Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
dreireihige Perlenkette. Was davon sagt Ihnen: ›Vögelt gegen Geld vor laufender Kamera mit wildfremden Menschen‹?«
»Als heute Morgen eine ganze Horde Stripperinnen vor uns aus dem Aufzug gestiegen ist, meinte Mom: ›Ich kann einfach nicht anders, als ihnen auf die Brüste zu starren.‹ Ich glaube, ihr war nicht klar, dass da noch andere Leute im Aufzug waren, die das mit angehört haben«, erzählt Todd kichernd. Meiner Mutter und mir fehlt die Firewall im Gehirn, die verhindert, dass jeder Gedanken, der uns kommt, gleich unzensiert herausblubbert.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt denken, du amüsierst dich köstlich. Wie oft habe ich dich schon sagen hören, dass du Las Vegas hasst und niemals, nie im Leben dahin fahren würdest?«
Er zuckt die Achseln. »Ich sage viel, wenn der Tag lang ist, nur um dich zu ärgern.« 99
»Wenn ich verheiratet bin, behandelst du mich dann endlich wie einen erwachsenen Menschen? Und hörst auf, gemeine Artikel über mich zu schreiben? Versuchst mir nicht jedes Mal Geld aus den Rippen zu leiern, wenn wir uns sehen?«
»Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, aber weil es deine Hochzeit ist, mache ich dir ein Angebot. Du gibst mir fünf Dollar, und ich bin den Rest der Woche nett zu dir.«
»Du bist echt ein Prinz.«
»Genau.«
Missmutig drücke ich ihm fünf Eindollarscheine in die Hand. »Hey, Todd, wie hast du mich eigentlich hier draußen gefunden? Der Strand ist doch bestimmt zehn Hektar groß, ganz zu schweigen von der restlichen Pool-Landschaft.«
»Ich habe oben bei Mom und Dad aus dem Fenster geguckt und nach dem fettesten Klops am ganzen Strand Ausschau gehalten. Als ich einen weißen Wal gesehen habe, war ich mir ziemlich sicher, dass du das sein musst, und da bin ich.«
Ich strecke die Hand aus und verlange wortlos meine fünf Dollar zurück.
Widerstandslos händigt er sie mir aus. »Aber das war’s wert.«
»Mach schon, Mom. Wir müssen zu unserem Termin.« Es ist mein Hochzeitstag, und ich stehe auf dem Flur vor dem Hotelzimmer meiner Eltern, hämmere wie wild gegen die Tür und versuche, meine Mutter aus dem Bett zu bekommen. Ich kann es nicht fassen, dass ich sie doch tatsächlich raustrommeln muss. Bei dem ganzen Wirbel, den sie um die Hochzeit veranstaltet hat, hätte ich angenommen, sie wäre schon seit Sonnenaufgang auf den Beinen. »Wenn wir nicht auf der Stelle zum Spa runtergehen, haben wir keine Zeit mehr für Kaffee und Muffins.«
Meine Mutter macht die Tür auf, und entsetzt sehe ich, wie blass sie um die Nase ist. »Ach du lieber Himmel! Was ist denn mit dir passiert?«, rufe ich entgeistert.
»Pssst, krank. Sehr, sehr krank«, flüstert sie kaum hörbar und stützt sich an meiner Schulter ab. »Ich weiß gar nicht, warum. Dabei habe ich bloß ein Glas Wein getrunken.
»Mom? Wie kannst du behaupten, es sei bloß ein Glas gewesen, wenn der Kellner dir doch immer wieder nachgeschenkt hat.«
Empört schnappt sie nach Luft. »Jennifer, das ist eine Lüge! Ich trinke nicht! Und außerdem habe ich nur ein einziges Glas getrunken. Das war sicher eine allergische Reaktion auf die Tannine im Rotwein.«
»Du hast neben mir am Tisch gesessen, und ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Kellner dir mindestens fünfzehn Mal das Glas nachgefüllt hat. Du kannst es dir gerne selbst ausrechnen: Es waren nur zwanzig Gäste beim Probedinner, aber wir haben fünfzig Flaschen Wein geleert. Das macht im Durchschnitt etwa zehn Gläser pro Nase.«
»Ich habe keinen Kater! Ich bin krank! Ich habe gestern Abend zu viel fettes Essen gegessen, und das hat eine Kreuzreaktion mit den Tanninen hervorgerufen.«
»Ach, tatsächlich? Tja, wenn du keinen Kater hast, dann macht es dir sicher auch nichts aus, wenn ich von einem fettigen Schweinekotelett mit Zwiebeln erzähle, serviert in einem dreckigen Aschenbecher?«
»Nein!«, kreischt sie und stürzt zu dem Mülleimer neben dem Fahrstuhl.
»Willst du jetzt deine ›Ein Glas‹-Antwort noch mal überdenken?«
»Na ja, vielleicht waren es auch zwei Gläser, aber mehr nicht«, behauptet sie felsenfest. Während uns der Aufzug zum Spa-Bereich bringt, lehnt meine Mutter sich mit beiden Händen gegen die Wand, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Ach, schaut alle her, es ist Julia, die Königin der Leugner! Mom, weißt du noch, warum Fletch und ich das Probedinner gestern Abend so früh verlassen haben?«
»Ehrlich gesagt, nein.«
»Kannst du dich daran erinnern, wie du und
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