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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Verbrechen nicht begangen haben, weil…«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich Polizist bin, es ist mein Job. Wenn Sie aber zwischen, wie Sie sagten, 18.30 Uhr und 19.30 Uhr nicht im Haus gewesen sind, ist das eine sehr wichtige Angabe. Stimmt das?«
    »Ja, ich hatte in Norrköping etwas zu erledigen.«
    »Sie haben Ihren Mann im Haus zurückgelassen, als Sie nach Norrköping fuhren?«
    »Ja, er hatte im Kaminzimmer Feuer gemacht, dort, wo…«
    »Ich verstehe. Wer hat Ihren Mann so grenzenlos gehaßt, wissen Sie das?«
    »Niemand hat meinen Mann gehaßt.«
    »Doch, Frau af Klintén. Jemand hat Ihren Mann mehr gehaßt, als wir beide uns überhaupt vorstellen können. Haben Sie die leiseste Ahnung, wer das sein könnte?«
    »Nein. Aber das da kommt doch nicht heraus, das darf einfach nicht herauskommen.«
    »Verzeihung, was meinen Sie? Wenn es um solche Verbrechen geht, fürchte ich, daß…«
    »Ich meine das mit… mit dem Hakenkreuz. Das ist ja so schändlich, man könnte glauben, daß…«
    »Nein, für uns ist es wichtig, daß das nicht herauskommt. Das ist zwar keine Garantie, aber es ist auch für uns wichtig, daß es nicht herauskommt. Aber wie meinen Sie? Man könnte was glauben?«
    Sie sammelte sich lange, bevor sie antwortete. Rune Jansson konnte nicht umhin, sie zu bewundern, doch gleichzeitig empfand er intuitiv so etwas wie Abscheu vor ihrem gefaßten Auftreten. Er würde nicht wollen, daß seine Frau sich so verhielt, wenn er selbst dort in dem Sessel gesessen hätte.
    Im Café Opera braute sich alles zu einer stürmischen Nacht zusammen, was vollkommen normal für Freitagabend war; anwesend waren mehr oder weniger bekannte Popsänger oder zumindest deren Musiker oder zumindest deren vermeintliche Bekannte oder die vermeintlichen Bekannten der Musiker, ferner weniger berühmte Schauspieler, da die berühmten erst später kommen würden, große oder kleine Börsenstars, ein vereinzelter Milliardär, Immobilienhaie, Torpedos aus der Unterwelt, gesellschaftskritische Journalisten, im Augenblick außer Dienst, ein ziemlich betrunkener und sehr berühmter Kriminologe, Horden vermutlich sehr junger Blondinen, vereinzelte Drogendealer, ein außerordentlich erfolgreicher Künstler, der Hundert-Kronen-Scheine in Rotwein tauchte und sie unter lautem Schmatzen nach und nach aufaß, und an dem langen Bartresen stand eine Mischung von dem, was man alltägliche, normale Leute nennt, das heißt Personen, die irgendwo angestellt waren und für ein Monatsgehalt arbeiteten, darunter jüngere Männer mit dunklen, wie Teflon glänzenden Anzügen und leicht heruntergezogenen Schlipsknoten und einem tragbaren Telefon in der Jackentasche, womit sie selbst an einem Freitagabend unterstreichen wollten, wie unendlich kostbar ihre Zeit war.
    In Stockholms In-Lokal Nummer eins also alles wie gewohnt. Zwei der jungen Männer am Bartresen, die ebenfalls Anzüge trugen, wichen leicht von ihrer Umgebung ab. Sie trugen weder goldene Armbanduhren noch sonstige Schicki-Micki-Attribute, wiesen einen geringeren Alkoholpegel auf und unterhielten sich leiser.
    Sie waren tief in eine militärhistorische Diskussion versunken. Einer der beiden war von riesenhaftem Wuchs und sprach Finnlandschwedisch. Er gab sich größte Mühe, seinen normal großen, im Gegensatz zu ihm jedoch fast zwergenhaften Freund in einer moralischen Frage zu überzeugen.
    »Fünfzehnhundert gottverdammte Panzer, siebzigtausend Tote und einhundertfünfzigtausend Verwundete hat Stalin investiert, und wir haben mit mindestens achtzehntausend Toten bezahlen müssen, während ihr uns dreimal im Stich gelassen habt. Verdammt noch mal, dabei fällt einem doch Petrus ein, der Jesus dreimal verleugnete, bevor der Hahn krähte«, sagte der Riese in leisem Unterhaltungston, der in starkem Gegensatz zu seinen Worten stand.
    »Richtig. Aber Petrus verriet, falls es so gewesen ist, denjenigen, den er am allerwenigsten verraten wollte, und außerdem ist es absurd, von ihr und wir zu sprechen. Immerhin ist das mehr als fünfzig Jahre her. Wir beide wurden etwa zwanzig Jahre danach geboren. Wir sind unschuldig, etwa so unschuldig, als wären wir Deutsche im gleichen Alter«, erwiderte der Schwede in dem gleichen leisen Unterhaltungston.
    »Dreimal hat Schweden uns im Stich gelassen«, fuhr der Riese verbissen fort, »dreimal hat uns dieser Per Albin Hansson verraten, der euer Nationalheld aus dem Krieg ist. Er wollte nicht mal Åland verteidigen, dieses Arschloch, dreimal hat

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