Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
besten Freunde und liebsten Verwandten sehen, und wir werden uns gefälligst AMÜSIEREN. Und warum? Weil alles bis ins kleinste Detail durchgeplant und von mir liebevoll organisiert wurde, sodass nichts dem Zufall überlassen wurde«, keife ich. Ich komme richtig in Fahrt und wettere gleich weiter: »Diese Hochzeit wird einfach PERFEKT, und deshalb will ich jetzt kein Wort mehr hören über Schokolade oder Menüfolgen oder Blumen oder sonst irgendwas. Das Gemecker und das Gejammer hören jetzt auf der Stelle auf. Und dann setzen wir alle ein breites, strahlendes Lächeln auf und benehmen uns wie eine normale, glückliche Familie, UND WENN ES DAS LETZTE IST, WAS WIR TUN. Es kann überhaupt nichts schiefgehen, weil ich mich um alles gekümmert und an sämtliche Eventualitäten gedacht habe. Also bitte ich alle Anwesenden, haltet ein und schweigt. Es wird toll.« Alle bitten verschreckt flüsternd um Verzeihung, und ich lehne mich mit einem triumphalen Grinsen im Gesicht zurück.
»Wohin?«, erkundigt sich der Chauffeur, der gerade auf dem Fahrersitz Platz nimmt.
»Ins Mandalay Bay, bitte«, entgegne ich.
»Wird bestimmt ein ziemlich wildes Wochenende im Mandalay«, meint er, als wir auf die Paradise Road einbiegen.
»Ach, tatsächlich«, erwidere ich großmütig. Sonst nervt es mich immer, wenn der Fahrer mir ein Gespräch aufdrängen will, insbesondere, wenn ich in Begleitung unterwegs bin. Aber ich versuche meiner Familie zu beweisen, wie umgänglich und nett ich bin. »Und warum das?«, frage ich mit geheucheltem Interesse.
»In dem Hotel steppt dieses Wochenende der Bär.«
»Wegen des Feiertags und des langen Wochenendes, meinen Sie?«
»Auch, aber vor allem wegen der Stripper und Pornostars.«
Verdatterte Stille macht sich auf den hinteren Sitzen breit.
»Sie wissen aber schon, dass dieses Wochenende die Erotik-Messe in Ihrem Hotel stattfindet, oder?«
Die nächsten drei Tage bringt mein Vater damit zu, sich vor meiner Mutter zu verstecken. Und da die zufälligerweise nichts Besseres zu tun hat, als an mir zu kleben wie eine Klette, ist auch Fletch wie vom Erdboden verschluckt. Gelegentlich erhaschen Mom und ich in einem der Restaurants oder Bars des Hotels einen flüchtigen Blick auf die beiden Abtrünnigen, die mit ebenfalls früher angereisten Freunden die Sau rauslassen. Ich bin froh, dass die beiden sich so gut amüsieren. Die Panikzustände meiner Mutter haben bisher ungeahnte Höhen erreicht, und wir zanken uns ununterbrochen wegen allem und jedem. ( »Bis Treasure Island zu laufen würde mindestens eine Stunde dauern, selbst wenn wir einen Teil der Strecke mit der Einschienenbahn fahren.« » Nein, bestimmt nicht.« »DOCH, BESTIMMT.« »Warum benutzt du keine Sonnencreme?« »Weil ich richtig knackig braun werden will.« »Davon bekommt man Hautkrebs.« »Bestimmt sterbe ich vorher an einem Herzinfarkt.« »Meinst du wirklich, es ist gut, so viel Geld an den Spielautomaten zu verschleudern?« »Das waren fünf Dollar in Fünfcentstücken!« ) Zum Glück ist mein Bruder gestern Abend angekommen, und obwohl er eigentlich ein Stinkstiefel ist, trägt seine Anwesenheit dazu bei, die Atmosphäre etwas zu entspannen. Er und Mom sind gerade irgendwo unterwegs. Ich weiß nicht, was sie machen, und will es auch nicht wissen, denn endlich bin ich ganz allein und genieße die herrliche, köstliche Einsamkeit.
Weil wir unser Geld zusammenhalten müssen und noch keine Geschenke bekommen haben, kann ich meine kostbare Freizeit nicht dazu nutzen, das zu tun, was ich sonst immer in Las Vegas mache. Da also sowohl Shoppen als auch Spielen gestrichen sind, tue ich was für meine Bräune. Mir gefällt es hier ganz prima, denn der Außenbereich des Mandalay Bay sucht seinesgleichen. Überall in der prächtigen, üppig grünen Parklandschaft verstreut laden Schwimmbecken und Whirlpools zum Baden ein, obwohl ich persönlich den riesigen Natursandstrand am Wellenbad am tollsten finde.
Aber heute hat es mir irgendwie den Spaß verdorben. Es scheint nämlich, als sei ich die Einzige am Pool, die nicht im Abspann von Analpiraten II genannt wird, und ich fühle mich reichlich unwohl. Eigentlich will ich gar nicht hinschauen, aber ich kann einfach nicht anders. Mal ehrlich, noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so viel Silikon auf einem Haufen gesehen! Das schlummernde Mädel rechts neben mir scheint unter ihren winzigen Augenklappen von einem Bikinioberteil hautfarbene Wassermelonen zu verstecken, und die Frau
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