit, dass ich einen Teil der emotionalen Last schultere. Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber ich werde mir irgendwas einfallen lassen, damit alles wieder ins Lot kommt.

     
    »Hallo, ich rufe an, weil ich mich erkundigen wollte, ob Sie in Ihrem Krankenhaus eine psychiatrische Notversorgung für Nichtversicherte anbieten …«
    »Ja, ich suche ein kostengünstiges Programm für meinen Mann, der unter Depressionen leidet …«
    »Sie wissen also nicht genau, ob Ihre Klinik auch nichtversicherte Patienten aufnimmt? Könnten Sie bitte nachfragen? Es ist wirklich wichtig …«
    »Ich habe einen Artikel über Ihre experimentelle Behandlungsform gelesen und wollte mich gerne erkundigen, ob mein Mann womöglich an der Versuchsreihe teilnehmen könnte …«
    »Sie sind meine letzte Hoffnung – kann ich ihn für dieses Programm anmelden oder nicht? Ähm … Okay, also, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, wenn ich das jetzt so direkt sage – aber LASSEN SIE SICH WAS EINFALLEN, DAMIT ES KLAPPT.«

     
    Okay, er ist drin.
    Als Nächstes muss ich irgendwas finden, wofür es einen Lohnscheck gibt. Und bis dahin mache ich Microsoft-Word-Selbstlerneinheiten.

     
    An: Personalleitung
Von: [email protected]
Datum: 17. Juni 2003
    Betreff: Stellenausschreibung für eine Marketingreferentin auf Monster.com
     
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    beigefügt mein Lebenslauf mit freundlicher Bitte um Beachtung bei der Auswahl eines Marketingreferenten für die freie Stelle in Ihrem Unternehmen. Und ehe Sie es sagen, erlauben Sie mir bitte, es selbst einzuwerfen

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