Guilty Pleasure - Heimliches Verlangen (German Edition)
des Raumes hinüber, während seine Hände wie ferngesteuert in einer Zeitschrift blätterten. Er musterte Dice’ Rückenpartie, die langen, schlanken Beine und die Muskeln seiner Arme. Er genoss es mit anzusehen, wie wunderbar gelassen Dice in der Gegenwart seiner Freunde war.
Ceely hatte gehofft, in den nächsten Stunden eine gewisse Gleichgültigkeit für den heutigen Morgen zu entwickeln. Doch seine Distanz zu Dice hatte genau den gegenteiligen Effekt. Die ganze Zeit war Ceely in Gedanken bei ihm und wurde zunehmend unkonzentrierter und gereizter.
Die Angelegenheit der vergangenen Nacht war wie eine Wunde, die permanent juckte, an die man aber nicht zum Kratzen kam. Und je mehr man sie zu ignorieren versuchte, desto öfter dachte man an sie. Es gab nur ein Heilmittel: Man musste die Kruste so schnell es ging abreißen.
Es war schwer für Ceely, in Dice’ Nähe zu sein, aber noch schwerer fiel es ihm, von ihm getrennt zu sein. Diese Tatsache konnte er nicht an sich hassen.
Kapitel 8
Dice spürte, das etwas anders war.
Er wurde das Gefühl nicht los, dass eine eigenartige Stimmung in der Luft lag und suchte nach der Ursache. An seinen Bandkollegen schien es nicht zu liegen. Greedy saß neben ihm, die Spielkonsole in der Hand und freute sich darüber, Sparkly im Street-Fighter-Kampf besiegt zu haben.
„Alter, ich hab’ dir doch gesagt, dass Blanka ’ne Niete ist. Hättest besser mal auf mich gehört und Chun-Li genommen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist sogar vorhanden … die langen, dunklen Haaren, die schön geschwungenen Lippen, die lieblichen Augen …“
Dice wich aus, als ein Kissen durch den Raum flog, mitten in Greedys Gesicht landete und das Lachen des Drummers erstickte. Der ganz normale Wahnsinn – genau das, was der Sänger an seinen Kollegen so schätzte. Doch heute fand er selbst daran nicht besonders viel Gefallen.
„Noch ein Wort und ich stopf’ dir dein freches Maul mit ’ner Billardkugel.“ Sparkly warf die schwarze Acht provozierend in die Luft und fing sie wieder auf.
Greedy lachte noch mehr, grunzte wie ein junges Ferkel und konnte sich kaum beruhigen. Er legte den Arm um Dice, animierte ihn, doch irgendetwas hemmte den Star heute, sich auf die allgemeine Fröhlichkeit einzulassen.
„Gib’s doch einfach zu, Kumpel. Du bist ein echter Playstation-Versager. Du hast noch nie gewonnen. Selbst Chika könnte dich schlagen.“
„Immer dieser virtuelle Mist. Früher haben wir noch wie richtige Männer gekämpft. Kein Wunder, dass du so dick bist, Greedy. Fingerbewegung verbrennt keine Kalorien.“
Dice beobachtete, wie Greedy aufstand und sich die Ärmel hochkrempelte.
„Soll das etwa eine Herausforderung sein?“
„Worauf du wetten kannst.“
„Nun denn. Möge der Bessere gewinnen. LOS.“
Grölend traten die beiden Jungs gegeneinander an, attackierten sich mit Billard-Queues und jagten sich durch den Raum.
Alles so wie immer, stellte Dice fest und begab sich in Deckung, als der Kampf gefährlich nah in seine Richtung driftete. Wahrscheinlich hatte er heute einfach einen schlechten Tag.
Das allgemeine Tohuwabohu kam ihm gelegen. Ein günstiger Moment für ein kleines Spiel mit Ceely, um seine Stimmung aufzubessern. Keiner seiner Freunde nahm Notiz von ihm, als er sich eine Banane aus der Obstschale griff, sich in eine Ecke lehnte und begann, sie in Seelenruhe zu schälen.
Doch als er möglichst verführerisch über die Spitze der Banane leckte, mit den Lippen daran saugte und sicher war, dass jeder seiner Fans davon kommen würde, blickte er zu Ceely und hielt erschrocken inne. Denn was er sah, konnte er kaum glauben. Oder besser gesagt: was er nicht sah, wollte er nicht verstehen.
Keine blauen Augen, die ihn hungrig anschmachteten. Kein leidenschaftlicher Blick, der sich nach Dice sehnte. Nichts von alle dem, denn Ceely schenkte ihm keinerlei Beachtung. Er war in eine Zeitschrift vertieft, die viel interessanter zu sein schien, als Dice’ jämmerliche Flirtversuche.
Der Sänger legte die Banane beiseite. Ihm war der Appetit vergangen und er versuchte, das schmerzende Ziehen in seinem Magen zu ignorieren.
Am Abend hatte ‚Guilty Pleasure’ einen Auftritt in einer Fernsehsendung. Sie gaben ein Interview, stellten ihre neueste Single vor, wurden bejubelt und fanden sich um kurz vor Mitternacht mit einer strahlenden Managerin zurück im Hotel ein.
Sie lobte, tätschelte Greedys Wange, schmeichelte Sparklys Frisur, ermahnte die Band aber im gleichen Atemzug, sich
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