(Gummi-) Baerenstarke Kerle
erscheinen. Knapp, aber machbar! Ich wollte schließlich nur schnell zu Stefan rein, Versprochenes abholen und wieder verschwinden! Er sollte sich ja nicht einbilden, ich würde auch nur ein überflüssiges Wort mit ihm wechseln!
Beruhigt fuhr ich durch die freitagmorgendlichen Straßen. Berufsverkehr war vorbei und es war kaum ein Auto unterwegs. Genüsslich lenkte ich mein Entchen auf den vertrauten Parkplatz von Reinhardt und Sohn und musste bei dem Gedanken schmunzeln, zum letzten Mal hier sein zu müssen.
„Guten Morgen Jutta! Na, welche Farbe haben deine Fingernägel heute?“ , begrüßte ich die Empfangsdame.
„Bitte?“, sagte sie verwirrt und rief: „Herr Reinhardt möchte nicht gestört werden, Frau… äh…“
„Schon gut, ich bin seine Sekretärin, falls du mich nicht erkannt haben solltest! Ich denke , er erwartet mich sehnsüchtig!“, plapperte ich frech und freute mich diebisch über ihr saudummes Gesicht.
Es war erst zwanzig nach neun, aber ich wollte nicht mehr warten, ich stürmte einfach in sein Büro. Anklopfen hielt ich heute für überflüssig!
Fast hätte ich ihn wichsend auf der Ledercouch erwartet, aber er saß hinter seinem Schreibtisch und durchwühlte eigenhändig eine Tüte Gummibären, um sich die Roten herauszupicken. Welch vertrottelter Anblick.
„Einen wunder schönen guten Morgen! Soll ich Ihnen diese schwere Aufgabe noch ein letztes Mal abnehmen? Oder meinen Sie, Sie werden damit alleine fertig?“ Ohne seine Antwort abzuwarten griff ich mir die Tüte, ging rüber zu meinem alten Platz, zog zwei Schalen hervor und verteilte die Bärchen darauf. Wie Aschenputtel zählte ich die Roten in die eine und die Bunten in die andere Schale. Stellte ihm die Roten auf den Tisch und meinte: „Wollen wir tauschen? Bären gegen 150.000 Euro?“ Ungebremster Übermut steuerte mich und ich konnte nichts, nein, ich wollte nichts dagegen machen!
Er funkelte mich böse an! War ich zu weit gegangen? Aber warum eigentlich, sollte er die Sache doch locker sehen!
„Das Geld ist in dem Koffer dort an der Wand! Sie können ja nachzählen!“, giftete er.
Das war ja wie im Krimi! „In kleinen, unmarkierten Scheinen?“ , juxte ich weiter und ging zu dem Koffer. Sollte ich wirklich nachzählen? Nöö! Er würde sich nicht erlauben mich zu bescheißen! Schließlich war ich auf dem Weg zu seinem Vater. Ich öffnete den Koffer kurz, um wenigstens hineinzusehen. Boa! Was für eine Menge Scheine! Wo sollte ich hin damit? Ich konnte den Koffer doch nicht mit zum Frisör nehmen. Ein Schließfach am Bahnhof? Jetzt wurde es mir aber zu heiß, ich war doch keine Kriminelle! Der Koffer kam einfach mit! Wer würde schon so einen Haufen Kohle bei mir vermuten! Keiner, noch nicht mal ich!
„Dankeschön, Herr Reinhardt. Sie melden sich bei mir zwecks der weiteren Abwicklung und denken Sie an mein Zeugnis! Bitte heben Sie meine ausgeprägte Diskretion und Treue gegenüber meinem Arbeitgeber hervor! Ich möchte nicht, dass irgendjemand auf den Gedanken kommt, ich wäre auf unkonventionellem Wege an mein Geld gekommen!“ Mann, konnte ich arrogant sein! Ich warf meinen Kopf in den Nacken und strich mein Haar zurück. Mit hochgezogener Augenbraue wartete ich auf eine Reaktion.
Er schob sich einige Gummibären zwischen die Zähne, anscheinend um einen Wutanfall zu unterdrücken , und zischte: „Bilde dir ja nicht ein, du könntest mit mir umspringen wie mit einem ausgewrungenen Waschlappen! Denkst dir mit Ursula diese Komödie aus und meinst, da kommt nichts mehr hinterher! Prahlst damit sogar im Kaufhaus herum und machst dich hinternwackelnderweise in der Fußgängerzone über mich lustig! Frau Wegner wird sich auch noch wundern!“
Ich schluckte, davon hatte ich ihm garantiert nichts erzählt! Die Zahnräder in meinem Kopf setzten sich langsam in Bewegung und rasteten mit einem Knack ein. Er hatte es von Anfang an gewusst und sein Spiel mit mir getrieben! Ich war ihm in die Falle gelaufen, nicht umgekehrt ! Wahnsinn! Das musste ich erstmal verarbeiten! Geplättet nahm ich auf der Couch Platz. Auf die Knie gestützt atmete ich einige Male tief durch, um meinen nächsten Satz zu formulieren.
„ Wenn du im Kaufhaus warst und uns beim Einkaufen belauscht hast, kannst du mir keine Vorwürfe mehr machen! Dann hätte es bei dir gelegen, die Sache aufzuklären. Ein anständiger Chef hätte sich auf so etwas nicht eingelassen. Und ausgenutzt hast du meine missliche Lage ja allemal! Du hast in der
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