Guilty Pleasure - Heimliches Verlangen (German Edition)
stand. Des Schrankes, in den er vor wenigen Augenblicken Ceely eingesperrt hatte und dessen Schlüssel er hart in seiner Hosentasche spürte.
„Alter, wir müssen dringend reden …“
Nur ein Satz und Dice ahnte, dass es ein langer Abend werden würde. Einer von Greedys Melancholie-Anfällen hatte ihm gerade noch gefehlt. Nervös starrte er auf den verschlossenen Kleiderschrank und schluckte.
„Du musst mir ein paar von deinen Tipps geben, Dice. Du weißt schon … es ist schon so lange her, dass ich …“
Dice verdrehte gedanklich die Augen. Das Thema hatten sie nun schon bis zur Unendlichkeit diskutiert. Keine Sprüche, kein verlockendes Parfüm und auch keine schicken Klamotten würden Greedy das besorgen, was er sich wünschte. Das Einzige, was ihm helfen könnte, wäre, abzunehmen – und zwar radikal. Warum Greedy das nicht einsah, verstand Dice nicht. Es gab doch nichts Schöneres, als einen schlanken, wohlgeformten, geschmeidigen Männerkörper. Genauso einer, wie hinter der verschlossenen Schranktür auf ihn wartete. Wahrscheinlich vor Aufregung und Hitze schmelzend. Was für eine Vorstellung.
„Wie lange ist es bei dir denn her?“
Dice blinzelte mehrmals und sah Greedy an.
„Was meinst du?“
„Na, wann hast du das letzte Mal? Gefickt?“
Der Sänger konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er hatte den Geruch von Sex noch in der Nase.
„Gute Frage.“ Dice kratzte sich am Kopf. „Ist auf jeden Fall schon eine ganze Weile her. Weißt du, so wichtig ist es mir nun auch nicht. Ein netter Abend in der Wanne, sich ein paar Mal einen runterholen … das hat schließlich auch was. Oder?“
Dice hätte sich selbst mit dem Preis für den besten Notlügner ausgezeichnet.
„Ich mach’s mir schon viel zu oft, Alter“, stöhnte Greedy und verzog den Mund. „Ich brauch’ zwischendurch unbedingt mal so eine feuchte, enge, warme …“
Bei Greedys Beschreibungen schaltete Dice einfach ab. Das wollte er nicht hören. Er fand es im Moment viel interessanter, dass Ceelys Schicksal in seinen Händen lag. Nur er hatte Macht über Ceelys Freiheit und der Gedanke an ihn, hilflos in der Dunkelheit, nur Dice’ Gnade überlassen … das hatte was.
Er musste diese Vorstellung schnell loswerden. Zumindest, so lange Greedy noch hier war. Er räusperte sich und schob seine Knie ein Stück auseinander.
„Du wirst schon wieder deine Gelegenheit bekommen, Kumpel. Die Tournee ist lang. Da ist genügend Zeit für heiße Abende.“
Dass Dice lauter sprach als zuvor, schien dem Schlagzeuger nicht aufzufallen.
„Wahrscheinlich … Aber eigentlich ist es nicht nur der Sex. Mir fehlt auch … wie soll ich’s sagen … die Nähe, weißt du? Der übliche Kram … Kuscheln, Schmusen … aber vor allem das Küssen. Ich möchte mehr, als nur einen schnellen Fick.“
Dice spürte, dass Greedy ihn erwartungsvoll ansah, doch er erwiderte seinen Blick nicht und starrte auf den kleinen Tisch vor sich. Er wusste, dass sein Kumpel recht hatte, doch er würde niemandem eingestehen, dass auch er Zärtlichkeiten vermisste. Vor allem nicht sich selbst.
Er stand auf und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Schrank.
„Wann bist du denn das letzte Mal neben jemandem im Bett aufgewacht, hm?“, wollte Greedy plötzlich wissen, und Dice bemerkte, wie seine Wangen warm wurden.
Er drückte sich noch dichter an das Holz hinter sich und zuckte mit den Achseln. Greedy drehte sich auf den Rücken und sah verträumt an die Decke.
„Glaub mir, es gibt nichts Schöneres, als morgens schon in den Arm genommen zu werden. Aber die Meisten sind nach ’ner schnellen Nummer schon wieder verschwunden. Es muss schon etwas ganz Besonderes sein, damit sich mehr entwickelt.“
Dice fing an zu schwitzen. Er zog am Kragen seines T-Shirts und fächerte sich Luft zu.
„Und, wenn du dann diesen einen, besonderen Menschen gefunden hast …“, fuhr Greedy fort „… dann erst beginnt dein richtiges Leben, Alter. Man muss was draus machen. Liebe ist so wichtig.“
Es war das erste Mal, dass Dice seinen Kollegen so sprechen hörte. Er wusste, dass Greedy einen weichen Kern hatte, aber dass er einmal so offen ihm gegenüber sein würde, hätte er nie erwartet. Er schloss die Augen, dachte darüber nach, was Greedy gesagt hatte. Kuscheln. Schmusen. Küssen? Es reichte doch, wenn Dice befriedigt wurde und befriedigen konnte. Mehr war für ihn nicht drin. Seine Karriere war viel zu wichtig, als dass er …
Seine Gedanken stockten
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